Basel, 21.03.2013, akte/

Christian Märki, Eigentümer und Verwaltungsratspräsident, PDM Tourism Group

"Unser Kerngeschäft ist die Organisation von Reisen durch Europa für Jugendliche aus den Vereinigten Staaten. Dabei stehen nicht einfach Besichtigungstouren auf dem Programm. Die Gäste übernachten während mindestens drei Tagen bei Familien, damit sie die lokale Bevölkerung kennen lernen. Sie legen in verschiedenen Projekten auch selbst Hand an: Etwa im Schwarzwald bei der Entfernung pflanzlicher Wasserinvasoren aus Bachbetten, aber auch bei Stadtreinigungen, Besuchen im Altersheim oder Einsätzen in Kinderheimen. Über unsere Reisen werden jährlich 30’000 Stunden Freiwilligenarbeit geleistet. Gesellschaftliche Verantwortung war also schon immer ein Teil unseres Unternehmens, aber sie wurde nie dokumentiert und ausgewertet. Ein wichtiger Grund für die Zertifizierung war die Erhebung des Ist-Zustandes und die Einschätzung, wo wir im Vergleich stehen.
Der Prozess wurde im Oktober letzten Jahres mit einem Einführungsworkshop begonnen. Die CSR-Beauftragte, Stephanie Blutaumüller, stellte ein Komitee zusammen; die Mitarbeitenden wurden regelmässig informiert. Relativ früh starteten wir die Mitarbeiterbefragung. Die kam gut an, denn wir haben das zum ersten Mal in dieser formellen Art gemacht. Unser Unternehmen ist jetzt zwanzig Jahre alt. Nach so langer Zeit ist es gut, wenn wieder etwas frischer Wind aufkommt. Auch wenn uns die eine oder andere Erkenntnis zunächst etwas vor den Kopf stossen mag: Jetzt wissen wir, wo wir ansetzen können. Zum einen betrifft das interne Prozesse, die wir aufgrund der Mitarbeiterbefragung nochmals anschauen. Extern betrifft es zum Beispiel das Management der Geschäftsreisen, das wir noch optimieren möchten. Wichtig ist auch der Kinderschutz: Da geht es bei unseren Europareisen weniger um sexuelle Ausbeutung von Kindern denn um die Sensibilisierung der Jugendlichen für ihre Rechte. Für die Zusammenarbeit mit unseren Partnern und Zulieferern haben wir einen Supplier Code of Conduct ausgearbeitet, der bereits ab 2014 Teil der Verträge werden soll. Das ist bei den Partnern zwar gut angekommen, aber es ist natürlich eine Goodwill-Aktion. Als mittelständisches Unternehmen ist es uns nur beschränkt möglich, Maximalforderungen zur Nachhaltigkeit bei unseren Partnern durchzusetzen.
Der Erhalt des TourCert-Zertifikats war ein Meilenstein für mich: Endlich wurde das, was uns schon immer wichtig war – unsere soziale Ader und unser Bemühen, den Menschen und seine Wünsche zu respektieren – von aussen anerkannt und mit dem Siegel sichtbar gemacht. Jetzt wollen wir das auch kommunizieren und dokumentieren, wie man sich dafür einsetzen kann, dass Reisen auch morgen noch möglich ist. Ich bin überzeugt: Gerade den Jugendlichen der so genannten Generation Y, also den heute Zwanzig- bis Dreissigjährigen, ist Sinn wichtig. Unser Engagement für Nachhaltigkeit kommt nicht nur bei den Kunden gut an, es macht uns auch zu einem interessanten Arbeitgeber. Wirtschaftlich wird sich unser Engagement für Mensch und Natur wohl nicht schnell rechnen. Aber ich bin überzeugt, dass mittel- und langfristig Unternehmen, die keinen Wert auf Sozial- und Umweltverantwortung legen, nicht mehr existieren können."

