Der hohe Preis des militarisierten Tierschutzes
Allenthalben in Afrika erleben Wildschutzarmeen eine neue Blüte, dank der Millionen von Dollars von Geldgebern. Aber ist die Militarisierung des Wildschutzes die richtige Antwort? Und zu welchen Kosten für die Menschenleben? Umweltschutz und Tourismuskreise läuten jetzt die Alarmglocken und hinterfragen die Wirksamkeit der militärischen Lösungen und samt der Priorisierung der Tiere vor den Menschen.
Während die Sicherheitsbeflissenen nach mehr Kampfhubschraubern und Bodentruppen verlangen, warnen Annette Hubschle und Andrew Faull vom Institut für Sicherheit, Gouvernanz und Kriminologie der Universität Kapstadt: "Im gegenwärtigen Umfeld kann die Wahrnehmung, dass wilde Tiere höher gewertet werden als das Leben schwarzer Bauern und Bäuerinnen, kaum von der Hand gewiesen werden."
Und die Professorinnen Rosaleen Duffy und Hannah Dickinson von der Universität Sheffield fügen hinzu: "Privatmilizen sind nicht fähig, die komplexen Gründe für das Wildern anzugehen. Zu diesen gehört Armut, der Wunsch nach einem Status und Nötigung der verletzlichen Gemeinschaften durch organisierte Wildschmuggler. Umweltschutzarmeen können das nicht in Ordnung bringen. Schlimmstenfalls machen sie sich genau die Gemeinschaften zum Feind, die sie brauchen, damit der Umweltschutz funktioniert."
Miese Arbeitsbedingungen für die hochgelobten Wildhüter
Hunderte von Menschen sterben jedes Jahr im Kampf gegen die Wilderei in Afrika. Im Kruger Nationalpark in Südafrika wurden in den letzten sieben Jahren 700 Wilderer getötet, jedes Jahr verlieren in Afrika 60 bis 100 Wildhüter ihr Leben. Auch ZivilistInnen sterben, einschliesslich Mädchen in Zentralafrika, die von der Lord’s Resistance Army und von bewaffneten Wildererbanden gefangengenommen und versklavt werden.
In Garamba in der Demokratischen Republik Kongo (DRC), sind die Elefantenpopulationen von 2’200 auf rund 1’000 geschrumpft, trotz etwa drei Millionen Dollar an Spenden pro Jahr und die Trainigs für Wildhüter durch ausländische Spezialeinheiten. Die DRC ist der gefährlichste Ort auf Erden für den Umweltschutz – Wilderer haben den Park-Hubschrauber in Garamba niedergeschossen, während im nahen Virunga-Nationalpark in den letzten zwanzig Jahren 170 Wildhüter getötet wurden, fünf im April und einer im Mai dieses Jahres. Im benachbarten Zentralafrika geraten mehr Hilfswerksmitarbeitende in Sicherheitsgefechte als in Afghanistan, Irak, Somalia oder Syrien. Sie werden als Geiseln genommen und häufig mit dem Tod bedroht.
Viel wurde geschrieben über mutige Wildhüter an der Front des Krieges um die Wildtiere – wenig über deren schäbige Bezahlung und Arbeitsbedingungen. Eine WWF-Studie vom letzten Jahr mit 570 Wildhütern ergab, dass 82 Prozent lebensbedrohliche Situationen erlebt haben, 59 Prozent nicht einmal mit dem Minimum wie Stiefeln, Zelten und GPS-Geräten ausgerüstet sind und 42 Prozent nicht richtig ausgebildet wurden. Kranken- und Unfallversicherung, Lebensversicherung und Versicherung gegen Invalidität waren praktisch nicht existent. Peter Newland, Direktor einer privaten Sicherheitsfirma in Kenia bemerkt: "Die Geldgeber wollen sexy high-tech-Lösungen wie Drohnen und Bodensensoren sehen. Sie wollen nichts wissen vom Bedarf an warmen Kleidern, Stiefeln und besserer Verpflegung für die Wildhüter."
