Basel, 10.09.2010, akte/ Schweizer Literatur, arabische AutorInnen und Sachbücher bestimmen das Programm des Basler Lenos Verlags – und das seit unterdessen 40 erfolgreichen Jahren. Leros wollte man sich eigentlich nennen, wie die griechische Insel im Ägäischen Meer, die eine traurige Vergangenheit als Insel der Verbannten hat: Mikis Theodorakis gehörte während der Militärdiktatur von 1967 bis 1974 zu den Internierten, und in der grössten psychiatrischen Anstalt des Landes wurden Menschen lange Zeit unter unwürdigen Bedingungen weggesperrt. Aufgrund eines Druckfehlers wurde der Verlag als Lenos lanciert und behielt den Namen bei.
    Regula Renschler, Übersetzerin von Nicolas Bouvier, Aktionärin des Verlags, Herausgeberin und Mitgründerin des arbeitskreises tourismus & entwicklung, würdigt in ihrem Vorwort zum Jubiläumswerk die Bestrebungen des Verlags, fremdsprachige Literatur herauszugeben, die nur Minderheiten erreichen kann.
    Dass die Lenos-Leserschaft besonders durch die spezielle Ausrichtung des Verlags am "Leben in früheren Zeiten, anderen Orten, bei fremden Menschen" teilhaben kann, beweist das Buch "Die ganze Welt, noch immer da". Literarische Streifzüge durch vierzig Städte von Alexandria bis Zürich entführen nicht nur in fremde Welten, sondern geben gleichzeitig einen Einblick ins vierzigjährige Schaffen des Verlags.
    Der Akzent des Verlags auf Belletristik aus der Romandie ist beispielsweise mit einem Textauszug Yvette Z’Graggens über Florenz oder Alice Rivaz› Stück über Genf abgebildet. Die Palästinenserin Sumaya Farhat-Naser wiederum nimmt die LeserInnen mit nach Jerusalem und beschreibt das Prozedere der Anreise, die Veränderungen in der Stadt und ihre beinahe störrische Suche nach "dem Schönen".
    Kaum verwunderlich, dass bei der Fülle von 40 Lektürenausschnitten die Orte und die Sprache der Schreibenden nur gestreift werden können. Das Leseerlebnis ist denn auch mit einer Rundreise mit straffem Programm zu vergleichen, bei der Sehenswürdigkeiten im Viertelstundentakt besucht werden. Manche Stationen verzeihen die Kürze. Gerold Späth mit seinem Herrenabend in Barbarswila beispielsweise ist ein in sich abgeschlossener Lesegenuss. Doch mancher Halt verlangt nach mehr Zeit, man möchte sich vertiefen und sich allein weiter umschauen, etwa in Genf und im Gefühlswirrwarr des Protagonisten.
    Wer gern so viel wie möglich sieht und die Abwechslung schätzt, ist mit dem Buch "Die ganze Welt, noch immer da" bestens bedient. Und wer sich in den Welten weiter verlieren will, für den ist das Jubiläumsbuch eine optimale Ausgangslage, um die persönliche Reiseroute im Verlagsprogramm zusammenzustellen.

    Die ganze Welt, noch immer da. Literarische Streifzüge durch vierzig Städte, Lenos Verlag Basel 2010, 313 Seiten, broschiert, Euro 14.90, CHF 24.50 (unverbindliche Preisangabe), ISBN: 978 3 85787 409 3