Die «Geiz ist geil»-Mentalität frisst ihre Kinder
Es ist tatsächlich so einfach. Wohin dieses unbegrenzte "Immer noch billiger" führen kann, sehen wir seit Jahren bei den Fleischpreisen und der eine oder andere Lebensmittelskandal kommt demzufolge nicht von ungefähr. Das "Geiz ist geil"-Motto macht schon lange auch vor dem Fliegen nicht Halt (siehe Born-Ansage 53). Bei der Auswahl des eigenen Fluges schaut der Kunde auch auf einen einzigen Euro, selbst wenn dieses Sparen für ihn ohne jegliche existenzielle Bedeutung ist.
Die Airline-Industrie hat dieses Sparen akzeptiert und in ihrer eigenen Preisgestaltung verinnerlicht. Logischerweise gibt sie diesen Preisdruck an ihre Lieferanten weiter, zum Beispiel an ihre Abfertigungsgesellschaft am Flughafen. Die werden notfalls auch schnell gewechselt, wenn dabei etwas Kosten eingespart werden können.
Irgendwann machen die Mitarbeiter nicht mehr mit
Die Abfertigungsgesellschaft gibt diesen Druck dann an ihre Mitarbeiter weiter. Oftmals auch über den (nochmals kostensparenden) Umweg über einen Subunternehmer. Aber irgendwann wollen die Mitarbeiter (elf Euro Lohn pro Stunde, beim Subunternehmer oftmals weniger) nicht mehr mitmachen – insbesondere wenn sie in der Presse irre Manager-Gehaltssummen lesen, die anderorts für Top-Manager gezahlt werden (die im Konfliktfall dann auch noch jegliche Verantwortung von sich weisen, siehe VW). So gibt es dann Stress am Ende der Nahrungskette, wenn ich mal diesen Begriff aus der Biologie verwenden darf.
Und jetzt geht der Druck plötzlich in die andere Richtung. Die Mitarbeiter setzen ihren Arbeitgeber unter Druck (für zum Beispiel für einen Euro mehr pro Stunde). Das Abfertigungsunternehmen weiß, dass es diese Mehrkosten im Konkurrenzkampf wahrscheinlich nicht an die Airline weiterreichen kann.
Erst freuen, dann nicht fliegen
Es kommt zum Streik, so geschehen an den Flughäfen in Berlin (an einigen anderen Airports konnte man sich auf neue Bedingungen einigen). Die Airlines können nicht fliegen und müssen Mehrkosten in Millionenhöhe verkraften. Und der Kunde, der sich gerade noch so diebisch gefreut hat, wieder einen Euro gespart zu haben, fliegt jetzt überhaupt nicht.
Auch die Buchungsstellen in den Unternehmen, die für ihre Manager buchen, hatten plötzlich Stress wie sie ihre (so erfolgreich preiswert gebuchte) Mitarbeiter oder sogar Chefs wieder nach Hause bringen können. Jetzt plötzlich durfte es ersatzweise auch etwas teurer sein. Hauptsache wegkommen war angesagt.
Besonders schön finde ich dann die Formulierung: "Der Streik wird auf dem Rücken der unschuldigen Kunden ausgetragen." Wirklich unschuldig?
Im Falle des Streikes des Flughafen-Bodenpersonals wurde auch bemängelt, dass man so etwas doch nicht am Haupt-Abreisetag der ITB machen dürfe. Diese Entscheidung fand ich persönlich auch falsch, der Mittwoch als "Haupt-Anreisetag" wäre wesentlich effektiver gewesen.
Leipzig/Halle als BER-Ausweich-Airport? Das funktioniert
Und wenn die Messegesellschaft dann jammert, dieser Streik wäre schuld am zehnprozentigen Fachbesucherrückgang (lassen wir mal den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung dahingestellt), kann man nur sagen "Fliegen (oder Nicht-Fliegen) ist halt Bestandteil des Tourismus", mit allem pro und contra. Aber gemessen an der Türkei-Diskussion auf der Messe war das Streikthema letztlich fast nur eine Petitesse.
Was ich am Rande der Geschichte amüsant fand: Ab dem Flughafen BER bedarf es keines Streiks, um nicht zu fliegen. Obwohl dieser Nicht-Flughafen täglich eine Millionen Euro kostet – für "einfach so in der Landschaft stehen" – ist dies während der Messe ein kleinerer Aufreger gewesen.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) war auch Streikopfer. Er musste mit dem Dienstwagen nach Leipzig fahren, um von dort nach Moskau zu fliegen. Leipzig/Halle als Dauer-Ausweichflughafen für den BER? Geht doch, das ist der Beweis. In Moskau beklagte sich Müller über den "Streik der Fluglotsen am Flughafen", das zeigte, wie tief er in dem Thema zuhause ist.
Zumindest etwas irritierend ist, dass Verdi-Streikleiter Enrico Rümker gleichzeitig Aufsichtsratsmitglied der Berliner Flughäfen ist. Wenn in der nächsten Aufsichtsratssitzung über die Verluste wegen des Streiks gesprochen wird, kann eigentlich nur leichte (vorübergehende) Schizophrenie hilfreich sein.
Besonders schön finde ich dann die Formulierung: "Der Streik wird auf dem Rücken der unschuldigen Kunden ausgetragen." Wirklich unschuldig?
Im Falle des Streikes des Flughafen-Bodenpersonals wurde auch bemängelt, dass man so etwas doch nicht am Haupt-Abreisetag der ITB machen dürfe. Diese Entscheidung fand ich persönlich auch falsch, der Mittwoch als "Haupt-Anreisetag" wäre wesentlich effektiver gewesen.
Leipzig/Halle als BER-Ausweich-Airport? Das funktioniert
Und wenn die Messegesellschaft dann jammert, dieser Streik wäre schuld am zehnprozentigen Fachbesucherrückgang (lassen wir mal den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung dahingestellt), kann man nur sagen "Fliegen (oder Nicht-Fliegen) ist halt Bestandteil des Tourismus", mit allem pro und contra. Aber gemessen an der Türkei-Diskussion auf der Messe war das Streikthema letztlich fast nur eine Petitesse.
Was ich am Rande der Geschichte amüsant fand: Ab dem Flughafen BER bedarf es keines Streiks, um nicht zu fliegen. Obwohl dieser Nicht-Flughafen täglich eine Millionen Euro kostet – für "einfach so in der Landschaft stehen" – ist dies während der Messe ein kleinerer Aufreger gewesen.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) war auch Streikopfer. Er musste mit dem Dienstwagen nach Leipzig fahren, um von dort nach Moskau zu fliegen. Leipzig/Halle als Dauer-Ausweichflughafen für den BER? Geht doch, das ist der Beweis. In Moskau beklagte sich Müller über den "Streik der Fluglotsen am Flughafen", das zeigte, wie tief er in dem Thema zuhause ist.
Zumindest etwas irritierend ist, dass Verdi-Streikleiter Enrico Rümker gleichzeitig Aufsichtsratsmitglied der Berliner Flughäfen ist. Wenn in der nächsten Aufsichtsratssitzung über die Verluste wegen des Streiks gesprochen wird, kann eigentlich nur leichte (vorübergehende) Schizophrenie hilfreich sein.