Programme für Freiwilligeneinsätze boomen. Eine zunehmende Anzahl von Menschen verbringt ihre Ferien oder Zwischenjahre auf Reisen, während sie gleichzeitig etwas Sinnvolles tun. Ihre Sprache und ihre Bilder können entweder zur Trennung oder zum Erhalt von Stereotypen über andere beitragen – oder helfen, andere besser zu verstehen und die komplexe Welt, in der wir leben, nuanciert wiederzugeben.

Es kann schwierig sein, andere Menschen und das Umfeld in einem kurzen Social-Media-Beitrag richtig wiederzugeben. Deshalb posten viele am Schluss doch wieder eher Darstellungen von Einheimischen als passiv, hilflos und bemitleidenswert – und bestärken damit Vorurteile, statt diese zu überwinden.
Vier Richtlinien helfen, eine solche Erosion der Würde zu vermeiden und das Recht auf Privatsphäre zu respektieren, während Sie Ihre Auslandserfahrungen dokumentieren.

1. Setzen Sie sich für Würde ein

Wer in ein anderes Land und insbesondere in ein Land des globalen Südens reist, vernachlässigt oft das Prinzip, die Würde hochzuhalten. Dies führt häufig zu weitreichenden Verallgemeinerungen ganzer Volksgruppen, Kulturen und Länder. Vermeiden Sie Wörter, die Stereotypen legitimieren oder weiter verbreiten. Sie haben die Verantwortung und die Macht, sicherzustellen, dass das, was Sie schreiben und veröffentlichen, die Menschen, mit denen Sie interagieren, nicht ihrer Würde beraubt. Denken Sie immer daran, dass Menschen keine Touristenattraktionen sind. 

2. Holen Sie das Einverständnis ein

Das Einverständnis ist der Schlüssel zu einer verantwortungsbewussten Darstellung anderer in den sozialen Medien. Respektieren Sie die Privatsphäre anderer und bitten Sie um Erlaubnis für eine Aufnahme und für das Teilen dieser Aufnahme in den sozialen Medien oder anderswo. Vermeiden Sie es, Menschen in verletzlichen oder beschämenden Situationen aufzunehmen, wie etwa in Spitälern oder anderen Gesundheitseinrichtungen. Besondere Sorgfalt ist geboten beim Fotografieren von Kindern und beim Teilen solcher Bilder. Dies erfordert das Einverständnis der Eltern, der Aufsichtspersonen oder Obhutsberechtigen; zusätzlich ein gutes Hinhören und Respektieren der Stimme des Kindes.

3. Hinterfragen Sie Ihre Absichten

Warum reisen Sie? Warum leisten Sie Freiwilligenarbeit? Für sich selbst oder wirklich, um etwas zu bewirken? Ihre Absichten können sich darauf auswirken, wie Sie ihre Erfahrungen und die Umgebung in den sozialen Medien darstellen, zum Beispiel wenn Sie den Kontext, in dem Sie sich befinden, als besonders "exotisch" und ausländisch darstellen. Fragen Sie sich, warum sie teilen, was Sie teilen. Sind Sie in dieser Einstellung die wichtigste Person? Gute Absichten wie die Sensibilisierung für wichtige Themen, denen Sie begegnen oder die Beschaffung von Mitteln für die Organisation, für die Sie sich freiwillig engagieren, sind keine Entschuldigung für die Missachtung der Würde oder der Privatsphäre anderer Menschen.

4. Nutzen Sie Ihre Veränderung, um mit Stereotypen aufzuräumen

Wer reist hat zwei Möglichkeiten: 1. Sie erzählen Familie und Freunden eine stereotypkonforme Geschichte, die Vorurteile bestätigt, statt sie herauszufordern. 2. Sie geben ihnen nuancierte Informationen, sprechen über Komplexitäten oder erzählen etwas anderes als die einseitige Geschichte von Armut und Mitleid. Nutzen Sie Ihre Chance um Ihren Freunden und Followers in den sozialen Medien die Geschichten nahezubringen, die erzählt werden müssen. Porträtieren Sie Menschen in einer Weise, welche die Gefühle der Solidarität und Verbundenheit stärken. Dabei hilft es, die lokalen ExpertInnen zu fragen, welche Art von Geschichten aus ihrem Leben oder ihrer Heimat sie mit der Welt teilen möchten.
Hier geht’s zum Download der Radi-Aid Broschüre: How To Communicate The World: A Social Media Guide For Volunteers and Travelers 
Die Richtlinien illustriert Radi-Aid mit dem untenstehenden Video: