Hört der fairunterwegs-Koffer das Wort Komodo, so tauchen vor seinem inneren Auge furchterregende Riesenechsen auf – die Komodowarane eben – umrahmt von tiefblauem Meer und der Küste von Flores. Die indonesische Insel Flores ist reich an natürlichen Ressourcen. Auf den fruchtbaren Böden der Hügel und Wälder, die sich über die schlangenförmige Hauptinsel erstrecken, können üppige Ernten eingefahren werden: Reis, Tropenfrüchte und Gemüse – darunter die Wassermelone, zu der Ruedi Nützi, Swisscontact-Projektleiter in Flores, folgende Geschichte erzählt.
Im Jahr 2002 schloss sich Mans Jandi, ein Bauer von Watulangkas (10 km südlich von Labuan Bajo) Gapoktan an – einer Gruppe von etwa 20 Bauern, deren Gemüseanbau von der Lokalregierung finanziell unterstützt wird. Im Gegenzug für die finanzielle Unterstützung stellte Mans Jandi der Gruppe ein Stück seines Landes zur Verfügung.
Alles lief gut, aber Jandi hatte schon immer eine andere Vision: Er wollte biologischen Landbau betreiben. Er war von der Nachhaltigkeit dieser Methode überzeugt, weil sie die Bodenfruchtbarkeit erhält und die Wasserressourcen schont. Er beschloss, seinen Traum umzusetzen – entgegen der Meinung der anderen Bauern in der Gruppe, die den bereits bekannten Anbau mit Dünger und Pestiziden einfacher fanden und sich davon schnellere Gewinne erhofften. Leider teilte die Regierung die Meinung der anderen Gruppenmitglieder.
Obwohl Jandi von den anderen Bauern der Gruppe ausgeschlossen wurde, beschloss er nicht aufzugeben. Getreu seiner Überzeugung machte der 43-Jährige weiter und produzierte Reis und Gemüse im biologischen Anbau. Mehrmals bat er das lokale Landwirtschaftsamt um Unterstützung für seinen Biolandbau, doch wurde er jedes Mal mit dem Argument abgewiesen, die von ihm praktizierte Landwirtschaftstechnik sei unüblich und er arbeite nicht mit einer Gruppe zusammen.
Als der Tourismus Anfang 2011 an Popularität gewann, sah der Vater zweier Söhne und einer Tochter die Chance, dass sich der Wind in eine günstigere Richtung drehen könnte. Er nahm seinen Mut zusammen und fragte die Hotels in der Nähe an, ob er sie mit seinen Produkten beliefern könne. Anfänglich erhielt er zwar verschiedene Zusagen, doch bald war das Interesse, das die Hotels in den Gesprächen signalisiert hatten, abgeflaut.
Doch so schnell gab er nicht auf. Schliesslich gehört er zur Volksgruppe der Manggarai, die für ihren Mut bekannt ist. Er erkundigte sich, recherchierte, und, einem inneren Impuls folgend, beschloss er Wassermelonen anzubauen. Mangels Erfahrung und angemessener Planung fielen die ersten 1’000 Wassermelonen Krankheiten zum Opfer und landeten im Abfall statt auf den lokalen Märkten und in den Hotels. Doch immerhin konnte er die andere Hälfte verkaufen.
Im Dezember 2012 trat eine glückliche Wendung ein: Jandi kam zufällig mit Swisscontact in Berührung. Ein kurzes Treffen mit Swisscontact entpuppte sich als Türöffner für eine weitreichende Zusammenarbeit im biologischen Anbau von Wassermelonen. Er sagt: "Was mir am Ansatz von Swisscontact gefiel, war, dass die Organisation nicht nach meinem Hintergrund fragte und ob ich allein oder in einer Gruppe arbeite, sondern nur, ob ich bereit sei. Das gab mir Hoffnung und Vertrauen und war die eigentliche Unterstützung." Die Partnerschaft mit Swisscontact verschaffte Jandi Zugang zu Informationen und zum Markt, das heisst zu Hotels, Restaurants und zu anderen Biobauern. Alle seine Anstrengungen und seine Geduld zahlten sich jetzt aus.
