Seit 2003 ist die Welttourismusorganisation (UNWTO) eine von heute 15 Sonderorganisationen der Vereinten Nationen. Sie ist federführend bei den Aktivitäten zum "Internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung 2017". Das Jahr soll laut Rifai wirtschaftliche und soziale Inklusivität, Umweltschutz, Kulturbewahrung sowie Frieden und Sicherheit voranbringen. Dabei räumt er ein, dass der Tourismus auch dunkle Seiten hat – und die seien dunkler als viele es sich vorstellen können. Versklavte Kinder, Menschenhandel oder der Schmuggel von Kulturgütern sind einige der Abgründe, die sich im internationalen Geschäft mit den "schönsten Wochen des Jahres" auftun.
Nichtregierungsorganisationen wie der arbeitskreis tourismus & entwicklung (akte) in Basel und andere prangern derartige Fehlentwicklungen seit langem an und sehen im Jahr 2017 eine riesige Chance, sie stärker auf die Tagesordnung zu bringen. Laut Arbeitskreis-Geschäftsführerin Christine Plüss bestehe jedoch zugleich das Risiko, dass der Begriff "nachhaltiger Tourismus" verwässert werde. So sei es 2002 bereits im Ökotourismus-Jahr geschehen. Durch so genannten Ökotourismus hätten gerade Reisen in ökologisch empfindliche Gebiete zugenommen. Statt falsch verstandener Tourismusförderung verlange die Agenda 2030 jedoch grundsätzliche Veränderungen. Der Tourismus dürfe die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) nicht untergraben. Das gelte sowohl für kleine, gemeindebasierte Tourismusprojekte als auch für den Massentourismus.

Fehlende Partizipation

Für Sumesh Mangalasseri von der südindischen Organisation "Kabani – the other direction" bleibt Nachhaltigkeit im Tourismus angesichts erheblicher Demokratie-Defizite auf der Welt ein weit entfernter Traum. Zwar gebe es auf lokaler und kommunaler Ebene häufig erheblichen Spielraum, um Tourismus und Entwicklung zu gestalten, doch würden existierende verfassungsmässige Mechanismen – zum Beispiel für wirksame Bürgerbeteiligung – von der Tourismusbranche häufig umgangen.

Problematische Arbeitsbedingungen

Vor allem um die schwierigen Arbeitsbedingungen im Tourismus geht es Matías Bosch von der Bosch-Stiftung in der Dominikanischen Republik. Viele Arbeitskräfte würden in Armut leben und seien auf Trinkgelder angewiesen. Die arme Bevölkerung sehe Arbeitsplätze als Geschenk und sei schlicht und einfach gezwungen, sich auf die von den Unternehmen vorgegebenen Bedingungen einzulassen, so Bosch.

Verfehlte Handelspolitik

In einem Beitrag aus dem Publikum wies Adama Bah aus Gambia darauf hin, dass es für afrikanische Länder meist nicht möglich sei, ihre landwirtschaftliche Produktion zu subventionieren. "Wir können in Gambia keine Eier produzieren, denn wir bekommen sie billig aus den Niederlanden", brachte er ein Grundproblem auf den Punkt. Die Handelspolitik helfe den afrikanischen Bauern nicht. Einige der Nahrungsmittel, die die Touristen konsumieren, könnten die Bauern in Gambia gar nicht erzeugen. Zwar sollen Touristen und die Tourismusunternehmen möglichst von einheimischen Erzeugern kaufen, um zu mehr Nachhaltigkeit im Tourismus beizutragen – "doch wir haben keine lokalen Produkte mehr anzubieten", so Bah.   

Berlin-Deklaration «Tourismuswende» – jetzt verbreitenIn drei Tagen intensiven Austauschs haben über 30 internationale VertreterInnen von Zivilgesellschaften vor der Internationalen Tourismusbörse Berlin zusammengetragen, was es aus Sicht der betroffenen Bevölkerung braucht, damit der Tourismus tatsächlich zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen kann – statt diese zu behindern. Entstanden ist dabei die zukunftsweisende Berlin-Deklaration, die an der Internationalen Tourismusbörse vorgestellt wurde. Die Initiatoren der Deklaration "Tourismuswende", darunter etwa die Hälfte aus Entwicklungs- und Schwellenländern wie Kolumbien, der Dominikanischen Republik, Gambia, Indien, den Philippinen, Sri Lanka oder Kambodscha, berufen sich auf die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung.
"Die ‹Nutzniesser› einer nachhaltigen Tourismusentwicklung müssen umfassend partizipieren, von der Planung bis zur Verteilung der Profite. Mass für die Entwicklungswirkung des Tourismus ist sein Beitrag zum Wohlergehen der Menschen. Auf globaler Ebene geht es um die Frage, wie man gegen die Plünderung des Planeten vorgehen soll, auf lokaler Ebene darum, was die Menschen in den Zielländern davon haben", fasst Christine Plüss, Geschäftsführerin des arbeitskreises tourismus & entwicklung, die Forderungen an Entwicklungspolitik und Tourismuswirtschaft zusammen.

Verbreiten!

Alle sind aufgefordert, die Berlin-Deklaration, die jetzt auf Deutsch übersetzt wurde, in ihren Kreisen breit zu streuen.

Unterzeichnen!

