Der fairunterwegs-Koffer freut sich: auf nächstes Jahr in Bethlehem!
Die Tagesmeldungen über Palästina/Israel kontrastieren scharf zur Vorstellung des Heiligen Landes, das Land der Sehnsucht, das Land der Propheten und das Land, in dem Jesus gewirkt haben soll – und das bis heute Pilger der drei monotheistischen Religionen gleichermassen anzieht. Der fairunterwegs-Koffer wollte gerne wissen, ob diese Pilgerreisen wirklich etwas zur Heilung des Landes beisteuern, und was die Voraussetzungen dazu wären.
Basel, 27.11.2008, akte/ Der fairunterwegs-Koffer war schon verschiedentlich beeindruckt von den engagierten Äusserungen der palästinensischen Ministerin für Tourismus, Altertümer und Frauenangelegenheiten, Dr. Khouloud Daibes-Abu-Dayeh. Vor kurzem erschien in der Zeitschrift „Im Land der Bibel“* ein Interview mit ihr, das er den fairunterwegs-LeserInnen nicht vorenthalten möchte. Frau Dr. Khouloud Daibes-Abu-Dayeh hatte bei mehreren Gelegenheiten die These geäussert, Tourismus könne direkt zur Friedensförderung und Friedenssicherung beitragen. „Im Land der Bibel“ hat Sie dazu befragt, wie das in der Konfliktregion Israel/Palästina aussieht. Denn es scheint doch so, dass die meisten Reisenden ins Heilige Land sich auf Israel konzentrieren und die palästinensische Seite gar nicht erst kennen lernen. Auch aus Sorge um die eigene Sicherheit.
Kouloud Daibes-Abu-Dayeh: „Es gab auch in Krisenzeiten immer Touristen, die auch Palästina besucht haben. Die Al-Aqsa-Intifada brachte einen Enbruch mit sich und der Touristenstrom konzentrierte sich in den letzten Jahren überwiegend auf Israel. Allerdings ist das Interesse von Pilgern und auch anderen Reisenden sehr groß und viele warten seit 2000 darauf, ins Heilige Land – inklusive Palästina – zu reisen. Vor allem aus den ehemaligen Ostblockländern, deren Bewohner früher kaum Reisemöglichkeiten hatten, erwarten wir viele Gäste. Polen z.B. steht heute an erster Stelle der Übernachtungen in Bethlehem.
Wir streben an, den Anteil von Tagestouristen, die bisher Bethlehem in kurzen Stippvisiten von Israel aus besuchen, zu reduzieren und den Anteil der Touristen, die bei uns übernachten, wohnen und essen, zu erhöhen.
Hinter der Mauer und hinter den Kontrollstellen gibt es bei uns freundliche Menschen und die Möglichkeit, einzigartige Erfahrungen zu machen und Begegnungen zu erleben. Wenn Touristen sehen, wie wir leben und wie die Israelis leben, können sie den Konflikt besser verstehen und durch größeres Verständnis auch zur Lösung beitragen. Insofern ist Tourismus tatsächlich ein Instrument, um Brücken zu bauen. Brücken zwischen beiden Ländern, aber auch Brücken zur Außenwelt. Der Tourismus kann mit seinem „Brückeneffekt“ ein Instrument zur Friedenssicherung werden. Allerdings geht das nur dann, wenn Israel anerkennt, dass wir gleichwertige Partner sind. Wir sollten die Verantwortung teilen und beide davon profitieren – finanziell wie gesellschaftlich.
Noch werden 95 Prozent im Tourismusbereich in Israel ausgegeben und nur 5 Prozent bei uns. Israel profitiert sehr davon, die Stätten, die bei uns liegen, mit zu vermarkten. Umgekehrt geht das nicht. Wir sind durch die Mauer und Checkpoints in unserer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Wir erwarten, dass freie Bewegung sowohl für Einheimische wie für Touristen möglich wird.
Tourismus trägt auch insofern zur Friedenssicherung bei, als dass er die wirtschaftliche Situation verbessert. Arbeitsplätze entstehen, Armut sinkt, Perspektiven tun sich auf. Perspektiven für den Friedensprozess, Perspektiven für Individuen und Familien. Auch für viele christliche Familien, die traditionell im Tourismusbereich arbeiten. Die starke Auswanderung wird damit gemindert. Ich möchte alle einladen, uns zu besuchen und sich eine eigene Meinung vom Heiligen Land zu bilden. Vielleicht sehen wir uns ja bald… nächstes Jahr in Bethlehem?!“
*Das Interview, das Susanne Voellmann mit Dr. Khouloud Daibes-Abu-Dayeh geführt hat, erschien in „Im Land der Bibel“ Nr. 2/2008 S. 7, der Zeitschrift des Berliner Missionswerks der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, Schlesische Oberlausitz im Zusammenwirken mit dem Jerusalemverein. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
www.berliner-missionswerk.de/berliner-missionswerk/publikationen/im-lande-der-bibel/