Die drei gleichrangigen Gewinner sind die sizilianische Reisagentur Addiopizzo Travel, die San Miguel del Bala Ecolodge in Bolivien und das Regionalentwicklungsprojekt Manda Wilderness Project – Nkwichi Lodge in Mosambik. Alle drei Preisträger zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre touristischen Aktivitäten als Werkzeug einsetzen – für das Recht auf Selbstbestimmung, für das Recht auf Würde und für das Recht auf eine bessere Zukunft.
Widerstände zu überwinden wäre eine verharmlosende Beschreibung dessen, was Addiopizzo Travel leistet und anbietet: nichts Geringeres als eine aufklärende und öffentliche Auseinandersetzung mit den Mafiastrukturen auf Sizilien – beispielsweise bei geführten Touren für Studenten- und Reisegruppen. Als touristischer Zweig der 2004 gegründeten Anitimafia-Bewegung Addiopizzo ("Adieu Schutzgeld") setzt sich Addiopizzo dafür ein, jene Restaurants, Hotels, Pensionen und landwirtschaftlichen Betriebe zu unterstützen, die sich Addiopizzo angeschlossen haben und die Zahlung eines Schutzgeldes an die Mafia (in Palermo ist es die Cosa Nostra) verweigern. Denn, so der Slogan einer 2004 durchgeführten Aufkleberaktion, die zur Gründung von Addiopizzo führte: "Ein ganzes Volk, das Schutzgeld zahlt, ist ein Volk ohne Würde."
Rund 10’000 BürgerInnen Palermos haben inzwischen den Mut aufgebracht, öffentlich zu erklären, dass sie bevorzugt in schutzgeldfreien Geschäften einkaufen wollen. Etwa 700 (überprüfte) Geschäftsinhaber, Handwerks-, Restaurant- und Hotelbetriebe zeigen durch ein Addiopizzo-Label an, wo sie stehen. Ein eigener Addiopizzo-Stadtplan hilft in- und ausländischen Palermo-Besuchern, diese "pizzo-freien" Unternehmen zu finden. Wer möchte, kann bei Addiopizzo Travel auch ein- oder mehrtägige geführte Themen-Touren und Ausflugsprogramme in Palermo und Umgebung buchen. Dazu gehört auf Wunsch auch ein Besuch des berühmt-berüchtigten Cosa Nostra-Orts Corleone. Dort befindet sich heute ein Dokumentationszentrum zum Thema "Mafia – Antimafia". Im Übrigen gehören zum Netzwerk von Addiopizzo Travel auch Agrotourismus-Betriebe, die auf konfiszierten Ländereien verurteilter Mafiosi wirtschaften und nun Übernachtungsmöglichkeiten sowie exzellente Verpflegung anbieten.
Für die in Bolivien beheimatete indigene Gemeinschaft der Tacana führte der 1995 umgesetzte Beschluss der bolivianischen Regierung, einen Grossteil ihres Lebensraumes zum Madidi-Nationalpark zu erklären, zur schlagartigen Aufhebung ihrer traditionellen Rechte. Konnten sie bis dahin der Jagd nachgehen und Landwirtschaft betreiben, blieb ihnen fortan nur noch die Möglichkeit, in den Flüssen für den Eigenbedarf zu fischen. Das als besonders artenreich geltende Schutzgebiet zieht sich vom tropischen Tiefland im Amazonas-Einzugsgebiet bis hinauf zur Cordillera Real an der Grenze zu Peru. Doch statt sich nach erfolglos gebliebenen Protesten gegen den Nationalpark geschlagen zu geben, verwandelten die an dessen Grenze lebenden indigenen Familien von San Miguel del Bala diese für sie nachteilige Situation in ihr Gegenteil. Der Grossteil der Betroffenen schloss sich zu einer Kooperative zusammen und eröffnete 2006 – nach eingehender Beratung und mithilfe von unterschiedlichen Entwicklungs- und Hilfsorganisationen – die San Miguel del Bala Ecolodge, samt eigenen Naturführern und Langbooten für Fahrten in den Dschungel. So läuft der lukrative Nationalpark-Tourismus nicht an den Einheimischen vorbei, sondern findet mit ihnen statt, mit einer von ihnen selbst gewählten und aufgebauten Struktur. Durch die so erzielten Einnahmen können Lehrmittel für die Schule oder die Anschaffung von Computern finanziert werden und die Kooperative kann nun auch für den Transport und die Behandlungskosten von erkrankten Gemeindemitgliedern aufkommen.
