Der fairunterwegs-Koffer freut sich über das CSR-Zertifikat für Tourasia
Basel, 20.03.2014, akte/
An der ITB Berlin Anfang März hat Tourasia das CSR-Zertifikat von TourCert erhalten, ein Zertifikat, das Best Practice in Sachen Sozial- und Umweltverantwortung von Reiseveranstaltern ausweist. Ich gratuliere Ihnen dazu. Mit welchen Gefühlen haben Sie das Zertifikat entgegengenommen?
Es ist die Belohnung für eine Riesenarbeit. Und der Beginn der eigentlichen Umsetzung. Die Selbstverpflichtungen, die wir eingegangen sind, werden wir jetzt in Angriff nehmen.
Wie sind Sie auf die TourCert-Zertifizierung gekommen?
Das Streitgespräch mit der Geschäftsführerin des arbeitskreises tourismus & entwicklung, Christine Plüss, am St. Galler Touristikertag vor zwei Jahren, und die darauffolgenden Gespräche mit ihr haben sicher viel bewirkt. Manchmal braucht es einen Kick von aussen. Wir suchten nach einem Zertifikat und hatten mit Travelife begonnen, aber wir fanden, dass es eher für Hotels geeignet ist. Als unabhängiger Veranstalter möchten wir auch noch in zwanzig Jahren existieren, deshalb ist uns die Nachhaltigkeit wichtig. Aber das Know-how fehlte uns. Wir suchten nach einer Zertifizierung, die Inputs und Orientierung für die Nachhaltigkeit liefert. Beides bietet das TourCert-Programm. Also haben wir uns dafür entschieden.
Wie haben Sie den Prozess erlebt?
Er war bedeutend aufwändiger, als ich mir vorgestellt hatte. TourCert war nicht auf einen Individualveranstalter ausgerichtet, der so viele Leistungen erbringt. Entsprechend aufwändiger war das Einholen der Daten all unserer Partner. Wir erbringen rund 1’200 Einzelleistungen. Wir sind ein Reiseveranstalter mit etwa 50 Reisen, 480 Hotels, etlichen Transferleistungen (in Distanzbereichen), das Gleiche musste noch erhoben werden für die Rundreisen, bei Hotels nach Kategorie aufgeteilt. Es musste jedes einzelne Element rausgezogen werden.
Hat Ihnen das Online-Tool von TourCert (Avanti) die Sache nicht erleichtert?
Das Avanti-System hat uns an den Anschlag gebracht, weil es die Daten anders erhebt als wir das tun. Wir fanden in Zusammenarbeit mit TourCert eine Lösung, sodass man jetzt jede Einzelleistung aufführen kann.
Sie haben also Pionierarbeit geleistet.
Wir haben dazu beigetragen, dass TourCert jetzt für mittelständische Unternehmen fit ist.
Was waren die Herausforderungen im eigenen Betrieb?
Das Wichtigste war, die Leute ins Boot zu bringen, Verständnis bei den Mitarbeitenden für den Prozess zu wecken. Ich argumentierte, dass wir unabhängig bleiben und uns so ausrichten wollen, dass wir auch noch in zehn, zwanzig Jahren bestehen können. Also müssen wir verhindern, dass die Angebote wegen eines zu grossen touristischen Impacts unverkäuflich werden. Andererseits müssen wir das Angebot so ausrichten, dass wir Partner finden, die auch langfristig denken. Gerade bei Familienbetrieben haben wir ein Riesenpotenzial gefunden. Bei Hotelketten hingegen weniger, die haben einfach professionell das geliefert, was verlangt wurde.
Was sind die Baustellen, die Sie jetzt angehen werden?
Wir wollen eine Reiseleiterfibel erstellen. Die ganze Mentalität der Reiseleiter muss sich ändern. Das geht nicht von heute auf morgen, es muss in einer für Asiaten verdaulichen Weise geschehen. Das kostet kein Vermögen, ist aber ein wichtiger Hebel. Ein sensibilisierter Reiseleiter kann viel bewirken, denn er steuert sowohl das Verhalten der Kundschaft wie der Partner. Ausserdem nehmen wir Nachhaltigkeitsklauseln in die Zuliefererverträge auf, die unsere etwa ein Dutzend Partneragenturen unterschreiben müssen. Bei uns intern ist die CO2-Kompensation der Flüge ein grosses Thema. Die Idee ist, dass über einen externen Kompensationsanbieter Projekte finanziell unterstützt werden, durch die die entsprechende Menge CO2 eingespart werden soll. Je weiter wir uns in das Thema Nachhaltigkeit einlesen, desto mehr Fragen tauchen auf. Nach welchem System wird der CO2-Ausstoss berechnet? Bringen Kompensationsprojekte der Welt etwas? Warum setzen sich die Kompensationsanbieter stattdessen nicht mehr politisch ein?
