
Der fairunterwegs-Koffer ist neugierig…
Basel, 22.10.2009, akte/ Der fairunterwegs-Koffer war begeistert, als er im Jahresbericht von myclimate die Liste der 250 ausgewählten Kunden mit "Lieber von Kunden überrannt, als vom Meer überschwemmt", übertitelt sah. Und als er las, dass im Jahr 2008 der grösste Anteil der Kompensationen über die Reisebüros, Reiseveranstalter und Fluglinien getätigt wurden: 40 Prozent der fast 200’000 Tonnen CO2-Kompensation und der sieben Millionen Franken Kompensationserträge kommen aus deren Vertriebskanälen. Auch unter den rund 10’000 Einzelpersonen, die direkt auf der Homepage von myclimate Kompensationszahlungen leisten, sind viele Reisende. Die Reisebranche hat damit einen wichtigen Anteil an der Verdoppelung des Kompensationsvolumens im Vergleich zum Vorjahr beziehungsweise der Steigerung ums 8,5-fache im Vergleich zu 2006. Das ist ein grosser Erfolg, wurde doch die Reisebranche erst vor drei Jahren so richtig auf myclimate aufmerksam.
Preis für die Umsetzungsstarken
Inzwischen gehört Kompensieren ja zum guten Ton. Und der klingt in vielen Reisebüros an: Auf der Liste der myclimate Ticket Offices fand der fairunterwegs-Koffer die Namen von rund 110 Reisebüros, Veranstaltern und Airlines. Doch allein mit einem Link auf myclimate ist noch kein Kompensations-Ticket verkauft. Daher stellt myclimate den Reisebüros seit Juni 2007 eine Software namens "Umbrella" gratis zur Verfügung, mit deren Hilfe sie das Kompensationsangebot in den Buchungsprozess einbinden können. Kathrin Dellantonio, Bereichsleiterin Sales, Marketing, Kommunikation sieht da noch Entwicklungspotenzial: "„Globetrotter, Kuoni, M-Travel sowie mehrere Dutzend unabhängige Reisebüros bieten inzwischen myclimate tickets direkt bei der Flugbuchung in den Reisebüros an. Die Ergebnisse sind jedoch sehr unterschiedlich. Zudem gibt es auch Reiseunternehmen, die gerne ihr Engagement kommunizieren, aber nicht viel davon umsetzen.“ Auch bei den vier Airlines TUIfly, Lufthansa, Swiss und Virgin Atlantis sei das Engagement unterschiedlich. Während bei TUIfly die Kompensation im Buchungsprozess eingebunden sei, begnügten sich die anderen mit einem Link. Dellantonio: "Deswegen haben wir beschlossen, an der Tourismusfachmesse Travel Trade Workshop (TTW) Montreux die erfolgreichsten und ambitioniertesten Kunden mit dem myclimate Award auszuzeichnen." Prämiert werden zum Beispiel die besten Verkaufslösungen, die umsatzstärksten Kompensationspartner sowie jener Reiseanbieter mit den erfolgreichsten Werbeaktivitäten für den Klimaschutz. Schade, dass nur Reiseunternehmen ausgezeichnet werden und damit zum Beispiel die Jugendherbergen aus dem Rennen sind, die seit einem Jahr den Gästen die Möglichkeit bieten, mit einem kleinen Aufschlag von 30 Rappen die gesamten direkten Emissionen zu kompensieren (Strom, Heizung und die wichtigsten Lieferketten), und mit einem weiteren Aufschlag von 30 Rappen interne Massnahmen zur Emissionsreduzierung zu unterstützen.
Noch viel zu tun
Der fairunterwegs-Koffer ist neugierig, wer von den Partnern sich für den Award qualifizieren konnte. Ob wohl auch einer der kleineren Veranstalter eine Chance hat? Zum Beispiel die junge Steffisburger Firma berg-welt ag, Spezialistin für Bergreisen weltweit, die als erster Schweizer Touroperator die Kompensation aller von Reiseteilnehmern und Reiseleitern verursachten Flugemissionen in die Reisekosten einrechnet? Welcher der Grossen hat eigentlich den grössten Umsatz an myclimate-Tickets gemacht? Einige Hinweise gibt ja schon der myclimate-Jahresbericht 2008, doch der fairunterwegs-Koffer hält dicht und will nicht vorgreifen. Er hofft einfach, dass der Award andere zur Nachahmung animiert. Denn es braucht ein Vieles mehr an Engagement: Noch immer liegt der Prozentsatz aller Reisenden, die ihre Flüge kompensieren, im untersten Prozentbereich. Der fairunterwegs-Koffer ist ernüchtert darüber, wie wenig die freiwilligen Massnahmen der Tourismusindustrie bewirken – trotz aller schon heute sichtbaren Zeichen der Klimakatastrophe. Ohne Umdenken geht es nicht. myclimate gibt das Motto "Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren" als Leitsatz mit. Das gilt auch für Reisende, mahnt der fairunterwegs-Koffer: Es muss weniger geflogen werden!
Quellen: www.myclimate.ch; myclimate Jahresbericht 2008, 2007, 2006; eigene Recherchen.
Verleihung des Awards am 04.11.2009, 15.30 – 16.15 Uhr, TTW Montreux, Halle B2/B220
* myclimate: Die Schweizer Non-Profit Stiftung gehört weltweit zu den führenden Anbietern von freiwilligen Kompensationsmassnahmen. Klimaschutzprojekte von myclimate zeichnen sich durch die Einhaltung von strikten Kriterien aus. Zudem erstellt myclimate CO2-Bilanzen und sensibilisiert in Klimabildungsprojekten für den Klimawandel und den Klimaschutz.