Kompendium «Tourism in the Agenda 2030 for Sustainable Development»Das neue englisch-sprachige Online-Portal transforming-tourism.org wird gemeinsam vom arbeitskreis torismus & entwicklung und anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen betrieben und kontinuierlich ausgebaut. Kernstück nebst der Berlin-Deklaration ist das Kompendium "Tourism in the Agenda 2030 for Sustainable Development".  Ein Autorenkollektiv hat wissenschaftliche Studien, Fallanalysen und eigene Erfahrungen gesammelt und ausgewertet, um die Verbindungen von Tourismus und jedem einzelnen der 17 globalen Entwicklungsziele aufzuzeigen. Es kommt zum Schluss, dass die Transformation unserer Welt ohne Transformation des Tourismus nicht möglich ist. Der arbeitskreis tourismus & entwicklung hat das Kapitel 12 zu nachhaltigen Konsum- und Produktionsmustern massgeblich erarbeitet und zu anderen Kapiteln Inhalte beigesteuert und war Teil des Redaktionsteams des ganzen Kompendiums.

Fehlende Partizipation

Für Sumesh Mangalasseri von der südindischen Organisation "Kabani – the other direction" bleibt Nachhaltigkeit im Tourismus angesichts erheblicher Demokratie-Defizite auf der Welt ein weit entfernter Traum. Zwar gebe es auf lokaler und kommunaler Ebene häufig erheblichen Spielraum, um Tourismus und Entwicklung zu gestalten, doch würden existierende verfassungsmässige Mechanismen – zum Beispiel für wirksame Bürgerbeteiligung – von der Tourismusbranche häufig umgangen.

Problematische Arbeitsbedingungen

Vor allem um die schwierigen Arbeitsbedingungen im Tourismus geht es Matías Bosch von der Bosch-Stiftung in der Dominikanischen Republik. Viele Arbeitskräfte würden in Armut leben und seien auf Trinkgelder angewiesen. Die arme Bevölkerung sehe Arbeitsplätze als Geschenk und sei schlicht und einfach gezwungen, sich auf die von den Unternehmen vorgegebenen Bedingungen einzulassen, so Bosch.

Verfehlte Handelspolitik

In einem Beitrag aus dem Publikum wies Adama Bah aus Gambia darauf hin, dass es für afrikanische Länder meist nicht möglich sei, ihre landwirtschaftliche Produktion zu subventionieren. "Wir können in Gambia keine Eier produzieren, denn wir bekommen sie billig aus den Niederlanden", brachte er ein Grundproblem auf den Punkt. Die Handelspolitik helfe den afrikanischen Bauern nicht. Einige der Nahrungsmittel, die die Touristen konsumieren, könnten die Bauern in Gambia gar nicht erzeugen. Zwar sollen Touristen und die Tourismusunternehmen möglichst von einheimischen Erzeugern kaufen, um zu mehr Nachhaltigkeit im Tourismus beizutragen – "doch wir haben keine lokalen Produkte mehr anzubieten", so Bah.   

Berlin-Deklaration «Tourismuswende» – jetzt verbreitenIn drei Tagen intensiven Austauschs haben über 30 internationale VertreterInnen von Zivilgesellschaften vor der Internationalen Tourismusbörse Berlin zusammengetragen, was es aus Sicht der betroffenen Bevölkerung braucht, damit der Tourismus tatsächlich zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen kann – statt diese zu behindern. Entstanden ist dabei die zukunftsweisende Berlin-Deklaration, die an der Internationalen Tourismusbörse vorgestellt wurde. Die Initiatoren der Deklaration "Tourismuswende", darunter etwa die Hälfte aus Entwicklungs- und Schwellenländern wie Kolumbien, der Dominikanischen Republik, Gambia, Indien, den Philippinen, Sri Lanka oder Kambodscha, berufen sich auf die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung.
"Die ‹Nutzniesser› einer nachhaltigen Tourismusentwicklung müssen umfassend partizipieren, von der Planung bis zur Verteilung der Profite. Mass für die Entwicklungswirkung des Tourismus ist sein Beitrag zum Wohlergehen der Menschen. Auf globaler Ebene geht es um die Frage, wie man gegen die Plünderung des Planeten vorgehen soll, auf lokaler Ebene darum, was die Menschen in den Zielländern davon haben", fasst Christine Plüss, Geschäftsführerin des arbeitskreises tourismus & entwicklung, die Forderungen an Entwicklungspolitik und Tourismuswirtschaft zusammen.

Verbreiten!

Alle sind aufgefordert, die Berlin-Deklaration, die jetzt auf Deutsch übersetzt wurde, in ihren Kreisen breit zu streuen.

Unterzeichnen!

Kompendium «Tourism in the Agenda 2030 for Sustainable Development»Das neue englisch-sprachige Online-Portal transforming-tourism.org wird gemeinsam vom arbeitskreis torismus & entwicklung und anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen betrieben und kontinuierlich ausgebaut. Kernstück nebst der Berlin-Deklaration ist das Kompendium "Tourism in the Agenda 2030 for Sustainable Development".  Ein Autorenkollektiv hat wissenschaftliche Studien, Fallanalysen und eigene Erfahrungen gesammelt und ausgewertet, um die Verbindungen von Tourismus und jedem einzelnen der 17 globalen Entwicklungsziele aufzuzeigen. Es kommt zum Schluss, dass die Transformation unserer Welt ohne Transformation des Tourismus nicht möglich ist. Der arbeitskreis tourismus & entwicklung hat das Kapitel 12 zu nachhaltigen Konsum- und Produktionsmustern massgeblich erarbeitet und zu anderen Kapiteln Inhalte beigesteuert und war Teil des Redaktionsteams des ganzen Kompendiums.