
Die Tourismusbranche ist wieder auf Wachstumskurs
Basel, 23.02.2011, akte/ Die Reisebranche ist vorsichtig optimistisch gestimmt. 2009 noch hatte die UN-Welttourismusorganisation (UNWTO) den grössten Einbruch seit dem Beginn der Messungen der internationalen Reisetätigkeit im Jahr 1950 verzeichnet. Letztes Jahr wurde dieser Einbruch bereits wieder mehr als ausgeglichen: 2010 wurden 935 Millionen internationale Reisen unternommen, 55 Millionen mehr als im Vorjahr und 22 Millionen mehr als 2008, dem Jahr vor der Krise. Die Tourismuseinnahmen stiegen allerdings weniger schnell als die Zahl der internationalen Ankünfte.
Die UN Welttourismusorganisation rechnet auch für 2011 mit einem Wachstum von vier bis fünf Prozent. Damit folgt die Entwicklung krisenbereinigt der prognostizierten Aufwärtskurve, gemäss der mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von vier Prozent die Marke von 1,6 Milliarden internationalen Ankünften bis 2020 erreicht werden soll. Dabei sollen sich die Ausgaben annährend vervierfachen auf zwei Billionen US Dollar. Laut UNWTO macht der internationale Tourismus ungefähr 6 Prozent des globalen Exports aller Güter und Dienstleistungen aus.
Lipmann: "Die jetzt nötigen Veränderungen sind schier unfassbar"
Doch Geoffrey Lipman warnt davor, einfach einen "Business as usual"-Kurs zu fahren. Und das sind äusserst ungewohnte Töne des profilierten Tourismusförderers, der über Jahre Präsident des Verbands der Spitzenmanager der Branche "WTTC" und später Sonderberater des Generaldirektors der UN Welttourismusorganisation UNWTO war. Die Branche, so Lipman, stehe vor der gewaltigen Herausforderung, sich als Motor für ein Wirtschaftswachstum zu positionieren, das Arbeitsstellen schaffe, der breiten Bevölkerung in den Destinationen zugute komme und auch der Messung durch Wohlfahrts- oder Glücksindexe standhalte. Der heutige Präsident des Internationalen Rats der Tourismuspartner ICTP, der sich selbst als "Förderer eines sozial verantwortlichen und nachhaltigen Reisens" versteht, sagt wörtlich: "Die Komplexität, das Ausmass und das Ziel der Transformation, die zwischen jetzt und 2050 bei jeder Tätigkeit auf diesem Planeten geschehen muss, ist schier unfassbar. All dies wird zeitgleich mit einer geopolitischen Verschiebung stattfinden: von den traditionellen westlich angeführten Modellen hin zu einem grösseren Engagement der so genannten BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien China) mit ihrem dynamischen Wachstum und der Öffnung der Supermacht-Wirtschaft Chinas". Lipman, dessen Augenmerk früher mit Vorliebe auf Wachstum und Liberalisierung lag, ruft jetzt auf zu einem pfiffigen Tourismus (smart Tourism): einem sauberen, grünen und ethischen Qualitätstourismus.
Laut dem Spitzenverband der Branche World Travel and Tourism Council (WTTC) hält der Tourismus mit 5.8 Billionen US Dollar Umsatz den Anteil von 9.3 Prozent am Welt-Sozialprodukt und ist mit 235 Millionen Beschäftigten (2010) einer der wichtigsten Arbeitgeber der Welt. Für seine Hochrechnungen berücksichtigt der WTTC allerdings nicht nur die Einnahmen aus dem internationalen, sondern auch geschätzte Einnahmen aus dem nationalen Tourismus weltweit und zählt zur eigentlichen Reisetätigkeit auch indirekte Einnahmen aus vor- und nachgelagerten Branchen – von Zulieferbetrieben über Taxifahrer bis zum Baugewerbe – hinzu.
Quellen: International Tourism 2010: Multi-speed recovery, www.unwto.org 17.01.2011; A vision for the future: Will we talk or walk, www.travelmole.com 25.01.2011; A Measuresd Analysis and Focused Responce, www.forimmediaterelease.net 03.01.2011; Recovery stronger than expected, but likely to slow down in 2011, www.wttc.org 09.11.2010;