3 x Raus, 3 x Anders – Teil 2: Cédéric

Mein Fokus ist es, den Zufall spielen zu lassen. Ein Video-Call mit David, Noah und Sasa bildet den Startschuss für die Experimente: Ich ziehe vor deren Augen die Himmelsrichtung, die Anzahl Gegenstände, die Marschzeit zum Schlafplatz, das Fortbewegungsmittel und das Sinnesorgan im Losprinzip. Meine Liebe zur Spontaneität ist gepaart mit dem Reiz der Einschränkung.  

Das Material (neben Kleidung, Essen und Rucksack) ist rasch bestimmt: Feuerzeug, Schlafsack und Hängematte. Startpunkt: Hirschmattquartier Luzern. Das erste Dilemma: Nach Osten heisst über den Vierwaldstättersee schwimmen. Nun ja, anstatt die Uhr konstant anzustarren und dogmatisch nach Osten zu gehen, vertraue ich auf mein Bauchgefühl und lege die Himmelsrichtung grosszügig aus. Zumal kein Fischer auffindbar ist, den man um eine Überfahrt bitten könnte. Also erstmal den Strassen entlang. Den Flieder am Strassenrand, schon fast verblüht, nehme ich intensiv wahr – er weckt in mir Erinnerungen an den Urlaub in Italien. Ich liebe diesen Geruch. Ein kleines Stückchen Ausland im Inland. Via Wald gelange ich zu einem kleinen Wasserfall. Den kenne ich gar nicht, wobei er nur eine halbe Stunde von meiner Haustüre entfernt ist! Nun gehts abwärts Richtung See – und wieder stehe ich am Wasser und komme nicht weiter. Mir bleibt keine Wahl, ich folge erneut den vorbeirauschenden Autos. Obschon mich der Verkehr nervös macht, beobachte ich das Aufeinandertreffen von Natur und Zivilisation: Eidechsen huschen an mir vorbei, Pflänzlein kämpfen sich stellenweise durch den Asphalt. Die Strasse zieht sich hin, die vorgegebene Marschzeit vergeht schnell, der Fuss der Rigi kommt näher und es regnet leicht. Nun setzt auch noch die Steigung ein und die Uhr gibt mir noch rund eine Stunde bis zum Schlafplatz. Eigenartig aufgrund des Wetters und des steilen Geländes aber ich trage ein Vertrauen in mir, dass ich einen guten Schlafplatz finden werde. Es macht mich «kribbelig» und trotzdem ist es schön, mal kein Ziel anzusteuern. Plötzlich werde ich aus den Gedanken gerissen: eine Alp. Es scheint niemand zuhause zu sein. Ich freunde mich mit dem Gedanken an, dass ich allenfalls auf der Bank vor der Hütte übernachten werde. Etwas Schutz muss sein. Aus dem Nichts geht die Türe auf und eine Mitarbeiterin der Alp steht vor mir. Ich frage sie, ob ich draussen schlafen darf. Anzubieten habe ich nichts: Handy sowie Portemonnaie sind bewusst zuhause geblieben. Und trotzdem, sie überlässt mir einen Platz im leeren Massenschlag. Ein Glücksmoment! Draussen prasselt der Regen auf das Dach und ich habe mehr als nur Schutz gefunden: gute Gespräche, einen atemberaubenden Sonnenuntergang über dem Vierwaldstättersee und einen tiefen Schlaf auf einer bequemen Matratze. 

Der Morgen begrüsst mich mit einem Frühstück und, nach einem Marsch runter an den See, einer Begegnung mit Christian und Barbara. Die wassern ihr Boot gerade ein. Da ich gestern die Bootsfahrer im richtigen Moment nicht erwischt habe, ist das jetzt meine Chance. Ich wage es zu fragen, und kurz danach sitze ich vorne im Boot Richtung Meggenhornsteg. Dieser Herr Zufall meint es gut mit mir und der See bietet mir eine komplett andere Perspektive auf die vorbeiziehende Landschaft. Nach der Überfahrt lasse ich die lieben Bootsfreunde hinter mir (sie müssen noch Bootsmanöver üben) und erreiche eine einladende Badestelle. Bevor ich den Sprung in den See wage, spanne ich meine mitgebrachte Hängematte auf. Aus Trotz, immerhin begleitet diese mich auf dem Abenteuer. Ich höre den Umgebungsgeräuschen zu und schaukle friedlich vor mich her. Und dann gehts heimwärts. Ich fühle mich, als hätte ich mehrere Tage Urlaub hinter mir.  

fairunterwegs-Sommerchallenge #sightnichtweit

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Förderpartnerschaft mit Transa

Dieser Beitrag erschien im Transa-Magazin 4-Seasons Sonderheft #38 vom Sommer 2020. Im Rahmen unserer Förderpartnerschaft führen fairunterwegs und Transa auch dieses Jahr wieder eine gemeinsame Sommeraktion durch, dieses Mal zum Thema "Sightseeing gleich um die Ecke".