Sie bezeichnen die nachhaltige Entwicklung als Farce. Warum?

Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung, wie es in den 70er- bis 80er-Jahren entwickelt wurde, will die übermässige Nutzung natürlicher Ressourcen durch Technik ersetzen. Dank der Technik sollen wir so weitermachen können wie bisher, den Wohlstand steigern, und gleichzeitig den Ressourcenverbrauch verringern. Das ist ein Trugschluss. Produziert man Autos mit weniger Ressourcen, kosten die Autos auch weniger. Mit der Folge, dass die Menschen mehr Autos kaufen und fahren. Unter dem Strich würde gar noch mehr Material und Energie verbraucht. Seit dem Jahr 2000 steigt der Ressourcenverbrauch stärker als das BIP. Gleichzeitig war der Wohlstand nie so noch ungleich verteilt. Und was das Klima angeht: Die Durchschnittstemperatur der sieben ersten Monate in diesem Jahr lag 1,3 Grad über dem vorindustriellen Niveau; 2013 waren es erst 0,8 Grad. Die nachhaltige Entwicklung ist gescheitert, während das Wachstum uns nichts mehr bringt: Es steigert unser Wohlbefinden nicht mehr, vernichtet Arbeitsplätze und schafft riesige Ungleichheiten. Die Transition ist eine echte Antwort auf nachhaltige Entwicklung.

Was heisst Transition genau?

Transition bedeutet ein schrittweiser Übergang zu einem anderen System, das den Fussabdruck von einem Planeten einhält. Es bedeutet die Schaffung einer neuen Gesellschaft, die innerhalb der Grenzen unseres planetarischen Budgets lebt. Und zwar, indem sie weiterhin Wohlbefinden, Beschäftigung und die Verringerung von Ungleichheit antrebt. Niemand kennt alle Etappen dieses Weges genau. Doch wir alle wissen, was passiert, wenn wir weiterfahren wie bisher.

Sie behaupten, dass eine spirituelle Dimension grundlegend ist für den Wandel

Ja. Der entscheidende Schritt ist ein spiritueller. Seit dem 9. Jahrhundert wurde zunehmend alles, was uns umgibt, erst dann als wertvoll betrachtet, wenn es durch den Menschen verändert und "aufgewertet" wurde. Spirituelle Transition bedeutet, wieder eine andere Beziehung zur Natur zu finden. Die Enzyklika Laudato sì des Papstes ist da sehr klar: Der Mensch muss seinen Platz auf Erden wiederfinden. Es geht dabei auch um die Frage nach dem Sinn und der Selbstverwirklichung. Heute wird Selbstverwirklichung mit Konsum gleichgesetzt. Doch diese Spiritualität ist am Zerfallen. Der Wunsch nach echter Selbstverwirklichung wird wieder stärker. Wir können das materialistische Zeitalter hinter uns lassen und zu einer Gesellschaft werden, die ihre Energie anders einsetzt.

Und was bedeutet Transition für die Länder des Südens?

Für gewisse Länder des Südens heisst es, uns in bestimten Punkten einzuholen und an den besten Dingen des Wachstums der Vergangenheit Anteil zu haben. Es ist an uns, zu reduzieren. Heute können wir keine Lehrmeister mehr sein. Die Länder des Südens können uns viele Dinge lehren. Wir müssen zu einer Art Reziprozität in der Entwicklungszusammenarbeit gelangen. Das heisst für den Westen, seinen Platz wiederzufinden, nicht nur unter den anderen Lebewesen, sondern auch unter den anderen Gesellschaften.

Ökumenische Kampagne 2017: Geld gewonnnen, Land zerronnenIn der Ökumenischen Kampagne 2017 weisen Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein auf den Landraub als Folge der Expansion von Grossplantagen hin. In den Monokulturen, welche die Ernährung von Bauernfamilien gefährden, steckt auch Schweizer Geld. Die Ökumenische Kampagne dauert vom Aschermittwoch, 1. März bis Ostersonntag 16. April 2017. Die drei Werke der Landeskirchen zeigen Handlungsmöglichkeiten auf, um politisch gerechtere Strukturen zu schaffen, ein Südprojekt mit einer Spende zu unterstützen oder sich an einer Aktion zu beteiligen.  

Der grosse Wandel – Themenschwerpunkt des Magazins «Perspektiven»Dieser Beitrag ist dem Themenschwerpunkt "Der grosse Wandel" von Perspektiven 4/2016  entnommen – dem Magazin von Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.  

Ökumenische Kampagne 2017: Geld gewonnnen, Land zerronnenIn der Ökumenischen Kampagne 2017 weisen Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein auf den Landraub als Folge der Expansion von Grossplantagen hin. In den Monokulturen, welche die Ernährung von Bauernfamilien gefährden, steckt auch Schweizer Geld. Die Ökumenische Kampagne dauert vom Aschermittwoch, 1. März bis Ostersonntag 16. April 2017. Die drei Werke der Landeskirchen zeigen Handlungsmöglichkeiten auf, um politisch gerechtere Strukturen zu schaffen, ein Südprojekt mit einer Spende zu unterstützen oder sich an einer Aktion zu beteiligen.  

Der grosse Wandel – Themenschwerpunkt des Magazins «Perspektiven»Dieser Beitrag ist dem Themenschwerpunkt "Der grosse Wandel" von Perspektiven 4/2016  entnommen – dem Magazin von Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.