Im Norden von Mosambik, am Ostufer des Malawi-Sees, liegen 16 Dörfer mit annähernd 20’000 Einwohnern. Sie alle sind direkt oder indirekt Mitwirkende eines regionalen Entwicklungsprojektes mit dem Namen Manda Wilderness Project – Nkwichi Lodge. Dahinter verbirgt sich ein von drei Säulen getragenes, umwelt-, tourismus- und entwicklungspolitisches Konzept, das Vorbildcharakter hat. Manda Wilderness steht für die 120’000 Hektar grosse Manda Wilderness Community Conservation Area, welche die Einheimischen in Abstimmung mit der mosambikanischen Regierung selbst zum Naturschutzgebiet erklärt haben und unter ihrer Regie nutzen und verwalten können, weil sie gesicherte Landrechte besitzen.
Nkwichi Lodge steht für die Schaffung von Einkommen, Arbeitsplätzen und Ausbildung im Tourismus. Die 2003 nach behutsamen Beratungen mit Vertretern der umliegenden Dörfer aufgebaute Öko-Lodge ist heute weit und breit der einzige Betrieb, der den 52 mittlerweile gut ausgebildeten Einheimischen zu einem regelmässigen Einkommen verhilft. Die an einem der schönsten Strandabschnitte des hier glasklaren Malawi-Sees gelegene Lodge – umgeben von einem tier- und pflanzenreichen Wald – entspricht ganz den luxuriösen Safari-Lodges von Ost- und Südafrika und wird dennoch nicht als Fremdkörper betrachtet. Im Gegenteil, für die meisten Bewohner symbolisiert Nkwichi Lodge das Versprechen auf eine bessere Zukunft. Nicht nur, weil das Management der Lodge bewusst auf die Region setzt (Arbeitskräfte, Einkauf von Materialien, Bauleistungen). Ausschlaggebend ist auch, dass der Manda Wilderness Community Trust sich um den Ausbau der Infrastruktur kümmert (Schulen, kleinere Kliniken, eine Lehr- und Demonstrationsfarm). Die in London registrierte und spendenfinanzierte Stiftung ist der gemeinnützige Zweig des Projektes, ins Leben gerufen von den britischen Nkwichi Lodge-Gründern, die hauptberuflich in internationalen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind.
Die Laudatio auf die Preisträger wurde von Jürgen Klimke, Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie im Tourismusausschuss des Deutschen Bundestages, gehalten.

Weitere Informationen zum To Do!-Wettbewerb: www.todo-contest.org
Websites der TO DO!2011-Preisträger: www.addiopizzotravel.it; www.sanmigueldelbala.com; mandawilderness.org


Der To Do!-Preis wird seit 1995 jährlich vom Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e.V. vergeben. Der TO DO!-Wettbewerb Sozialverantwortlicher Tourismus wird gefördert von: BMZ – Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, ERV – Europäische Reiseversicherung AG, EED – Evangelischer Entwicklungsdienst/Tourism Watch, ITB Berlin, SST – Schweizerische Stiftung für Solidarität im Tourismus, Studiosus Reisen München GmbH und TUI Deutschland GmbH. Die Preisgelder für die diesjährigen TO DO!-Gewinner wurden wiederum von der Schweizerischen Stiftung für Solidarität im Tourismus und der Europäischen Reiseversicherungs-Gruppe gestiftet.