Basel, 24.10.2013, akte/ Anlässlich der Fachtagung des Multi-Stakholder Roundtable "Menschenrechte im Tourismus" vom 7. Oktober 2013 in München unterzeichneten acht Unternehmen aus der deutschen und schweizerischen Reisebranche das "Commitment zu Menschenrechten im Tourismus" und bekannten sich damit erstmals gemeinsam zu ihrer Verantwortung für die Einhaltung der Menschenrechte. Der fairunterwegs-Koffer erkennt darin ein wegweisendes Signal aus der Tourismusbranche, einen ersten Schritt, die Unternehmensverantwortung in den international verbindlichen Rahmen der Menschenrechte zu stellen und menschenrechtliche Sorgfaltspflicht wahrzunehmen.

Ein Thema, bei dem sich Zusammenarbeit lohnt

Vor einem Jahr setzten sich VertreterInnen aus NGOs mit den Reiseveranstaltern Kuoni und Studiosus zusammen, die als Vorreiter eine Menschenrechtspolicy in ihren Unternehmen einführten. Erklärtes Ziel des damals ins Leben gerufenen Roundtable "Menschenrechte im Tourismus" war, die vom UN-Sonderbeauftragten John Ruggie erarbeiteten und von den Vereinten Nationen verabschiedeten Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte in Tourismuskreisen bekannt zu machen und zur Umsetzung zu bringen. Die Initiative, so erfuhr der fairunterwegs-Koffer, stiess bei Verantwortlichen aus Tourismus und Politik auf ein erfreulich grosses Interesse: Bereits sind fünf Reiseveranstalter aus Deutschland sowie der Dachverband "forum anders reisen" zum Roundtable gestossen; die grossen Reise(büro)-verbände aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Grossbritannien nehmen an den Diskussionen des Runden Tischs teil und die Deutschen Ministerien für wirtschaftliche Zusammenarbeit und für Wirtschaft und Technologie haben Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet.

Drei Tools, die die Umsetzung der UN-Leitprinzipien vereinfachen

Der Erfolg des Runden Tischs wäre nicht möglich gewesen ohne die enge Zusammenarbeit von NGOs und Unternehmen. Wichtige Vorarbeit leisteten TourismWatch, eine Arbeitsstelle von Brot für die Welt, und der arbeitskreis tourismus & entwicklung, bei dem der fairunterwegs-Koffer ja sein Zuhause hat, mit ihrer Studie "Alles was Recht ist – Menschenrechte und Tourismus". Darin zeigten sie die Bedeutung des Menschenrechtsrahmens für den Tourismus auf sowie die Herausforderungen, die sich daraus für die verschiedenen Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ergeben. Zwei Reiseveranstalter, Studiosus und Kuoni, packten die Herausforderung und unternahmen die ersten Schritte zur Umsetzung der UN-Leitprinzipien für Unternehmen und Menschenrechte, die im Juni 2011 einstimmig vom UN-Menschenrechtsrat verabschiedet worden waren. Ihre Erfahrungen bildeten die Grundlage für die Entwicklung dreier branchenspezifischer Tools. Das erste ist ein vorformuliertes Commitment, das das Engagement und die damit verbundenen Handlungsfelder der Reiseveranstalter absteckt. Mit dem vereinten Know-how aller Mitglieder des Runden Tischs wurde daraufhin ein griffiger Management-Leitfaden erarbeitet, der mit anschaulichen Beispielen und einfachen Checklisten die Einführung der Unternehmensverantwortung auf Betriebsebene praktikabel macht. Der Arbeitskreis entwickelte schliesslich die Inhalte eines Online-Bildungstools zur Umsetzung der UN-Leitprinzipien zu Unternehmen und Menschenrechten, das von Kate Umwelt und Entwicklung in Stuttgart fürs Web aufbereitet wurde. Noch gibt es kaum Vorlagen für ansprechende Bildungslehrgänge zur Umsetzung der Ruggie Leitprinzipien in anderen Sektoren. Es war eine Pionierleistung, Reisefachleuten eine attraktive, interaktive und eingängige Online-Schulung zur Umsetzung der menschenrechtlichen Verantwortung im Unternehmen zur Verfügung zu stellen.

Ein wegweisendes Vorgehen

Gemäss dem Menschenrechtsexperten Michael Windfuhr, stellvertretender Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte, stellt die Initiative des Runden Tischs "Menschenrechte im Tourismus" ein wegweisendes Vorgehen für die Umsetzung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte in einem Sektor dar, das auch im internationalen Vergleich als führend zu erachten ist. In seiner Keynote an der Fachtagung in München strich er vor allem die Bereitstellung eines klaren "Commitments" für Unternehmen, aber auch die konkrete Hilfestellung für die Branche mit einem Management-Leitfaden sowie einem Schulungskurs hervor. Der fairunterwegs-Koffer hofft, dass sich alle Beteiligten von dieser Einschätzung ermutigen lassen, dran zu bleiben, und dass weitere relevante Akteure diese Initiative nutzen, um am gemeinsamen Branchenstandard weiterzuarbeiten und sich vom Austausch für das eigene Unternehmen inspirieren zu lassen.