Flughafen-Megaprojekt in Lissabon gefährdet eines der wichtigsten Feuchtgebiete Europas
Die portugiesische Gesellschaft für Vogelkunde SPEA, kämpft gegen diese Entscheidung. Zusammen mit anderen portugiesischen NGOs hat die SPEA erklärt, dass sie die Angelegenheit vor Gericht bringen und bei der Europäischen Kommission einreichen werden, da das Projekt rechtswidrig ist und gegen europäische Richtlinien und internationale Verträge verstösst.
Der vorgeschlagene neue Flughafen ist Teil der geplanten Erweiterung des bisherigen Lissabonner Flughafens. Wie dies die portugiesische Regierung geplant hatte, soll dieser in Montijo, auf der anderen Flussseite der portugiesischen Hauptstadt, liegen. Der Standort liegt direkt an der Mündung des Tajo, in einem Gebiet, das ein Zufluchtsort für Zugvögel aus Feuchtgebieten ist, die dort jeden Winter zu Tausenden zusammenkommen.
Wenn die portugiesische Regierung das Projekt vorantreibt, lässt sie ausser Acht, welche Auswirkungen die Platzierung eines Flughafens an diesem Hotspot auf Vögel und Umwelt-, aber auch auf die Sicherheit der Passagiere hat. Bei der (obligatorischen) Umweltverträglichkeitsprüfung, die als Grundlage für die Entscheidung dienen sollte, wurden weder die 60‘000 Uferschnepfen, die sich jeden Winter in der Flussmündung aufhalten, noch der Braunsichler berücksichtigt, dessen Zahl von Jahr zu Jahr steigt: In diesem Jahr wurden Schwärme von über 50‘000 Vögeln beobachtet. All diese Vögel sowie eine beträchtliche Anzahl grösserer Vögel wie Flamingos würden sich auf der Flugroute des neuen Flughafens befinden, so dass Vogelschläge fast unvermeidlich wären.
"Die Regierung schlägt ein grosses Budget für Ausgleichsmassnahmen vor, aber Tatsache ist, dass man Vögel nicht einfach dafür bezahlen kann, dass sie woanders hinziehen. Sie halten sich hier auf, weil dieser Ort die besten Bedingungen bietet, und das wird sich nicht ändern", sagt Domingos Leitão, Exekutivdirektor der SPEA.
Um die Sache noch schlimmer zu machen: Viele der von der Regierung vorgeschlagenen Massnahmen zur Milderung oder Kompensation der Umweltauswirkungen des Flughafens sind eigentlich Massnahmen, zu denen Portugal bereits verpflichtet ist, um die Arten und Lebensräume dieses Naturreservats zu schützen, das als Natura-2000-Gebiet eingestuft ist, weil es eines der wichtigsten Feuchtgebiete Europas ist.
Die Auswirkungen des Flughafenbaus in Montijo könnten weit über die portugiesischen Grenzen hinaus katastrophale Folgen haben, da die Vögel, die in der Region überwintern, aus ganz Nordeuropa kommen. Trotz der Bedenken, die von WissenschaftlerInnen, Umwelt-NGOs, IngenieurInnen und SicherheitsexpertInnen geäussert wurden, hat die portugiesische Regierung dem Projekt zugestimmt. Die SPEA und ihre Partner prüfen nun, wie es gestoppt werden kann.