Leyla ist Tochter einer Deutschen und eines ezidischen (jesidischen) Kurden. Jeden Sommer fährt die Familie nach Syrien und besucht die Familie des Vaters. Sie leben zusammen, sitzen auf dem Boden und schlafen auf dem grossen Bett mit der Grossmutter.

Jedes Jahr muss sich Leyla wieder neu bemühen, die Weinblätter richtig zu füllen und zu falten, die Abwassergräben im Dorf blind zu überspringen, auf Schlangen aufzupassen und auf so vieles mehr, was die Dorfkinder einfach im Griff haben.

In der Nähe von München geht sie ins Gymnasium, hier fühlt sie sich oft unverstanden, wegen der Herkunft des Vaters und auch, weil sie hier tagsüber sehr häufig allein ist.

Es ist ein völlig anderes Leben. Leyla hat Mühe ihren Weg zu finden, besonders als im Syrienkonflikt Assad Aleppo vernichtet und der IS die Eziden ermordet – daneben die Bilder ihrer unbekümmerten Freunde aus dem deutschen Alltag. Sie ist verliebt, in eine Studentin. Darüber kann sie mit ihrer Familie nicht reden. Eine Entscheidung drängt sich auf.

Die Autorin Ronya Othmann hat ebenfalls kurdisch-ezidische Wurzeln – sie ist Journalistin und Schriftstellerin, studiert Deutsche Literatur in Leipzig. Der (nicht biographische) Roman ist spannend und sehr informativ. 

Ronya Othmann: Die Sommer. Hanser Verlag, München, 2020, 288 Seiten. CHF. 31.90.
ISBN 978-3-446-26760-2