Der ehemalige Tourismusminister von Bali möchte die Anzahl der Urlaubsgäste begrenzen
Mit der Forderung nach der Deckelung der Besucherzahl nimmt der ehemalige Tourismusminister von Bali, I Gede Ardika, die Warnungen auf, die viele kritische BürgerInnen bereits in den späten 1990er Jahren äusserten. Damals boomte der Tourismus, und viele Behördenmitglieder träumten öffentlich davon, weitere Millionen von Reisenden auf die Insel zu locken.
Schon damals fürchteten viele, dass der Massentourismus die natürlichen Ressourcen der Insel überbeansprucht und warnten vor dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft und Umwelt. Letzten Endes, sagten sie voraus, würde diese Art von Tourismus den Wohlstand, den der Fremdenverkehr der Insel zunächst brachte, wieder zunichte machen.
Diese Ansicht war weder damals populär noch ist sie es heute. Bali verfügt zurzeit über 60’000 Hotelzimmer rechnet bis 2014 mit einer Zunahme um weitere 10’000 Zimmer. Immer mehr Verwaltungsbezirke betrachten den Tourismus als geeignetes Mittel, um ihren Wohlstand zu steigern. Wenn in diesem Umfeld laut über eine Beschränkung der Besucherzahl nachgedacht wird, kommt dies einer Blasphemie gleich.
Trotzdem scheute sich Ardika, der jetzt dem Ethikausschuss der UN-Welttourismusorganisation UNWTO angehört, nicht, von der Lokalregierung zu verlangen, dass sie die Interessen der Bevölkerung schützt. "Die Bevölkerung leidet bereits an Wassermangel. Was passiert mit den Subaks1, wenn die Insel von zig Millionen BesucherInnen überrannt wird? Die Bevölkerung könnte letzten Endes gezwungen sein, Flaschenwasser zu kaufen, um ihren Trink- und Kochwasserbedarf abzudecken." Ardika wies auch auf die Abnahme von bewaldeten Gebieten und die zunehmende Umwandlung von landwirtschaftlichen Flächen in Bauland hin, der jährlich Hunderttausende Hektar Reisfelder zum Opfer fallen. Die Insel weise jedes denkbare Anzeichen einer Überbeanspruchung ihrer natürlichen Lebensgrundlagen auf.
"Die Touristen kommen nicht nach Bali, weil sie sich nach luxuriösen Unterkünften und touristischen Einrichtungen sehnen. Sie besuchen unsere Insel wegen ihrer wunderschönen Natur, ihrer herrlichen Landschaften und ihres reichen kulturellen Erbes", mahnte Ardika. "Der Massentourismus bedroht ausgerechnet dieses Kapital."
Eine Studie, die das französischen Beratungsunternehmen SCETO in den 1970er Jahren erstellt hatte, um einen Entwicklungsplan für Bali auszuarbeiten, geht von einer Tragkapazität von vier Millionen BesucherInnen pro Jahr aus. Bei dieser Besucherzahl würde die Lebensqualität der örtlichen Bevölkerung nicht beeinträchtigt. 2011 kamen jedoch 2,7 Millionen ausländische und 5,67 Millionen indonesischen Gäste. Diese Zahl ist fast doppelt so hoch wie die Einwohnerzahl von Bali, die 2012 bei acht Millionen lag, und geht bei weitem über die von SCETO empfohlene Höchstgrenze hinaus.
"Projekte wie die Flughafenerweiterung und der Bau einer neuen Schnellstrasse zeigen, dass die örtlichen Politiker nach wie vor an ihrem Expansionkurs festhalten", bedauert Ardika.
1 traditionelle Bewässerungssysteme für die Reisterrassen