Nachdem sich Umweltorganisationen und EinwohnerInnen der thailändischen Provinz Krabi vergeblich gegen die zerstörerischen Filmaufnahmen für den Hollywood-Film „The Beach“ zur Wehr gesetzt haben (vgl. KUNA 1/1999 und 1/2000), ruft eine internationale Koalition von Umweltorganisationen nun zum Boykott des „Bulldozer-Films“ auf. Damit soll ein Zeichen gesetzt werden, dass grosse Unternehmen wie der Hollywood-Gigant „20th Century Fox“ sowie thailändische Behörden Umweltgesetze nicht ungestraft verletzen können. Doch während die GegnerInnen in der Öffentlichkeit und vor Gericht für Gerechtigkeit für „Maya Bay“ kämpfen, plant eine Filmgesellschaft aus Hollywood – mit Unterstützung des thailändischen Landwirtschaftsministers – bereits ein weiteres Filmprojekt im thailändischen Nationalpark Koh Tarutao.
Der Film „The Beach“, der am 2. Februar 2000 in Hollywood seine Weltpremiere feierte, hat seit den Dreharbeiten vom Januar 1999 zu heftigen Kontroversen geführt: Für die Filmaufnahmen im thailändischen Naturschutzpark von Phi Phi Leh hat sich die Filmgesellschaft „The 20th Century Fox“ mit Sonderzahlungen an das Königliche Forstdepartement über die thailändischen Naturschutzgesetze hinweggesetzt. Die Sanddünen von „Maya Bay“, dem Drehort des Films, wurden mit Bulldozern zur Hollywood-Version eines „tropischen Strandes“ umgepflügt. Nach der Monsun-Saison zeigt sich nun ein desolates Bild: Die heftigen Regen haben die rekonstruierten Dünen mitsamt ihrer neu gepflanzten Flora ins Meer gespült; die vorgelagerten Korallengürtel drohen durch den Sand zu ersticken. Unbeeindruckt von den heftigen Protesten im ganzen Land startete das thailändische Fremdenverkehrsamt TAT im Januar 2000 gemeinsam mit der Produktionsfirma Fox eine gross angelegte Werbekampagne, um die thailändischen Strände mit dem DiCaprio-Film wieder ins Bewusstsein der internationalen TouristInnen zu rufen. Gegen eine solche unethische Form von Filmproduktion und Tourismusförderung protestieren inzwischen zahlreiche Umweltorganisationen aus Südostasien, den USA und Europa, die sich zu einer Koalition namens „Justice for Maya Bay International Alliance“ (JUMBIA) zusammengeschlossen haben. Sie fordern einen Boykott des Films und verlangen vom Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio, dass er als Vorsitzender der Feierlichkeiten rund um den Umwelttag „Earth Day 2000“ zurücktritt, welche im April 2000 in Washington D.C. abgehalten werden. An der Weltpremiere von „The Beach“ am 2. Februar in Hollywood zogen UmweltaktivistInnen mit Sprechchören und Transparenten die Aufmerksamkeit der internationalen Presse auf sich. Die thailändische Organisatorin Malissa Drake verkündete vor laufender Fernsehkamera: „Wir müssen grosse Unternehmen davon abhalten, mit ihrem Geld rund um die Welt zu gehen und die Umwelt in armen Ländern zu zerstören.“ Weitere Protestkundgebungen folgten an den Filmpremieren in London und Berlin. Dabei soll DiCaprio am 9. Februar in London gar den Boykottaufruf unterstützt haben, indem er das Publikum aufforderte, seinen Film nicht anzuschauen, wie das Tourism Investigation & Monitorin Team aus Bangkok berichtet.
Ironischerweise ist der Strand von „Maya Bay“, der internationale TouristInnen nach Thailand locken soll, am 1. April 2000 vom Königlichen Forstdepartement geschlossen worden. Die Tourismusindustrie und die lokalen Behörden von Krabi sind empört. Laut Somsak Kittithorakul, Vorsitzender der Administrativbehörde der Provinz Krabi und gleichzeitig aktiver Gegner der Filmaufnahmen, gesteht das Forstdepartement so zwar ein, dass das Ökosystem von „Maya Bay“ unter den Filmaufnahmen gelitten hat, anderseits bezweifelt er, dass die Schliessung zu einer ökologischen Wiederherstellung des Strandes führen wird. Ein klarer Renaturierungsplan fehle, die übereilte Schliessung des Strandes schade nur den Reiseveranstaltern und lokalen Dorfbewohnern, behauptet Kittithorakul und warnt die Forstbehörde davor, unter dem Vorwand einer Renaturierung Gebäude am Strand zu errichten. Das thailändische Zivilgericht hat inzwischen eine Klage zugelassen, die zwei gewählte Lokalräte und 19 BürgerInnen der Provinz Krabi im Januar 1999 gegen die Produktionsfirma Fox, deren thailändischen Agenten Santa und das Königliche Forstdepartement eingereicht hatten. Ebenfalls angeklagt ist der Landwirtschaftsminister Pongpol Adireksarn, dem das Forstdepartement untersteht und der die Filmaufnahmen unterstützt hat. Die von ihm verfasste Novelle „The Pirates of Tarutao“ sorgt zur Zeit für Unruhe in der Provinz Satun, dient sie doch als Vorlage für ein neues Hollywood-Projekt, das im Nationalpark und „Asian Heritage Site“ (UNESCO) Koh Tarutao gefilmt werden soll. EinwohnerInnen der Provinz Satun und Umweltorganisationen sind alarmiert, befürchten sie doch, dass sich die Geschichte von „Maya Bay“ wiederholen wird. Vom 24. bis 27. Februar haben VertreterInnen der Filmgesellschaft „Hollywood Total Film Group“ bereits gemeinsam mit den Behörden die Örtlichkeiten im Tarutao-Nationalpark besichtigt, wo für rund 630’000 US-Dollar ein Gefängnis nachgebaut werden soll. Die Tourismus-Promotionsvereinigung Satun ist vom Projekt begeistert und erwartet, dass dadurch viel Geld in die Region fliessen wird. Landwirtschaftsminister Pongpol verwahrt sich dagegen, dass die Verhandlungen zwischen ihm und der Filmgesellschaft mit der Kontroverse um „The Beach“ in Beziehung gebracht wird. Die Filmarbeit werde keine Umweltschäden zur Folge haben, betont er gegenüber der Zeitung „Bangkok Post“ und entrüstet sich: „Wieso schreibt niemand über meine Bemühungen, ausländische Investitionen anzuziehen oder darüber, dass ich Thailands Geschichte und Schönheit der Welt bekannt mache?“ /frei

Quellen: „Bangkok Post“ vom 24.2. und 28.2.2000; „Khao Sod“ vom 29.2.2000; „The Beach updates“ des Tourism Investigation & Monitoring Teams (Bangkok) vom 3.2., 14.2., 28.2., 22.3. und 6.4.2000; „new frontiers“ November/Dezember 1999 und Januar/Februar 2000; „The Nation“ vom 24. und 25.11.1999; BBC-News vom 26.11.1999; „BBC-World Service“ vom 24.11.1999; „Justice for Maya Bay International Alliance“ (http://www.uq.edu.au/~pggredde)