Der fairunterwegs-Koffer ist guten Mutes, …
Basel, 31.01.2013, akte/ Als Anfang der 1990er-Jahre das Ausmass der sexuellen Ausbeutung im Tourismus bekannt wurde, waren Schweizer Nichtregierungsorganisationen aus Entwicklung, Tourismus und Kinderschutz die treibenden Kräfte bei der Sensibilisierungskampagne für Reisende und Branche. Innert weniger Jahre nahmen Fachstellen in zahlreichen Ländern die Problematik auf und bilden heute das weltweite Netzwerk ECPAT zur Beendigung von Kinderprostitution, Kinderpornographie und Kinderhandel. Unter dem Lead von ECPAT Schweden und aufgeschlossenen Tourismusunternehmen wurde Ende der 1990er-Jahre in Zusammenarbeit mit der UN-Welttourismusorganisation der "Tourism Child-Protection Code", der Verhaltenskodex der Reisewirtschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung im Tourismus erarbeitet. Heute freut sich der fairunterwegs-Koffer, dass die Schweiz in diesem wichtigen Bereich des Kinderschutzes wieder eine aktive Rolle einnimmt mit der Unterstützung, die das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) der internationalen Organisation "The Code" und der Fachstelle ECPAT Switzerland von Kinderschutz Schweiz gewährt, um sie in ihrem wichtigen Kampf zu stärken.
In der Schweiz wurde der "Tourism Child-Protection Code" vor rund zehn Jahren erstmals von Hotelplan eingeführt. Der fairunterwegs-Koffer wollte wissen, wie viele Schweizer Reiseunternehmen den Kodex seither ratifiziert haben. Die Liste, die er vorfand, war sehr überschaubar, doch freute er sich, darauf die Namen von einigen alten Bekannten zu finden, die im Bereich Nachhaltigkeit die Nase vorn haben. Dazu gehören die Branchenführer Kuoni Reisen AG, Hotelplan Suisse, die Hotelgruppe ACCOR und Globetrotter Travel Service AG, aber auch kleine Veranstalter wie der Reiservice Imagine und Dreamtime Travel AG.
2008 ratifizierte auch der Schweizerische Reisebüroverband (SRV) den Kodex und unternahm verschiedene Vorstösse, um bei seinen Mitgliedern die Hürde für die Ratifizierung des Kinderschutzkodex herabzusetzen. Dazu stellte er Kinderschutz-Informationsflyer für die Reisekundschaft bereit, auf denen die Reisebüros ihre eigenen Logos anbringen konnten, und bot 2012 in Zusammenarbeit mit ECPAT Switzerland Workshops für die Branche an.
So erstaunt es den fairunterwegs-Koffer, dass der Kinderschutzkodex in der Schweiz keinen grösseren Zulauf gefunden hat, zumal ihn weltweit bereits an die tausend Unternehmen wichtiger Reisequell- und Reisezielländer unterzeichnet haben. Offenbar hat die Schweizer Reisebranche noch zu wenig erkannt, wie zentral die Bedeutung dieses Verhaltenskodex im Rahmen der unternehmerischen und menschenrechtlichen Verantwortung eines Reiseunternehmens in den Destinationen ist. Da gibt es noch viel Handlungsbedarf.
Aber der fairunterwegs-Koffer ist zuversichtlich: "The Code" hat mit Unterstützung des Schweizer Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) seine Organisationsstrukturen auf internationaler Ebene professionalisiert, um den Tourismussektor im Kampf gegen den Kindersextourismus zu stärken. Zurzeit befindet er sich in einem wichtigen Strategieprozess. Im Rahmen dieses Prozesses sind die Kriterien des Kinderschutzkodex verschärft worden. Dadurch wird der Verhaltenskodex zu einem griffigeren Instrument, mit dem sich die Unternehmen besser profilieren können.
Zudem führt ECPAT Switzerland seit 2010 zusammen mit SECO und dem Bundesamt für Polizei (fedpol) die Kampagne "Nicht wegsehen – www.stopchildsextourism.ch" durch, um Reisende auf die Problematik des Kindersextourismus und ihre Handlungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen. Wegweisend war die Einführung des Meldeformulars, mit dem Reisende ihre Beobachtungen und eventuelle Beweise für sexuellen Missbrauch von Kindern auf einfache Weise den richtigen Behörden zukommen lassen können. Mit Hilfe der neuen Leiterin von ECPAT Switzerland, Talia Bongni, wird die Kampagne derzeit zur Stärkung des grenzüberschreitenden Schutzes von Minderjährigen auf ganz Europa ausgeweitet. Nebst der Sensibilisierung der Öffentlichkeit bleibt die Information, Beratung und Schulung der Branche im Zusammenhang mit dem Verhaltenskodex weiterhin im Zentrum des Engagements von ECPAT.
Der fairunterwegs-Koffer wartet jetzt gespannt auf die Reaktion der Schweizer Reisebranche. Er hofft, dass viele Unternehmen in naher Zukunft durch die Ratifizierung des "Tourism Child-Protection Code" Stellung beziehen und sich damit zu einer sozialverträglichen und fairen Geschäftstätigkeit bekennen. Denn für ihn ist klar: Der Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung im Tourismus ist grundlegendes Element der Unternehmensverantwortung.