Zur Fussball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland werden mindestens 380’000 vorwiegend männliche Fans erwartet – darunter auch etliche Tausend aus der Schweiz, die ja der WM ebenfalls entgegenfiebert. Die Kriminalbehörden rechnen im Zusammenhang mit der WM mit einer steigenden «Begleitkriminalität», insbesondere auch der Zunahme der Zwangsprostitution: Unter Berufung auf Erkenntnisse des deutschen Bundeskriminalamtes rechnet der Deutsche Städtetag damit, dass bis zu 40’000 Sexarbeiterinnen aus dem Ausland, vor allem aus Osteuropa, einreisen, um an den Austragungsorten ihre Dienste anzubieten. Bereits rüstet sich etwa Dortmund, einer der zwölf Austragungsorte, mit dem Bau von «Drive-In Sex-Garagen», um den Strassenstrich von der Innenstadt fernzuhalten. «Viele der 40’000 Prostituierten, die aus dem Ausland erwartet werden, sind Opfer der organisierten Kriminalität», gab im Oktober 2005 der Katholische Deutsche Frauenbund zu bedenken, und auch die freiwillig einreisenden Frauen würden von Bordellbesitzern überwacht, ausgebeutet und missbraucht. Frauen- und Menschenrechtsorganisationen leiten deshalb gezielte Massnahmen zur Prävention der Ausbeutung von Frauen und zur Sensibilisierung auf die Zwangsprostitution ein. So plant die im Kampf gegen Frauenhandel erprobte SOLWODI (Solidarity with Women in Distress) ein dreistufiges Vorgehen mit Prävention in den Herkunftsländern der Frauen, einer Informationskampagne in Deutschland sowie einer Hotline für Opfer des Menschenhandels – vorausgesetzt allerdings, dass genügend Spenden eintreffen, um diese wichtige Unterstützung für betroffene Frauen leisten zu können. Müsste doch eigentlich locker möglich sein angesichts der Summen, die mit der Ausrichtung einer Fussball-WM auf dem Spiel stehen? Doch bei PolitikerInnen wie auch bei Funktionären und Spielern stiess der Deutsche Frauenrat beispielsweise weitgehend auf Desinteresse für eine gemeinsame Kampagne; lediglich die Grünen unterstützen den Kampf der Frauenorganisationen gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution. Erfolglos war bisher auch der Deutsche Frauenring mit seinem Vorstoss beim Deutschen Fussballbund für eine gemeinsame Kampagne unter dem Slogan «Männer sind gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution».

Quellen und weitere Informationen: SOLWODI Rundbrief Dezember 2005, www.solwodi.de; Frauensolidarität 4/2005;www.frauenrat.de; www.frauenbund-bayern.de