Die Industrieländer fordern im Zuge der laufenden Verhandlungen zu den Dienstleistungsabkommen (GATS) bei der Welthandelsorganisation von den Entwicklungsländern eine weitreichende Öffnung ihrer Märkte in verschiedensten Dienstleistungsbereichen, darunter auch dem Tourismus. Während die Liberalisierungsforderungen an die öffentlichen Dienste wie Gesundheit, Bildung, Wasser- und Energieversorgung von Nichtregierungsorganisationen weltweit scharf kritisiert werden, sind die Auswirkungen weiterer Liberalisierungen und Deregulierungen im Tourismus bisher noch kaum Gegenstand breiterer öffentlicher Debatten. Auch wurden die Folgen der Marktöffnungen, welche die Mehrheit der Länder der Welt 1994, beim Abschluss der Uruguay-Runde des GATT, in diesem Sektor grosszügig zugestanden haben, bislang nie genauer evaluiert. Erfahrungen und Fallbeispiele aus verschiedensten Ländern der Welt zeigen aber, dass gerade innovative Ansätze von umwelt- und sozialverantwortlichem Tourismus immer wieder bedroht werden durch neue Liberalisierungen und Deregulierungen, die zu Privatisierungen, Spekulation, dem Raubbau an der Natur und der Ausbeutung der Menschen in den Tourismusgebieten führen. Der Tourismus ist – das wird in den Liberalisierungsverhandlungen oft unterschätzt – ein sehr komplexer Sektor, der eng mit verschiedensten Wirtschaftszweigen verknüpft ist und tief in die soziale Struktur und den Alltag der Menschen in den Zielgebieten eingreift. Weitere Liberalisierungsforderungen können ganz direkt auch die dringend benötigten Bemühungen zur Reduzierung der Armut unterlaufen, zu denen der Tourismus als weltweit führender Wirtschaftszweig beitragen soll. Darauf verweisen die Erklärung von Bern und der arbeitskreis tourismus & entwicklung in ihrem neuen Positionspapier. Sie fordern die Schweizer Regierung auf, unter anderem ihre Liberalisierungsbegehren an die Entwicklungsländer im Tourismusbereich zu veröffentlichen und keine weiteren Liberalisierungen einzufordern, bevor die Auswirkungen bisheriger Marktöffnungen im Tourismus nicht sorgfältig evaluiert wurden.

Das Positionspapier ist in gedruckter Version erhältlich bei www.evb.ch oder bei: arbeitskreis tourismus & entwicklung, Missionsstr. 21, CH-4003 Basel;
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