Würden Sie anderen Reiseveranstaltern TourCert empfehlen?
Gerade Reiseveranstalter bringt das System weiter. Denn es werden im Prozess wichtige Fragen geklärt: ‹"Was bewirke ich. Wo möchte ich in zehn, fünfzehn Jahren stehen und womit kann ich bestehen? Was macht ein unabhängiger Reiseveranstalter besser als ein eingebundener? Wo kann ich mich besser ausrichten, meine Abläufe verbessern?" Das Management profitiert dabei.
Haben Sie Tipps für andere Reiseveranstalter, die das TourCert-System einführen möchten?
Am Anfang muss man den Prozess im Betrieb gut aufgleisen und die Mitarbeitenden müssen ins Boot gebracht werden, damit sie verstehen, wohin die Reise geht und was erwartet wird. Das schafft eine Riesenmotivation. Bei uns war mein Assistent für das ganze Projekt verantwortlich und mit der zusätzlichen Arbeit sehr belastet. Das würde ich heute besser machen: Ich würde die Teams in den Prozess integrieren und dann einen Praktikanten einstellen, der unbelastet ist. Das Einholen der Daten erfolgt ja mit Fragebögen und Formularen. Das ist eine gute Projektaufgabe, die zum Beispiel ein Anwärter eines Bachelor of Business Administration während eines Jahres übernehmen könnte. Ein solcher bringt auch den Blick von aussen. Und für BBAs ist ein solches Projekt hochwillkommen.
Tourasia mit Sitz in Wallisellen wurde 1992 gegründet und hat sich zum wichtigsten Schweizer Spezialisten für Asienreisen entwickelt. Das Nachhaltigkeitsstatement von Tourasia: "Wir verfolgen eine Strategie der Nachhaltigkeit, welche alle unsere Prozesse bestimmt. Dabei sind wir bestrebt, wo immer das Unternehmen tätig ist, hohe ethische Anforderungen an unser Handeln zu stellen. Dabei liegt uns der faire und ehrliche Umgang mit unseren Partnern, die Anerkennung der Menschenrechte und der Respekt für andere Kulturen und Meinungen besonders am Herzen. Unsere Angebote sind so gewählt, dass sie dem Schutz unserer Umwelt Rechnung tragen. Wir setzen an den Reisezielen für Rundreisen und Fahrten die für jedes Bedürfnis optimal gewählten und nachhaltigsten Transportmittel ein. Umweltgerechtes Arbeiten und der sorgfältige Umgang mit Energie und Ressourcen auch in Bezug auf Recyclingmöglichkeiten werden seitens Tourasia gefördert."
TourCert, die gemeinnützige Gesellschaft für Zertifizierung im Tourismus, vergibt das CSR-Siegel an Tourismusunternehmen. CSR bedeutet Corporate Social Responsibility und beschreibt die Verantwortung der Unternehmen für ihre Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft. Dazu müssen die Unternehmen – über die gesetzlichen Vorgaben hinaus – soziale und ökologische Anforderungen in ihrem Kerngeschäft erfüllen. Alle Unternehmen verpflichten sich dazu, ihre Nachhaltigkeitsleistung kontinuierlich zu verbessern.
TourCert hat dazu strenge Kriterien entwickelt. Mit der CSR-Zertifizierung werden Management-, Berichts- und Leistungsanforderungen an die Unternehmen gestellt. Beratungskräfte unterstützen bei der Ausgestaltung von CSR im Unternehmen durch Coaching, Training und Online-Tools.
Unabhängige Gutachter überprüfen regelmässig die Nachhaltigkeitsleistung; der ehrenamtliche Zertifizierungsrat ist oberste Entscheidungsinstanz.
Das TourCert-System basiert auf den internationalen Qualitäts- und Umweltmanagementstandards nach ISO und EMAS sowie dem ISO-Leitfaden für Unternehmensverantwortung (ISO 26000). Als branchenorientiertes System ist der TourCert-Kriterienkatalog für Reiseveranstalter offiziell vom Global Sustainability Tourism Council (GSTC) anerkannt.