Mans Jandi trifft sich regelmässig mit Swisscontact zu Sitzungen und nimmt an Weiterbildungen in Manggarai Barat teil. Zudem steht er in engem Austausch mit KADIM – einem Landwirtschaftsprojekt von Swisscontact mit dem Schwerpunkt Marktzugang. Seine Sorgen sind verflogen und er hat seinen Horizont erweitert und vor allem auch seine Kreativität vergrössert.
Im Juli 2013 erreichte er mit seiner Biofarm einen neuen Meilenstein und erntete die Früchte seiner Beharrlichkeit und seiner harten Arbeit. Was er in den Weiterbildungen bei Swisscontact gelernt hatte, setzte er auf seinem zwanzigmal zwanzig Meter grossen Landstück um, auf dem er 120 Wassermelonenstauden zog. Der Ertrag fiel zwar etwas geringer aus, doch verdiente er damit praktisch dasselbe wie mit der früheren Produktion. Der eigentliche Forschritt war aber, dass er 95 Prozent seiner Ware an Hotels und Restaurants in Labuan Bajo verkaufen konnte.
Die Nachricht vom Erfolg des Wassermelonenanbauers Mans Jandi machte in Manggarai Barat die Runde und brachte ihm den Besuch des Leiters des regionalen Landwirtschaftsamts samt Team ein. Er dankte Jandi für seine harte Arbeit und sagte, er sei wirklich froh, dass es in Manggarai Barat endlich eine Biofarm gebe. Später half Jandi bei der Ausbildung von acht Studenten der lokalen Landwirtschaftsschule in Datak – einem weiteren Swisscontact-Projekt – in einem fünftägigen Feldprojekt, das von Swisscontact organisiert und von Jandi mitfinanziert worden war.
Doch es gibt noch viel zu tun und Mans Jandi kann sich nicht auf seinen Loorbeeren ausruhen. Nun gibt es eine Nachfrage nach biologischen Produkten und er muss dafür sorgen, dass er sie befriedigen kann. Er hat einige lokale Bauern angefragt, ob sie ebenfalls bereit wären, auf Biolandbau umzustellen, und hofft auf weitere Unterstützung von Swisscontact, damit mehr Bauern der Region biologisch produzieren. Die Unterstützung von Regierung und Bauern ist dringend nötig, um die künftigen Herausforderungen anzupacken, und Swisscontact hat den Weg für einen Erfolg durch Zusammenarbeit aufgezeigt.
Der fairunterwegs-Koffer hofft, dass nicht nur alle Gäste, die in Flores ihren Durst mit einer Wassermelone löschen, an das Beispiel von Mans Jandi denken, dem ebenso unprätentiösen wie willenstarken Biobauern aus Watulangkas, sondern dass auch die Hoteliers und Reiseveranstalter sich vom Beispiel einer gegenseitig förderlichen Zusammenarbeit mit lokalen Bauern inspirieren lassen.
Mehr über Angebote in Flores und Komodo, die auch den Einheimischen etwas bringen, erfahren Sie in den drei einzigartigen Reiseführern zu Flores und Komodo / Indonesien* von WISATA, dem gemeinsamen regionalen Tourismusentwicklungsprojekt des indonesischen Ministeriums für Kultur und Tourismus und des schweizerischen Staatssekretariats für Wirtschaft SECO. Das Projekt wird von Swisscontact, der Entwicklungsorganisation der Schweizer Wirtschaft, umgesetzt und bezweckt die Förderung eines nachhaltigen Tourismus, von dem die lokale Bevölkerung, das einheimische Gewerbe und die Provinz East Nusa Tenggara, zu der Flores gehört, profitieren sollen.