Ein Beschluss, den wohl manche PolitikerInnen in Europa und manche Entsorgungsprofis ins Schwitzen gebracht hat. Doch Recyclingfirmen, die bis anhin nur einen Nischenmarkt bewirtschaften konnten, wittern Morgenluft, und die Umweltorganisationen freuen sich. Die Abfallkrise erhöht den Druck auf die Firmen, ihre Verpackungen neu zu denken. Aldi, Adidas, und Lidl wollen in den nächsten Jahren auf Recycling-Verpackungen umstellen. Und die Verpackungsindustrie ist aufgefordert, besser recyclierbare Verpackungsmaterialien herzustellen. Denn nach der neuen Plastikstrategie der EU sollen bis 2030 alle Kunststoffverpackungen in der EU wiederverwertbar sein. Doch auch das beste Recycling ist nur der drittbeste Weg: Zunächst gilt es Kunststoffe zu vermeiden und wiederzuverwenden: Da ist das Verbot von Einwegplastik sicher der richtige Weg. Die Menschheit kann gut ohne Plastikgeschirr, Plastikbesteck, Trinkhalme oder Rührstäbchen auskommen. Es muss nicht sein, dass jährlich 30 Millionen Tonnen Plastik im Meer landen, in den Mägen der Vögel, Fische und Schildkröten und schliesslich als Mikroplastik sogar im menschlichen Organismus. Vom Einwegplastik-Verbot ausgenommen sind Luftballons – nur die Kunststoff-Haltestäbchen fallen unter das Verbot.

Schweiz ist bezüglich Plastikvermeidung ein Entwicklungsland

Dreimal so hoch wie in den Nachbarländern ist der Plastikverbrauch in der Schweiz, und nur rund 25 Prozent davon wird wiederverwertet – verglichen mit rund 30 Prozent in Deutschland. Trotzdem will der Bund beim Plastikverbot nicht mitziehen. Immerhin plant das Bundesamt für Umwelt BAFU zusammen mit dem Plastikindustrieverband Swiss Plastics die Einführung eines verbesserten Sammelsystems.

Gastro und Hotellerie bereitet sich vor

In der Gastro- und Tourismusbranche gehört inzwischen die Ankündigung einer Plastikvermeidungsstrategie zum guten Ton. Begonnen wird mit dem Plastikstrohhalm. In den 6’500 Marriott Häusern soll er verschwinden, ebenso wie in der IHG Group mit Intercontinental und Holiday Inn. Auch in den Häusern von Accor, Hilton, Hyatt, Oetker Collection, Scandic Hotels, der RIU Gruppe und weiteren Hotelketten sollen künftig Alternativen genutzt werden. In Asien hat dieses Jahr das erste Hotel der AKARYN Hotel Group eröffnet, welches frei von Einweg-Plastik sein wird. Es bietet den Gästen eine Edelstahlflasche, die an verschiedenen Stationen aufgefüllt werden kann. Die Hygieneartikel sind in Seladonbehälter gefüllt, die Müllbeutel sind aus biologisch abbaubaren Materialien. Für den Shopping Trip stellt das Hotel wiederverwendbare Einkaufstaschen bereit. In zwei Jahren sollen alle AKARYN Hotels frei von Einwegplastik sein. Bis Ende Jahr will die spanische Hotelgruppe Meliá Hotels International (MHI), dass ihre 380 Häuser ohne Einwegplastik betrieben werden. Zu seinem 125. Geburtstag am 2. Juli hat schliesslich auch Hurtigrouten alle Schiffe der Reederei von Plastikstrohhalmen, Plastikrührstäben, Plastikbechern, Plastikdeckeln und Plastiktüten befreit. Dort werden jetzt Metall-Trinkhalme verwendet. Mit dem vollständigen Verzicht auf Einwegplastik spart die Reederei jährlich immerhin rund 16 Tonnen Plastik.
Das sind alles erfreuliche Entwicklungen. Allerdings ist der Deutsche Naturschutzbund NABU skeptisch, wenn die Plastikhalme einfach mit "nachhaltigen" Varianten etwa aus Pappe oder Holz ausgewechselt werden. Mehrweg oder Pfandsysteme sei die ökologisch wesentliche bessere Alternative als Einweg aus anderen Materialien.