Das neueste Schiff von AIDA-Cruises ist immer noch eine Giftschleuder. Umweltgruppen kritisieren die mangelnde Lernfähigkeit in Sachen Treibstoff.
"Kein Stickoxidkatalysator, kein Russpartikelfilter, kein sauberer Treibstoff. Mit der AIDAstella macht die Reederei weiter wie bisher und verpasst damit die Chance, Umweltvorreiter der Kreuzfahrtbranche zu werden", so die Vorwürfe. "Anders, als der Name vermuten lässt, funkelt hier nach wie vor nur die Fassade, unter Deck aber geht der Schweröl-Wahnsinn weiter", meint NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
Kaum klare gesetzliche Richtlinien
"Bei den Luftschadstoffen gehören Schiffe immer noch zu den grössten Umweltverpestern. Ein Schiff produziert so viele Luftschadstoffe wie fünf Mio. moderne PKW", so Oeliger. Das sei nur deshalb möglich, weil es bisher keine Gesetze gibt, die den Betrieb mit dem billigen Schweröl verhindert. Schweröl ist das erste, was bei der Fraktionierung in der Raffinerie abfällt. An Land müsste das Öl, das Stickoxide, Schwefeloxide – vor allem Schwefeldioxid – und Russ enthält, als Sondermüll entsorgt werden.
Schweröl ist um 30 bis 40 Prozent billiger als Dieselöl und darf an Land nicht verfeuert werden – kein Wunder, denn es enthält 3’500 Mal so viel Schwefel wie andere Kraftstoffe. "Partikelfilter würden bei Schweröl übrigens rein physikalisch nicht funktionieren, weil sie verstopfen würden", kritsiert Oeliger.
Schiffe haben auch Dieselöl gebunkert
Dort, wo gesetzliche Vorschriften zur Luftreinhaltung existieren, fahren die Schiffe mit gebunkertem Dieselöl. Bei der harvarierten Costa Concordia waren 17 der insgesamt 21 Tanks mit Schweröl befüllt, die restlichen mit Dieselöl. Aufgrund seiner zähflüssigen Konsistenz muss das Schweröl zum Befüllen erst erhitzt werden. Bei der Concordia war das Abpumpen des Schweröls eine grosse technische Herausforderung.
Umweltgruppen sind sich über die Schadstoff-Emissionen im Schiffsverkehr ziemlich einig und fordern seit Jahren Änderungen. Die Standards der Internationalen Maritimen Organisation schreiben erst ab 2020 einen maximalen Schwefelanteil von 0,5 Prozent bei Schiffstreibstoffen vor. Bis dahin dürfen die Schiffe weiterhin die Luft verpesten. "Das sind sehr langsame und langwierige Prozesse", bestätigt Oeliger.
"Vergleicht man die Schadstoffemissionen des Autoverkehrs mit den immer strengeren Abgasvorschriften, dann kommt man zum Schluss, dass hier sehr viel Gutes geschehen ist. Das gleiche sollte möglichst bald auch auf hoher See gelten", meint Oeliger. Bis es so weit sei, müsse man diese Diskussionen im Licht der Öffentlichkeit führen und notwendigerweise auch Druck damit zu erzeugen.