Die «Bibel» der Rucksacktouristen am Pranger: Boykottaufruf gegen Lonely Planet-Reisehandbücher
Die britischen Organisationen "Tourism Concern" und "The Burma Campaign UK" rufen gemeinsam zum Boykott der Lonely Planet-Führer für Individualreisende auf. Lonely Planet-Guides sollen so lange nicht mehr gekauft werden, bis der Verlag die jüngst erschienene Neuauflage des Burma-Handbuches vom Markt gezogen hat. Angesichts der massiven Menschenrechtsverletzungen, die in Burma im Zuge der Tourismusförderung begangen werden, angesichts der Tatsache auch, dass die Einkünfte aus dem Tourismus fast ausschliesslich in die Taschen der machthabenden burmesischen Generäle fliessen und zu ihrer Machterhaltung beitragen, sei es vollkommen unangebracht, Individualreisende zu Ferien in Burma aufzufordern, wie es der neue Lonely Planet-Guide tue. Das Reisehandbuch enthalte, so die InitiantInnen der Kampagne weiter, grobe inhaltliche Fehler, die zur Verharmlosung der schlimmen Situation der Menschen in Burma, insbesondere auch der Zwangsarbeit, beitragen. Tony Wheeler, der Verleger der Lonely Planet-Guides, setzt sich entschieden gegen die Vorwürfe zur Wehr. Er habe die Situation in Burma nie beschönigt und unterstütze auch Hilfswerke für die geplagte Bevölkerung, wie ein Dankesbrief des "Burma Relief Centre", das im Norden Thailand burmesische Flüchtlinge betreue, belege. Das "Burma Relief Centre" hat allerdings den Scheck von Lonely Planet über 4’500 britische Pfund umgehend zurückgeschickt. So wichtig Spenden für ihre Arbeit seien, man wolle keine Gelder annehmen, die dem Vorwand dienten, Reisen nach Burma zu legitimieren, begründet die Leiterin des "Burma Relief Centre", Pippa Curwen, diesen Schritt. Der Boykottaufruf hat zu heissen Debatten in verschiedenen namhaften Zeitungen wie Financial Times, Guardian oder Observer geführt. Ist es, wie Verleger Wheeler behauptet, eine offene Frage, ob man zum jetzigen Zeitpunkt nach Burma reisen soll oder nicht? Eine Frage, die letztlich von jedem Reisenden selbst beantwortet werden müsse. Dabei unterlässt er allerdings tunlichst zu erwähnen, dass die demokratischen Kräfte Burmas westliche Reisende und die Wirtschaft wiederholt dazu aufgefordert haben, jetzt von Burma fernzubleiben. So meinte die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi im Januar 1999: "Verfasser von Reisehandbüchern sollten auf ihr Gewissen hören und ihre Beweggründe offen legen. Profit steht für sie im Vordergrund. Doch ist es irreführend zu behaupten, mit einer Reise nach Burma würden TouristInnen die Situation im Lande besser verstehen. Wollen Reisende wirklich herausfinden, was in Burma geschieht, so sollen sie zu Hause einige der zahlreichenMenschenrechtsberichte über Burma lesen." Nicht von ungefähr wurde der Boykottaufruf gegen Lonely Planet auf den Tag genau zehn Jahre nach den Wahlen in Burma lanciert, die damals haushoch von der demokratischen Opposition gewonnen wurden; bis heute haben die machthabenden Militärs die legitimen Volksvertreter nicht zur Ausübung ihrer Rechte zugelassen. Es ist nicht zuletzt das Verdienst der Kampagne gegen die populären Lonely Planet-Guides, anlässlich dieses tristen Geburtstages wieder einmal mit Nachdruck auf die Zustände in Burma hinzuweisen./plus
Postkarten zur Unterstützung der Aktion. Weitere Auskünfte sind erhältlich bei:
• Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung, Missionsstrasse 21, CH-4003 Basel,
Tel. +41 (0)61 261 47 42, Fax +41 (0)61 261 47 21, E-Mail: info@akte.ch,
Web: www.akte.ch
• Tourism Concern, Stapleton House, 277-281 Holloway Road, London N7 8HN,
Tel. +44 (0)20 7753 3330, E-Mail: info@tourismconcern.org.uk,
Web: www.tourismconcern.org.uk
• The Burma Campaign UK, Bickerton House, 25-27 Bickerton Road, London N19 5JT, Tel +44 (0)20 7281 7377, E-Mail: bagp@gn.apc.org, Web: www.burmacampaign.org.uk