Die Welttourismusorganisation (WTO-OMT) wird offizielle UNO-Organisation: «Tourismus als treibende Kraft zur Überwindung der Armut, Schaffung von Arbeit und sozialer Harmonie auf der Welt»
Die Welttourismusorganisation (WTO-OMT) hat nun auch die letzten Hürden beim UN-Wirtschafts- und Sozialrat der geschafft, um offiziell als Spezialorganisation der Vereinten Nationen anerkannt zu werden. Die Geschichte der WTO-OMT (die Organisation hat ja seit der Gründung der Welthandelsorganisation einen viel berühmteren Namensvetter erhalten und wird seither verständlicher mit WTO-OMT abgekürzt) begann 1969 mit der Aufforderung der UNO, eine intergouvernementale Organisation zum Tourismus zu schaffen. Die in Genf beheimatete „Union Internationale des Organisations et Offices de Tourisme“ (U.I.O.O.T.), bestehend aus Vertretern von Regierungen, Fremdenverkehrsämtern, Tourismusverbänden sowie einzelnen Tourismusunternehmen, mauserte sich in den siebziger Jahren allmählich zur Welttourismusorganisation, die 1977 als „UN-related agency“ anerkannt wurde und fortan ihren Sitz nach Madrid verlegte, wo sie mittlerweile 137 Mitgliedsländer und über 300 angeschlossene Organisationen sowie Tourismusunternehmen zu ihrem Kreis zählt. Die WTO-OMT steht für die Erstellung der weltweiten Reisestatistiken und berät weichenstellend Regierungen bei der Erarbeitung ihrer Tourismusplanung. Im Laufe der neunziger Jahre nahm sie zunehmend zu den aufkommenden internationalen Fragen der Tourismuspolitik Stellung: zu Tourismus und Umwelt mit ihrem Engagement in der Rio-Folge Kommission zur Nachhaltigen Entwicklung und 2002 zum Internationalen Jahr des Ökotourismus, zur sexuellen Ausbeutung von Kindern, deren Bekämpfung sie im Rahmen teils von ihr geschaffenen Gremien und Programmen vorantreibt, und mit dem 1999 verabschiedeten „Global Code of Ethics for Tourism“, der dem weltweiten Tourismusgeschäft einen ethischen Rahmen verpassen würde, falls er jemals in die Phase der effektiven Umsetzung kommen würde. Der Globale Ethikkodex und die in den letzten Jahren wieder verstärkte Debatte zum Tourismus als Entwicklungsperspektive und Mittel zur Überwindung der Armut, zum Beispiel 2001 anlässlich der UNO-Konferenz der „Least Developped Countries“ (siehe akte-Kurznachrichten 4/2001), haben der WTO-OMT den Auftrieb gegeben, sich als offizielle Unterorganisation der UNO zu etablieren. Auf dem Weltgipfel zur Nachhaltigen Entwicklung 2002 in Johannesburg stellte die WTO-OMT einen neuen Bericht über die Rolle des Tourismus bei der Bekämpfung der weltweiten Armut vor (siehe akte-Kurznachrichten 1/2003) und legte die Arbeitsschritte zur Umsetzung in ihrem Programm „Sustainable Tourism – Eliminating Poverty“ (ST-EP) fest. Die ST-EP-Initiative ist denn auch Thema auf der zweijährlichen Mitgliederversammlung der WTO-OMT vom Oktober 2003 in China, wo die offenen Fragen der Überführung der Organisation in die UNO diskutiert werden. Interessant ist jetzt, was der offizielle UNO-Status der WTO-OMT den Anliegen der Armutsüberwindung, Schaffung von Arbeit und sozialer Harmonie bringt, welchen sie sich als Motto für den diesjährigen Welttourismustag vorgelegt hat. Und wie sie mit den Anliegen anderer Spezialorganisationen ihrer neuen „UN-Familie“ umgehen wird, etwa mit den Kern-Arbeitsnormen der UN-Arbeitsorganisation ILO, deren Referenz im Globalen Ethikkodex tunlichst vermieden wurde, oder mit dem neuen Vorstoss bei der UN-Menschenrechtskommission über verbindliche Normen für transnationale Konzerne. /plus
Quellen: WTO-News 3rd quarter 2003, www.world-tourism.org; Communique des Schweizer Wirtschaftsministeriums seco vom 15.10.2003, www.seco.admin.ch; eigene Recherchen.