Am falschen Ort investiertes Geld
Aber nicht nur die menschlichen Kosten der Militarisierung sind fragwürdig, sondern auch deren Wirksamkeit. In Südafrika werden weiterhin jährlich 1’000 Nashörner gewildert, obwohl internationale Geldgeber im Jahr 2015 438 Millionen Rand eingespiesen haben, was die Militarisierung des Kruger Nationalparks drastisch voranbrachte. Wenn die BesucherInnen des Kruger Parks die überfliegenden Helikopter und die vorbeiflitzenden Polizeiautos in Kauf nehmen müssen, sollten diese Bemühungen auch zielführend sein. Doch die Wilderer sind einfach weitergezogen; während 2017 im Kruger Park 24 Prozent weniger Nashörner gewildert wurden, wurde dieser Effekt mit dem Anstieg um 50 Prozent in KwaZulu-Natal wettgemacht. Park-Wildhüter werden von Wildererbanden geschmiert oder bedroht, und die Behörden geben zu, dass sie im Nashorn-Krieg kaum weitergekommen sind.
In Südafrika will eine Initiative namens Rhino Art ländliche Jugendliche über den Schutz von Nashörnern aufklären und ihre Einstellung via Kunst verstehen. Illustrationen von Kindern in Schutzgebieten sind erhellend – AK47, Särge und Nashornhörner auf ihren Zeichnungen vermitteln die Botschaft, dass Nashornwilderei gefährlich ist, nahe von zu Hause stattfindet und viel Geld einbringt. Fast keine Illustrationen vermitteln den Wert von lebenden Nashörnern oder Wildtier-Tourismus.
Einkünfte aus dem Tourismus sind bedroht
Rund um den Kruger Park verdienen 40’000 Personen ihren Lebensunterhalt mit dem Tourismus, während fast drei Millionen Menschen in Armut leben. Entlang der Grenzen von Kruger, um den Pilanesberg National Park und den iSimangaliso Wetland Park herum steht das Frustrationsniveau der Gemeinden kurz vor dem Siedepunkt. Drohungen häufen sich, dass Parkeingänge blockiert und Zäune abgerissen werden würden. Beim Kruger Park wurden im April die Parkeingänge Paul Kruger, Phabeni und Numbi von protestierenden Zulieferern blockiert.
Annette Hubschle meint, dass der Schutz der Wildtiere auch weiterhin den wirtschaftlichen Eliten zugute kommt: "Lokale Gemeinschaften bleiben grösstenteils die echten Vorteilen vorenthalten. Sie verlieren ihr Land, den Zugang zu natürlichen Ressourcen und kulturellen Stätten. Sie haben sehr begrenzte Handlungmöglichkeiten, Management- und Eigentumsrechte. Oft profitieren sie einzig von den Wildereigewinnen, die bis ins Dorf gelangen."
Mark Butcher, Geschäftsführer der Imvelo Wildlife Lodges, war in den 1980er Jahren Parkwächter in Hwange. "Ich verbrachte Jahre damit, Wilderer zu verhaften. Es waren ganze Dörfer mit ihren Männern im Gefängnis, aber das machte keinen Unterschied. Seit wir unsere Lodge auf kommunalem Land in der Nähe von Hwange gebaut haben, hat die Wilderei im Südosten des Parks aufgehört. Wir beschäftigen bis zu drei Generationen in einer Familie, bauen Schulen und Lehrerheime, bieten Wasser und zahnmedizinische Dienstleistungen an und es gibt eine Trendwende. Elefanten trampeln immer noch im Getreide, aber dank ihnen gibt es auch Arbeitsplätze und die Kinder können zur Schule. Und wenn Aussenstehende das Gebiet betreten, um zu wildern, informieren uns diese Gemeinschaften. Es liegt jetzt in ihrem Interesse, das Wild zu schützen."
Wo die Gemeinden profitieren, funktioniert der Wildschutz
Clive Stockil in Simbabwe engagiert sich seit 40 Jahren für die Zusammenarbeit mit den Gemeinden vor Ort. Er hat die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde Mahenye und dem Gonarezhou-Nationalpark gefördert und das CAMPFIRE-Programm entwickelt, um eines der grössten Naturschutzgebiete Afrikas im Savé-Tal zu schaffen. Es habe Jahre gedauert, um Vertrauen zu den Menschen vor Ort aufzubauen, sagt er, aber wenn das Vertrauen erst einmal gewonnen ist, sind die Vorteile dauerhaft. "Einheimische sind Teil des Systems", sagt er. "Ohne ihre Unterstützung wird der Naturschutz scheitern."
