Dealen mit dicker Luft: Für ein besseres Reise-Klima
Während traditionelle Flug- und Reiseanbieter noch krampfhaft überlegen, wie sie an ihren Preisen schrauben können, um gegen die Billigflieger zu bestehen, brauen sich längst ganz andere Gewitter am Himmel zusammen. Die internationale Politik holt den Flugverkehr, der lange als der unantastbare Herr der Lüfte galt, auf den Boden der irdischen Realitäten zurück. Der Flugverkehr wird zunehmend als Klimakiller Nr. 1 unter den Verkehrsträgern erkannt. Mit seinem rasanten Wachstum stellt er die Erreichung der Klimaschutzziele in Frage, bleibt aber aus den internationalen Verpflichtungen zum Klimaschutz, insbesondere dem Kyoto-Protokoll, ausgeklammert und weitgehend von Steuern befreit. Frankreich will auf Vorstoss seines Staatspräsidenten Jacques Chirac ab kommenden Sommer eine Steuer auf Flugtickets erheben, die gezielt Massnahmen im Gesundheitsbereich zur Bekämpfung der weltweiten Armut zugeführt werden soll (siehe akte-Kurznachrichten 1/2006). Nun macht auch die EU ernst: Die Luftfahrt soll für ihre klimaschädigenden Emissionen direkt in die Pflicht genommen werden. EU-Umweltkommissar Stavros Dimas will bis Ende 2006 eine Richtlinie vorlegen, die den Flugverkehr in den mit dem Kyoto-Protokoll in Kraft gesetzten Handel mit CO2-Emissionen einbezieht. Ab 2008 sollen Airlines nur mehr eine vorgegebene Menge an Kohlendioxid ausstossen; produzieren sie mehr Emissionen, werden sie zur Kasse gebeten bzw. müssen zur Kompensation Emissionsrechte aus anderen Ländern zukaufen, die weniger „dicke Luft“ verursachen. British Airways macht bereits vor, wie der Emissionshandel bei Fluggesellschaften funktioniert; allerdings kompensiert sie vorerst nur ihre inländischen Flüge, die gerade mal acht Prozent am Gesamtumsatz ausmachen. Das Ringen um die Bestimmungen der neuen Richtlinie hat bereits begonnen. Klar ist vorerst nur: Die Luftfahrt ist nicht länger tabu, sie wird in internationale Verpflichtungen eingebunden. Das wird das Reisen verändern. Denn Fliegen wird teurer, ob nun wegen Armutssteuern, Emissionsbeschränkungen oder ganz einfach dem Kerosinpreis, der unweigerlich steigt, weil die Ölvorräte der Erde begrenzt sind und künftig um jeden Tropfen noch härter gekämpft wird. Die Luft wird damit fürs Reisen sicher dünner, das Klima aber hoffentlich besser./ plus