Die Gesellschaft für bedrohte Völker Schweiz wird 25
Basel, 8.11.2014, akte/1989 war ein denkwürdiges Jahr. Mit dem Fall der Berliner Mauer wurde das Ende des kommunistischen Gegengewichts zum Kapitalismus eingeläutet und die Liberalisierung und Globalisierung der Wirtschaft erhielt neuen Schub. In diesem Jahr gründeten Göpf Berweger und Bernhard Pulver nach Absprache mit dem Geschäftsführer der Gesellschaft für bedrohte Völker Deutschland (GfbV), Tilo Zülch, die gleichnamige Schweizer Schwesternorganisation. Seither hat die kleine aber rege Nichtregierungsorganisation manches zu bewegen vermocht: ein Treffen der Schweizer Regierung mit dem Dalai Lama, Kampagnen für die Adivasis, fürs Kurdisch als Unterrichtssprache, für die Opfer des Tschetschenienkriegs, für jene des Massakers von Srebrenica/Bosnien, gegen die Beteiligung Schweizer Holzfirmen bei der Abholzung des Urwalds im Kongo oder von Schweizer Banken bei der Zerstörung des Lebensraums in Guayana oder anderen Firmen im Amazonas, um nur einige zu nennen.
Das Aktuelle Magazin der GfbV Schweiz blickt zurück und nach vorn
Im aktuellen VOICE, dem Magazin der GfbV Schweiz, zieht Göpf Berweger Bilanz: "Dass unser kleines Land wirtschaftlich zu den grössten gehört und politisch einiges Gewicht in der Welt hat, war mir an sich bekannt. Und doch hat es mich immer wieder überrascht, dass es kaum eine Problematik, eine Verfolgung, ein Unrecht auf dieser Welt gibt, in welches die Schweiz nicht direkt oder indirekt verwickelt wäre. Meist sind es die wirtschaftlichen Interessen, von der Aussen- und (Wirtschafts-)Politik gestützt, die uns in kompromittierende Situationen gebracht haben." Und er nimmt auch gleich Stellung zur Ausländerdebatte: "Weil sich Handel, Kapital, Investment, Technologie, Finanzströme und Information nicht an den Menschen vorbei globalisieren lassen, ist es unvermeidlich, dass auch die Menschen geistig und physisch mobiler werden und ihren Weg zu uns finden. Wenn diese Menschen dann nicht nur als Geschäftsleute, Konsumenten, Steuerhinterzieher, Touristen und Künstler zu uns kommen, sondern als Flüchtlinge mit Bleibeabsichten, dann führt dies zu asyl-, flüchtlings- und ausländerpolitischen Verschärfungen, die unseren menschenrechtlichen Grundwerten kaum mehr standzuhalten vermögen. Auch da muss die GfbV ein Auge drauf haben!
Und der heutige Berner Regierungsrat Bernhard Pulver, Gründer, langjähriger Geschäftsführer und auch langjähriger Präsident der GfbV Schweiz, meint: Göpf und ich wollten Positives statt Negatives berichten. Wir wünschten uns eine Menschenrechtsorganisation, die aufzeigt, dass kulturelle Vielfalt bereichert. Wir wollten das unglaubliche Wissen, das indigene Völker in sich tragen und das es zu bewahren gilt, darstellen. Leider haben uns dann oftmals aktuelle kriegerische Ereignisse oder Menschenrechtsverletzungen durch multinationale Konzerne an indigenen Völkern dazu gezwungen, vor allem Negatives zu kommunizieren.
Das ist auch in der Jubiläumsausgabe nicht anders: Nebst den spannenden Interviews mit den Gründern wird in weiteren Beiträgen engagiert gegen die Ecopop-Initiative Stellung bezogen, das Schicksal einer zwangsausgeschafften Familie aus Sri Lanka nachgezeichnet und über eine beherzte peruanische Kämpferin Máxima Acuña de Chaupe berichtet, die sich mit dem Goldproduzent Yanacocha anlegt, um ihr Grundstück zu behalten, und in einer unfairen Gerichtsverhandlung verurteilt wird.