Ursina Rudin, Project Manager Corporate Responsibility, Kontiki-Saga Reisen

"Der Entscheid, dass wir uns verstärkt für eine verantwortungsvoll touristische Entwicklung einsetzen und Gewicht auf das soziale und kulturelle Engagement in unseren Destinationen legen wollen, kam von der Geschäftsleitung. Ich durfte den etwa drei Monate dauernden Prozess leiten. TourCert unterstützte mit einem Einführungs- sowie Strategieworkshop und stellte das Avanti-Online-Tool zur Verfügung. Dies ist ein gutes Werkzeug, um durch Checklisten und Fragebögen spezifisch touristische Betriebe auf ihre Nachhaltigkeit hin zu durchleuchten. Nebst dem Management, den Mitarbeitenden und der Unternehmensökologie werden die Partner, Unterkünfte und Reiseleiter unter die Lupe genommen. Es geht aber nicht nur um Werte und Zahlen, vielmehr um die Dialoge mit den Partnern und die interne Sensibilisierung der MitarbeiterInnen. Den ganzen Prozess erlebte ich als sehr partizipativ.
Ein wichtiger Bestandteil des Prozesses stellt das Verbesserungsprogramm dar. Um die nachhaltige Destinationsentwicklung zu fördern, suchen wir das Gespräch mit lokalen Behörden, Tourismusverantwortlichen und interessierten Partneragenturen vor Ort.  In Bezug auf die Angebotsgestaltung entwickeln wir einen internen CSR-Kriterienkatalog und führen den Supplier Code of Conduct ein. In unsere Vertragsstandards werden dementsprechend Nachhaltigkeitsaspekte wie Umweltschutz, Arbeitsbedingungen und Menschenrechte integriert. Wir haben den Kinderschutzkodex unterzeichnet und kompensieren zu hundert Prozent unsere Geschäftsflugreisen und unseren Strom. Wir möchten gezielt Strukturen ausbauen und Nachhaltigkeitsprinzipien kontinuierlich und den Anforderungen entsprechend in unserem Geschäftsbetrieb integrieren. Wir schätzen die Werte unserer Destinationen und tragen ihnen Sorge. Und unseren Kunden möchten wir dies nachvollziehbar zeigen: mit uns reist man verantwortungsvoll – ganz einfach mit einem besseren Gefühl.
Entscheidend war, dass die Geschäftsleitung den Prozess von Anfang an mitgetragen hat. Mit Freude nahm ich meine Aufgabe wahr, dieses Projekt meinen Arbeitskollegen näher zu bringen. So informierte ich regelmässig und sprach sie vielmals persönlich an. Auf verschiedenen Wegen legten wir dar, wie jeder seinen Beitrag für die gemeinsame Zertifizierung leisten kann. Bei den Umfragen nahm ich mir Zeit für Einzelgespräche. Das gemeinsam erreichte Ziel hat die Mitarbeitenden noch weiter zusammen geschweisst.
Ich finde, es sollte sich jedes Unternehmen, das im Tourismus- und Reisegeschäft tätig ist, mit Verantwortung gegenüber der Natur, der Kundschaft, den Mitarbeitenden, den Partnern und der Lokalbevölkerung befassen."

Der fairunterwegs-Koffer hofft jetzt auf den Aufbruch der Schweizer Reisebranche

Das Engagement der neu Zertifizierten ist ansteckend und vermittelt das Gefühl von Aufbruch, findet der fairunterwegs-Koffer. Mit ihnen sind es heute sechs Reiseveranstalter, die mit dem TourCert-Siegel belegen, dass für sie Sozial- und Umweltverantwortung mehr als ein Lippenbekenntnis bedeutet: Es sind Team Reisen, Imagine Reise Service, Insight Reisen, Kuoni Schweiz und deren Tochtergesellschaft Kontiki-Saga sowie PDM Tourism Group. Diese Pioniere haben gezeigt, dass das TourCert-Siegel für grosse, mittelständische und kleine Reiseveranstalter der Schweiz machbar und sinnvoll ist – und ein wichtiger Schritt für einen "Tourismus mit Zukunft"*.