Der weltgrösste stinkende Algenteppich verpestet Küsten und Strände des Atlantiks
Auf Satellitenbilder der NASA zeigt sich, wie der Algenteppich in den Sommermonaten wächst. "Während der Wintermonate verschwindet das meiste Sargassum in Satellitenbildern, aber dieses Jahr ist es ungewöhnlich", sagte Chuanmin Hu, PhD, Professor für optische Ozeanographie am USF College of Marine Science. Das massive Algenwachstum hatte 2011 begonnen, mit Spitzenjahren 2015 und 2018.
Hu veröffentlichte seine Juli-Prognose kurz vor der Entdeckung der weltgrössten Algenblüte, dem Great Atlantic Sargassum Belt (GASB), die im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht wurde. Aufgrund von NASA-Satellitendaten entdeckten Hu und ein Team von ForscherInnen, dass sich der Teppich bereits letztes Jahr von Westafrika bis zum Golf von Mexiko erstreckte. Er wog mehr als 20 Millionen Tonnen – schwerer als 200 voll beladene Flugzeugträger.
"Auf offener See ist Sargassum ökologisch wertvoll und dient als Lebensraum und Zufluchtsort für verschiedene Meerestiere", so Hauptautor Mengqiu Wang, Forscher am USF Optical Oceanography Lab. "Ich sah oft Fische und Delfine um diese schwimmenden Matten herum." Zu viel davon behindert jedoch die Bewegungs- und Atmungsfähigkeit einiger Meeresarten. Der Seetang kann auch Korallen und Seegras ersticken, wenn grosse Mengen Sargassum absterben und auf den Meeresboden sinken.
Der Algenteppich ist eine besondere Herausforderung für Top-Strandziele wie die Ostküste Floridas, die Karibik und Mexiko, wo die Regierung in Quintana Roo kürzlich den Ausnahmezustand erklärte. Die dicken Algen setzen Schwefelwasserstoffgas frei und riechen nach faulen Eiern, was für Menschen mit Atemwegsproblemen problematisch sein kann.
Gemäss der Studie gibt es saisonale und strömungsbedingte Gründe für eine Sargassumblüte. Typischerweise schweben die Algen in Flecken um den Golf von Mexiko und der nach ihrem Algenbewohner benannten Sargasso-See. Aber seit 2011 explodiert der Algenteppich und taucht in Gebieten auf, wo Sargassum vorher nicht vorkam. Das weist auf eine Veränderung in der Chemie, Biologie und/oder der Physik des Ozeans hin.
Zusammenhang mit Amazonas-Entwaldung und industrieller Landwirtschaft vermutet
Aufgrund früherer Studien über den Düngemittelverbrauch, die Entwaldungsraten im Amazonasgebiet und die Einleitung von Nährstoffen aus diesem Gebiet vermuten die ForscherInnen einen Zusammenhang dieser Faktoren mit der Algenblüte der letzten Jahre, nach der Kurzformel: Je mehr Nährstoffe wie zum Beispiel Stickstoff, desto mehr Algen.
Ein eher natürlicher als menschengemachter Faktor ist ein Auftrieb von Tiefenwasser vor der westafrikanischen Küste. Dadurch kommen Nährstoffe aus der Tiefe an die Oberfläche, wo Sargassum wächst. Die Alge gedeiht am besten in Meerwasser mit normalem Salzgehalt und normalen bis kühlen Oberflächentemperaturen.
"Letztlich hat es mit dem Klimawandel zu tun, der die Niederschläge und die Ozeanzirkulation und sogar die menschlichen Aktivitäten beeinflusst. Wir konnten zeigen, dass die Blüte wahrscheinlich nichts mit den erhöhten Wassertemperaturen zu tun hat. Aber höchstwahrscheinlich wird die Algenpest zum Dauerproblem", sagte Hu.