Basel, 6.9.2007, akte/ Den bauchigen Meeressäugern ist der fairunterwegs-Koffer besonders zugetan. Er versteht daher die über 16 Millionen Reisenden, die entlang den Meeresküsten Wale und Delfine beobachten. Ein unvergessliches Erlebnis, sie in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben. Walbeobachtung kann ja sogar das Leben der Tiere retten. So hat Island diesen Sommer bekannt gegeben, künftig auf den kommerziellen Walfang zu verzichten: Der fairunterwegs-Koffer freut sich, dass sich hier gerade die Reiseveranstalter so wirkungsvoll engagiert haben. Sie haben zu bedenken gegeben, dass Walfangszenen schlecht sind fürs Whale-Watching-Geschäft. Und da ohnehin kaum mehr Nachfrage nach dem giftbelasteten Walfleisch besteht, haben sich die Verantwortlichen ausgerechnet, dass sie mit dem Verzicht auf den Walfang letztlich besser fahren.
So segensreich das Whale Watching in diesem Fall war, es gibt auch unschöne Seiten daran. Es ist fraglich, wie viel Verständnis die klugen Säuger für Beobachtungsschiffe haben, die sie umkreisen, sie in ihrer Paarung stören, mitten ins Rudel fahren, oder für Insassen, die laut Musik hören, besoffen sind und herumfuchteln und johlen, oder mit ihnen schwimmen wollen und sie gar an den Flossen packen. Wissenschafter sagen, es stresst sie. Und das ist fatal, sind doch diese sensiblen Tiere schon genug bedroht durch Müll und Gifte im Ozean, Treibnetze und verankerte weitflächige Netze, militärische Sonargeräte, die so laut sind, dass die Gehöre und damit die Orientierung der Tiere beschädigt werden und Treibjagden, bei denen Zehntausende ihr Leben lassen.

Tierschonendes Whale Watching

Gut die Hälfte der Anbieter von Whale Watching sind halt keine Tierschützer oder Wissenschafter, sondern einfach Geschäftsleute. Sie bieten, was die Kundschaft sucht, und sind sich kaum bewusst, dass sie den Walen damit schaden. In Kanada, den USA, Australien und Neuseeland gibt es strenge Vorschriften zum Whale Watching, in Europa hingegen nur Vorschläge. Umso wichtiger ist das Engagement der Reiseveranstalter: Sie sollen die Anbieter, mit denen sie zusammen arbeiten, sorgsam auch nach den Kriterien des Tierschutzes aussuchen. Und sie sollen die Kundschaft über die Richtlinien des Whale Watching informieren, wie sie zum Beispiel OceanCare publiziert, die Schweizer Organisation für den Schutz der Meeressäuger.
Sie empfiehlt, sich den Walen nur in einem seitlichen Halbkreis in konstanter tiefer Geschwindigkeit bis auf maximal 100 Meter Distanz zu nähern, es sei denn, die Wale nähern sich auf eigene Initiative. Dann sollte aber der Motor ausgekuppelt werden. Es sollte sich nie mehr als ein Schiff im Umkreis von 100 Metern bei den Walen befinden und die ruhige Beobachtung sollte nach 15 Minuten beendet werden. Diese Empfehlungen decken sich weitgehend mit denen anderer Walschutzorganisationen und denen der Fachleute. Die Schiffe sollten ausserdem nicht zu gross sein, über Schutzvorrichtungen verfügen, damit sich nähernde Wale nicht verletzen und einen Meeresbiologen an Bord haben. Das Zusammentragen von Daten über die Grösse der Rudel, die Orte, wo sie sich aufhalten und die Befindlichkeit der Wale deren Schutz und Erforschung. Walbeobachtungen sollten nicht einfach Spass machen, sondern auch den Tieren nützlich sein.

Reiseveranstalter mit Herz für Wale

Tatsächlich engagieren sich einige Reiseveranstalter ganz besonders dafür, dass ihre Whale-Watching-Angebote auch aus der Sicht des Tierschutzes vertretbar sind. Der fairunterwegs-Koffer möchte hier besonders Kontiki Saga und Glur Reisen hervorheben: Sie und die Skandinavian Airlines SAS haben sich mit OceanCare zusammen getan, um ihre Walbeobachtung zu verbessern. In einer ersten Phase des Projekts wurden die Anbietern evaluiert. In einem nächsten Schritt werden sie weiter gebildet. Die Veranstalter legen die Watching-Guidelines den Reiseunterlagen bei, damit sich die Gäste bereits im Voraus über das zulässige Verhalten orientieren.
Auch die grossen Veranstalter bemühen sich, dauernd oder mit einzelnen Aktionen etwas für die Meeressäuger zu tun. TUI, der Partner beim Jahr des Delfins, hat eigene Richtlinien fürs Whale Watching auf seine Site gestellt. Sie werden vor Ort aufgelegt und dienen als Grundlage für die Instruktion der Reiseleiter. In Kenia hat TUI Anbieter weiter gebildet. Wer auf der Kuoni-Homepage unter Whale Watching sucht, erfährt vom Projekt mit Helvetas, welches der Reiseveranstalter in der Dominikanischen Republik zum Schutz der Buckelwale unterstützt, und kann die OceanCare-Richtlinien downloaden. Derweil hält sich Hotelplan mit guten Taten für die Meeressäuger etwas zurück. Vor zwei Jahren sammelte Hotelplan einen Umweltfranken zugunsten der Stiftung firmm, welche ebenfalls Meeressäuger schützt und erforscht (vgl. Lesereise). Ansonsten beschränkt sich Hotelplan darauf, ihre Partner allgemein darauf hinzuweisen, dass man Wert auf faire Verhältnisse lege.

Gutes tun und das Schlechte nicht lassen

Silvia Frey, die Umweltnaturwissenschaftlerin von OceanCare ist überzeugt, dass die Veranstalter ihre Angebote oft zu wenig kennen. Auch bei Whale Watching Touren der vorbildlichsten Veranstalter kann es mitunter ganz anders zugehen, als es die Richtlinien vorsehen. Denn es kontrolliert niemand. OceanCare setzt daher vor allem auf die Information der Reisenden. Deren Rückmeldungen geben Auskunft, wie es tatsächlich um den Tierschutz beim Whale Watching steht. Solche Rückmeldungen sammelt auch die European Coastal Union und publiziert sie, geordnet nach Destinationen, auf dem Internet. Beim Lesen wird es dem fairunterwegs-Koffer bisweilen doch etwas mulmig.
Unverständlich findet es der fairunterwegs-Koffer, wenn Reiseveranstalter einerseits Projekte zum Schutz der Wale und Tümmler unterstützen, anderseits aber Ausflüge in Delfinarien verkaufen oder anbieten – wie dies zum Beispiel die TUI tut. Roland Schmid, Kommunikationschef bei TUI, erklärt dazu: „Wir evaluieren die Delfinarien laufend. Einige verkaufen wir nicht mehr. Aber die Sache ist nicht so einfach. Es gibt keine Richtlinien.“ So hält es auch Hotelplan, sagt der Umweltbeauftragte Kaspar Hess: „Zum Beispiel sind wir aus dem berüchtigten Manati-Park-Delfinarium in der dominikanischen Republik ausgestiegen, als dort vor Jahren zwei Delfine elend verendet sind“. Aber auch Kuoni, der lobenswerte Reiseveranstalter, der nach Aussage des Umweltbeauftragten Matthias Leisinger keine Ausflüge in Delfinarien mehr anbietet, hatte zumindest im Juli dieses Jahres noch das Hotel Mirage in Las Vegas im Katalog, ein Erstklasshotel – mit Delfinarium. Gutes tun fällt halt offensichtlich einfacher als das Schlechte zu lassen.
Quellen: WWF Hintergrundinformation zum Whale Watching, Mai 2007; www.oceancare.ch; www.wdcs-de.org; www.firmm.org; www.m-e-e-r.de; www.delphinschutz.org; www.iwcoffice.org; www.cetacea.de; www.coastalguide.to/whale_watching/indexD.html; eigene Recherchen