Die Internationale Walfangkonferenz, die vom 2. – 6. Juli 2012 in Panama-City stattfand, zeigte endlich wieder einmal, dass die IWC Entscheidungen treffen kann. "Die IWC ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht" sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare und freut sich, dass nun kontroverse Themen wieder diskutiert und nicht einfach ausgesessen werden. In den vergangen rund vier Jahren wurden sämtliche kontroversen Themen vermieden, was dazu führte, dass die IWC kaum mehr handlungsfähig war.
Dass erstmals wieder gute Verhandlungen stattfinden konnten, ist unter anderem auch Verdienst des Schweizer Vorsitzenden Bruno Mainini, der die Konferenz sehr fair und ruhig führte und auch dafür sorgte, dass die NGOs zu diversen Traktandenpunkten das Wort ergreifen und am Ende der Konferenz ein Schlusswort abgeben konnten.
Besonders positiv war auch, dass den Umweltproblemen viel Gewicht beigemessen wurde. So wurde beschlossen, dass der Wissenschaftsausschuss einen Workshop zur Vermüllung der Meere durchführen wird. Auch die Arbeiten in Sachen Unterwasserlärmverschmutzung, Kollisionen von Walen mit Schiffen, Klimaveränderung und Beifang sollen weitergeführt werden.
Auch die Arbeit des Wissenschaftsausschuss zu den Kleinwalen und Delphinen soll weitergeführt werden, insbesondere zum Maui Delphin und Vaquita, zwei Arten, die vom Aussterben bedroht sind. Mehrere Länder und NGO’s – darunter auch OceanCare – beteiligen sich an den Kosten für diese Arbeit.
Bevölkerung zu Gesundheitsrisiken des Walfleisch-Konsums aufklären
Thema war auch die Gesundheit der Konsumenten von Walfleisch. Eine von Deutschland initiierte Resolution zu kontaminiertem Walfleisch wurde einstimmig angenommen. Diese Resolution verlangt von den Walfangländern, ihre Bevölkerung über die Gesundheitsrisiken durch Walfleisch aufzuklären und sie stärker mit der Weltgesundheitsorganisation zusammenzuarbeiten. Dies wird mit Sicherheit den Konsum von Walfleisch verringern und wird zur Folge haben, dass weniger Wale gejagt werden.
Erst vor zwei Jahren hatte Grönland eine Quotenerhöhung verlangt und auch erhalten. Die erneute Erhöhung, dieses Jahr wurde von den Mitgliedstaaten jedoch nicht bewilligt. Grönland war nicht bereit, den Antrag auf den Status Quo zu reduzieren. Die IWC Mitgliedstaaten hatten deshalb nur die Möglichkeit über die erneut erhöhte Quote abzustimmen und lehnten diesen prompt ab, womit Grönland überhaupt keine Quote erhalten hat. Grönland konnte nicht belegen, dass die geforderten 670 Tonnen Walfleisch von diversen geschützten Arten wirklich zur Selbstversorgung benötigt wird. Das Fleisch gelangt erwiesenermassen in Supermärkte, Restaurants und wird auch an Kreuzfahrtschiffe geliefert. Dies hat offensichtlich kommerziellen Charakter und lässt sich nicht mit den Kriterien für Walfang zur Selbstversorgung vereinbaren.
Im Gegensatz zu Grönland, stimmten die IWC-Mitgliedsstaaten dem Antrag der Ureinwohner in Alaska und Russland betreffend ihre Quoten auf Grau- und Grönlandwale für die nächsten sechs Jahre zu. Einziger Wehrmutstropfen war, dass dieser Antrag auch eine Quote von vier Buckelwalen für St. Vincent & the Grenadines enthalten hatte, den die Mitgliedstaaten trotz intensiven Verhandlungen nicht aus dem Gesamtpaket lösen konnten. Auf dieser Karibikinsel wurde der Walfang im neunzehnten Jahrhundert durch Walfänger aus England und den USA eingeführt und würde daher nicht in die Kategorie des Walfangs zur Selbstversorgung der Ureinwohner gehören.
Tausende von Walen unter dem Deckmantel der Wissenschaft getötet
Südkoreas Ankündigung, Wissenschaftswalfang betreiben zu wollen, ist besorgniserregend. Korea hat bereits in früheren Konferenzen angekündigt, wieder Walfang betreiben zu wollen, dies aber bisher nicht in die Tat umgesetzt. Allerdings konnte beobachtet werden, dass dort der Beifang von Walen stetig zunahm und extrem hoch ist. Japan hat seit dem Inkrafttreten des Walfangmoratoriums unter dem Deckmantel der Wissenschaft rund 14‘000 Wale getötet. Es wäre eine Katastrophe, wenn Korea die Drohung wahrmachen würde. In Korea finden demnächst Wahlen statt. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob es sich bei der Ankündigung Koreas um Wahlpropaganda handelt, oder ob sich das Land wirklich den absehbaren weltweiten Protesten aussetzen will.
Ein Walschutzgebiet im Südatlantik erhielt wieder nicht die notwendige Dreiviertelmehrheit. Dies ist sehr enttäuschend für die Anrainerstaaten, die schon seit 2001 ein Schutzgebiet im Südatlantik fordern. Die Befürwortung dieses Schutzgebiets wäre ein positives Signal gewesen. Da aber in diesem Gebiet kein Walfang stattfindet und die Anrainerstaaten in ihrer 200 Seemeilenzone auch ohne Absegnung der IWC ein Schutzgebiet einrichten könnten, ist es im Sinne des Walschutz aber keine Katastrophe, dass das Schutzgebiet nicht zustande kam.
Beschlossen wurde auch, dass die IWC neu nur noch alle zwei Jahre stattfinden wird. Der Wissenschaftsausschuss wird sich weiterhin jährlich treffen und die wichtige Arbeit wie gehabt fortführen.