Der Tourismus trocknet Bali aus
Basel, 12.05.2009, akte/ Wovor Umweltschutzorganisationen seit Jahren warnten, ist heute Realität: Im April stellte die Balinesische Umweltschutzagentur (BLH) eine Versalzung des Grundwassers in bis zu 330 Metern von der Küste entfernten Gebieten fest. Als Ursache dafür nennt BLH die Übernutzung des Grundwassers, insbesondere durch Hotels. Denn die Zeiten der sinkenden Touristenzahlen nach den Bombenattentaten vor sieben Jahren sind Geschichte: 2008 war mit rund zwei Millionen BesucherInnen ein Rekordjahr. Eine erfreuliche Entwicklung aus Sicht der Tourismusunternehmer. Immerhin 80 Prozent des Einkommens von Bali stammen aus dem Tourismus. Eine unheilvolle Entwicklung aus Sicht all jener, die sich um die Nachhaltigkeit kümmern.
Unheilvolle Entwicklung
Dazu gehört auch der Gouverneur von Bali, Made Mangku Pastika, der letzten Oktober erklärte: „Das ökologische Gleichgewicht in Bali ist in Gefahr.“ Während der Wasserspiegel sinke, werde das Grundwasser immer mehr und in immer grösserer Tiefe ausgebeutet, durch Hotels und Firmen wie Coca Cola. Dazu kämen immer mehr Motorfahrzeuge sowie Abfall und Abwasser als Begleitentwicklung zum wachsenden Tourismusaufkommen.
Der in Bali bekannte Designer Amir Rabik wohnt im wuchernden Villenviertel rund um Ubud. Er meint: „Hier gibt es zu viele ausländische Investoren und Entwickler. Alle sehen das Umweltproblem, aber niemand tut etwas dagegen, denn das Geschäft ist zu interessant.“ Ein Beispiel: Der Sohn von Ex-Präsident Suharto, Tommy, beauftragte vor ein paar Jahren Schläger, um die Lokalbevölkerung von einem Strandstück namens Dreamland in der Nähe von Kuta zu vertreiben. Er wurde wegen Mordes ins Gefängnis gesteckt, doch das Land wurde danach an andere Entwickler verkauft. Sie bauten eine Zugangsstrasse in die Klippen und ein riesiges Hotel am Strand, walzten die kleinen Läden der lokalen Kleinunternehmer nieder und bauten eine Betonpromenade mit Betonläden. „Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer“, bilanziert der einheimische Surflehrer Miki die Entwicklung. „Die Anlage ist mit Sicherheit gesetzeswidrig, aber vermutlich haben die Entwickler irgendeinen Trick angewandt, um von der Regierung die Erlaubnis zu erhalten.“
Neue Töne
Ende Januar überraschte Gouverneur Pastika mit der Abweisung eines Antrages von Anantra, den Bunyan-See zu einem Öko-Tourismusparadies zu entwickeln. Die Luxushotelkette Anantra wollte den See bis zu seiner originalen Tiefe wieder ausbaggern und in seiner Mitte eine Tanzbühne errichten. Widerstand kam von religiöser und von umweltengagierter Seite. Der Bunyan-See ist einer von drei Seen im Sukasada-Distrikt, die in einem breiten Krater liegen. Ein Urwald trennt den Buyan-See vom Tablingan-See im Westen und vom Beratan-See im Osten. Das Gebiet gilt als heilig, Seen werden als Thron der Göttin für Wasser und Fruchtbarkeit, Bhatari Danu, verehrt. Der Glaube, dass Bauten in diesem Gebiet dessen Reinheit zerstören, wird unterstützt von einem regionalen Gesetz, das Bauten an heiligen Orten verbietet. Und von der Erfahrung: Bisher wurde nur der Beratan-See als Touristendestination entwickelt. Seither ist dessen Wasseroberfläche von ursprünglich über 478 Hektaren auf 418 Hektaren geschrumpft, eine Schrumpfung von zehn Hektaren pro Jahr.
Krise: Wie weiter?
Die Krise ist inzwischen auch in Bali gut spürbar. Das Werbebudget der balinesischen Tourismusbehörde wurde für 2009 von fünf Millionen Rupien (rund 543’200) auf vier Millionen Rupien (rund 434’550 Franken) gestutzt, zugunsten des Gesundheitssektors und der Armutsbekämpfung. Eine günstige Gelegenheit, um das umzusetzen, was Gouverneur Pastika vorschlägt: „Erstens gilt es die Ausbeutung von Grundwasser regulieren, insbesondere für Grossinvestoren, zweitens müssen wir die Wiederaufforstung an die Hand nehmen und den Menschen in der Umgebung des Waldes gute Einkommensmöglichkeiten schaffen, und drittens braucht es ein Moratorium auf Neubauten in bereits verdichteten Gebieten. Die Philosophie unserer Insel ist die ‚Tri Hita Karana’, das Gleichgewicht und die Harmonie zwischen Mensch, Umwelt und Gott. Das ist die Grundlage für Glück.“ Ein Glück allerdings, dem weder die balinesische Tourismusbranche noch Indonesien als Ganzes nacheifern: Landesweit bereitet man sich auf ein Wachstum von 20 Prozent im Tourismusaufkommen vor, trotz Krise.
BeritaBali.com 20.04.2009; The Jakarta Post, Denpasar, Bali 31.01.2009 in: Timteam-Clearinghouse vom 20.04.2009; eTurbo-News 23.12.2008; Bilder: http://sma2palembang.blogspot.com/2008/10/alumni-sukses-i-made-mangku-pastika.html; http://bali-komplittur.com;