Andere erfolgreiche Modelle sind am Aufkommen. Wildlands in Südafrika und der Northern Rangeland Trust in Kenia setzen sich für Naturschutz auf kommunalem Land ein. Der Gemeinde-Naturschutz in Namibia hat sich als nachhaltig bewährt, und der Transfrontier Parks Destiantions zeigt, dass gemeineeigene Lodges erfolgreich sein können. Community Conservancy in Namibia erweist sich als nachhaltig und Transfrontier Parks Destinations zeigt, wie Lodges in der Gemeinde erfolgreich sein können. Solche Modelle, die die Gemeinden wirklich in die Suche nach Lösungen einbeziehen, sind der nachhaltigste Weg in die Zukunft – aber sie brauchen einen riesigen Vertrauensvorschuss und eine Umlenkung von Ressourcen weg von Wildtier-Kriegen, die nicht gewonnen werden können.
In Garamba in der Demokratischen Republik Kongo (DRC), sind die Elefantenpopulationen von 2’200 auf rund 1’000 geschrumpft, trotz etwa drei Millionen Dollar an Spenden pro Jahr und die Trainigs für Wildhüter durch ausländische Spezialeinheiten. Die DRC ist der gefährlichste Ort auf Erden für den Umweltschutz – Wilderer haben den Park-Hubschrauber in Garamba niedergeschossen, während im nahen Virunga-Nationalpark in den letzten zwanzig Jahren 170 Wildhüter getötet wurden, fünf im April und einer im Mai dieses Jahres. Im benachbarten Zentralafrika geraten mehr Hilfswerksmitarbeitende in Sicherheitsgefechte als in Afghanistan, Irak, Somalia oder Syrien. Sie werden als Geiseln genommen und häufig mit dem Tod bedroht.
Viel wurde geschrieben über mutige Wildhüter an der Front des Krieges um die Wildtiere – wenig über deren schäbige Bezahlung und Arbeitsbedingungen. Eine WWF-Studie vom letzten Jahr mit 570 Wildhütern ergab, dass 82 Prozent lebensbedrohliche Situationen erlebt haben, 59 Prozent nicht einmal mit dem Minimum wie Stiefeln, Zelten und GPS-Geräten ausgerüstet sind und 42 Prozent nicht richtig ausgebildet wurden. Kranken- und Unfallversicherung, Lebensversicherung und Versicherung gegen Invalidität waren praktisch nicht existent. Peter Newland, Direktor einer privaten Sicherheitsfirma in Kenia bemerkt: "Die Geldgeber wollen sexy high-tech-Lösungen wie Drohnen und Bodensensoren sehen. Sie wollen nichts wissen vom Bedarf an warmen Kleidern, Stiefeln und besserer Verpflegung für die Wildhüter."
Am falschen Ort investiertes Geld
Aber nicht nur die menschlichen Kosten der Militarisierung sind fragwürdig, sondern auch deren Wirksamkeit. In Südafrika werden weiterhin jährlich 1’000 Nashörner gewildert, obwohl internationale Geldgeber im Jahr 2015 438 Millionen Rand eingespiesen haben, was die Militarisierung des Kruger Nationalparks drastisch voranbrachte. Wenn die BesucherInnen des Kruger Parks die überfliegenden Helikopter und die vorbeiflitzenden Polizeiautos in Kauf nehmen müssen, sollten diese Bemühungen auch zielführend sein. Doch die Wilderer sind einfach weitergezogen; während 2017 im Kruger Park 24 Prozent weniger Nashörner gewildert wurden, wurde dieser Effekt mit dem Anstieg um 50 Prozent in KwaZulu-Natal wettgemacht. Park-Wildhüter werden von Wildererbanden geschmiert oder bedroht, und die Behörden geben zu, dass sie im Nashorn-Krieg kaum weitergekommen sind.
In Südafrika will eine Initiative namens Rhino Art ländliche Jugendliche über den Schutz von Nashörnern aufklären und ihre Einstellung via Kunst verstehen. Illustrationen von Kindern in Schutzgebieten sind erhellend – AK47, Särge und Nashornhörner auf ihren Zeichnungen vermitteln die Botschaft, dass Nashornwilderei gefährlich ist, nahe von zu Hause stattfindet und viel Geld einbringt. Fast keine Illustrationen vermitteln den Wert von lebenden Nashörnern oder Wildtier-Tourismus.
Einkünfte aus dem Tourismus sind bedroht
Rund um den Kruger Park verdienen 40’000 Personen ihren Lebensunterhalt mit dem Tourismus, während fast drei Millionen Menschen in Armut leben. Entlang der Grenzen von Kruger, um den Pilanesberg National Park und den iSimangaliso Wetland Park herum steht das Frustrationsniveau der Gemeinden kurz vor dem Siedepunkt. Drohungen häufen sich, dass Parkeingänge blockiert und Zäune abgerissen werden würden. Beim Kruger Park wurden im April die Parkeingänge Paul Kruger, Phabeni und Numbi von protestierenden Zulieferern blockiert.
Annette Hubschle meint, dass der Schutz der Wildtiere auch weiterhin den wirtschaftlichen Eliten zugute kommt: "Lokale Gemeinschaften bleiben grösstenteils die echten Vorteilen vorenthalten. Sie verlieren ihr Land, den Zugang zu natürlichen Ressourcen und kulturellen Stätten. Sie haben sehr begrenzte Handlungmöglichkeiten, Management- und Eigentumsrechte. Oft profitieren sie einzig von den Wildereigewinnen, die bis ins Dorf gelangen."
Mark Butcher, Geschäftsführer der Imvelo Wildlife Lodges, war in den 1980er Jahren Parkwächter in Hwange. "Ich verbrachte Jahre damit, Wilderer zu verhaften. Es waren ganze Dörfer mit ihren Männern im Gefängnis, aber das machte keinen Unterschied. Seit wir unsere Lodge auf kommunalem Land in der Nähe von Hwange gebaut haben, hat die Wilderei im Südosten des Parks aufgehört. Wir beschäftigen bis zu drei Generationen in einer Familie, bauen Schulen und Lehrerheime, bieten Wasser und zahnmedizinische Dienstleistungen an und es gibt eine Trendwende. Elefanten trampeln immer noch im Getreide, aber dank ihnen gibt es auch Arbeitsplätze und die Kinder können zur Schule. Und wenn Aussenstehende das Gebiet betreten, um zu wildern, informieren uns diese Gemeinschaften. Es liegt jetzt in ihrem Interesse, das Wild zu schützen."
Wo die Gemeinden profitieren, funktioniert der Wildschutz
Clive Stockil in Simbabwe engagiert sich seit 40 Jahren für die Zusammenarbeit mit den Gemeinden vor Ort. Er hat die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde Mahenye und dem Gonarezhou-Nationalpark gefördert und das CAMPFIRE-Programm entwickelt, um eines der grössten Naturschutzgebiete Afrikas im Savé-Tal zu schaffen. Es habe Jahre gedauert, um Vertrauen zu den Menschen vor Ort aufzubauen, sagt er, aber wenn das Vertrauen erst einmal gewonnen ist, sind die Vorteile dauerhaft. "Einheimische sind Teil des Systems", sagt er. "Ohne ihre Unterstützung wird der Naturschutz scheitern."
Andere erfolgreiche Modelle sind am Aufkommen. Wildlands in Südafrika und der Northern Rangeland Trust in Kenia setzen sich für Naturschutz auf kommunalem Land ein. Der Gemeinde-Naturschutz in Namibia hat sich als nachhaltig bewährt, und der Transfrontier Parks Destiantions zeigt, dass gemeineeigene Lodges erfolgreich sein können. Community Conservancy in Namibia erweist sich als nachhaltig und Transfrontier Parks Destinations zeigt, wie Lodges in der Gemeinde erfolgreich sein können. Solche Modelle, die die Gemeinden wirklich in die Suche nach Lösungen einbeziehen, sind der nachhaltigste Weg in die Zukunft – aber sie brauchen einen riesigen Vertrauensvorschuss und eine Umlenkung von Ressourcen weg von Wildtier-Kriegen, die nicht gewonnen werden können.