Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) feiert seinen 70. Geburtstag
Vor 70 Jahren, am 4. Mai 1944, wurde in Basel die Gründung des Schweizerischen Tropeninstituts (STI) beschlossen. Seither ist aus dem kleinen Forschungs-, Lehr- und Dienstleistungsbetrieb eine Institution von globalem Ausmass geworden: Das Swiss TPH beschäftigt heute 700 Mitarbeitende aus über 60 Nationen. Das Institut war massgeblich daran beteiligt, die interdisziplinäre Forschung über Afrika in Basel zu etablieren und war Gründungsmitglied des Zentrums für Afrikastudien Basel (ZASB) im Jahr 2001. Weiter assoziiert mit diesem Zentrum sind das Museum der Kulturen in Basel die Basler Mission und die Basler Afrika Bibliographien. Neben einem Masterstudiengang werden ein PhD-Programm und eine Weiterbildung für Berufsleute angeboten. Seit 2007 wird vom Bund ein bilaterales Forschungsprogramm zwischen Südafrika, respektive Tansania und Côte d’Ivoire unterstützt, bei dessen Einrichtung das Swiss TPH eine führende Rolle übernahm. Schon 1999 wurde eine erste Zusammenarbeit mit der Philosophisch-Historische Fakultät der Universität Basel realisiert: Brigit Obrist van Eeuwijk (seit 2007 Titularprofessorin) war als Ethnologin in verschiedenen Projekten des Swiss TPH involviert und übernahm eine Brückenposition.
Forschung schafft Arbeit
Der Institutsgründung lagen heimische Motive zugrunde. Der zweite Weltkrieg schürte die Angst vor einer Massenarbeitslosigkeit in der Schweiz und ein Tropeninstitut sollte jungen Schweizerinnen und Schweizern den Sprung ins tropische Ausland erleichtern. Im Unterschied zur Universität Basel bot das STI neben der Lehre und den Forschungstätigkeiten auch medizinische Dienstleistungen an. Die Forschungstätigkeit wurde anfänglich stark von den Interessen des Direktors, Rudolf Geigy, bestimmt. An erster Stelle standen Studien zu den Erregern und Überträgern tropischer Krankheiten, wie dem von Zecken übertragenen afrikanischen Rückfallfieber, der afrikanischen Schlafkrankheit oder der Malaria.
Entwicklungspolitik und die Gründung von Partnerinstituten
In den 1950er-Jahren errichtete das Tropeninstitut Feldlaboratorien in Afrika: Das Centre Suisse de Recherches Scientifiques (CSRS) an der Côte d’Ivoire und das Swiss Tropical Institute Field Laboratory (STIFL) in Ifakara, Tanganyika (heute Tansania). Beide Institutionen wurden in den Strudel der Weltpolitik hineingezogen. Mit der Unabhängigkeit der afrikanischen Länder vollzog das STI den Schritt von der Forschung zur aktiven Entwicklungshilfe. Insbesondere Tansania wurde zu einem Brennpunkt der schweizerischen Entwicklungsarbeit. Heute ist das Ifakara Health Institute (das ehemalige STIFL) eine der wichtigsten Forschungseinrichtungen im südöstlichen Afrika. So entwickelt es zum Beispiel neue Impfstoffe gegen die Malaria und Massnahmen zur Stärkung des tansanischen Gesundheitswesens. Eine vergleichbare Entwicklung hat auch das CSRS vollzogen. In Partnerschaft mit dem STI ist es zu einer bedeutenden Forschungs- und Umsetzungsinstitution für die Côte d’Ivoire und die ganze Region geworden.
Wachstumsschub in den Neunzigerjahren
In den Neunzigerjahren hat das STI einen bis heute ungebremsten Wachstumsschub erfahren. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einerseits erforderte die Mitarbeit an grossen Interventionsstudien in Afrika den Ausbau der Molekularbiologie in Basel. Andererseits begann das STI nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion neue Gesundheitsmärkte in Osteuropa zu erschliessen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des 1997 gegründeten Swiss Center for International Health (SCIH) halfen mit ihrem Dienstleistungsangebot, die Gesundheitssysteme der ehemaligen Ostblockländer zu stärken. Bereits in den frühen Neunzigerjahren war das STI also nicht mehr "nur" ein Tropeninstitut. Es dehnte seinen Aktionsradius kontinuierlich auch nach Osteuropa und Zentralasien aus.
Umwelt und nicht übertragbare Krankheiten
Wichtige Veränderungen sind auch neueren Datums. Das Tropeninstitut realisierte, dass sein Wirken gerade auch auf lokaler und nationaler Ebene gestärkt werden muss, und dass neue globale Herausforderungen wie die Umweltrisiken oder die Ausbreitung der nicht übertragbaren Krankheiten anzugehen sind. Im Jahr 2009 integrierte es deshalb das ehemalige Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Universität Basel und nennt sich fortan Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH). Mit dieser Integration wurden die Expertisen des Swiss TPH um die Bereiche Umwelt-Gesundheits-Forschung, Epidemiologie nicht übertragbarer Krankheiten, genetische Epidemiologie und einen zusätzlichen Genderschwerpunkt erweitert. Das Jubiläumsjahr läutet auch einen Wechsel an der Institutsspitze ein, wird doch 2015 mit Professor Marcel Tanner jene Person pensioniert, die den Ausbau des Instituts in den letzten Jahren vorangetrieben hat.
Lukas Meier studierte Geschichte und Politikwissenschaften an den Universitäten Basel, Bern und Wisconsin Madison und promovierte 2012 an der Universität Basel. Zu seinen Forschungsinteressen gehören Afrikanische Geschichte und Wissenschaftsgeschichte.
Der arbeitskreis tourismus & entwicklung gratuliert zum stolzen Jubiläum.