
Diese Frau hat geputzt!
Für Alexandra Lino war rasch klar: "Wenn ich nichts mache, passiert nichts." Und es musste etwas passieren. Denn die Zustände, welche die 46-jährige Putzfrau im Zürcher Fünfsternhotel Marriott erlebte, waren "eine Katastrophe". Sie und ihre Kolleginnen hatten viel zu wenig Zeit, um die Zimmer gründlich zu reinigen. Mussten zum Beispiel aus Zeitnot die Gläser aus der Minibar und die WC-Bürste zusammen im gleichen Lavabo waschen, mit dem gleichen Putzlumpen. Arbeiteten regelmässig elf, zwölf Stunden am Tag ohne Essenspause. Und hatten ständig die Chefin im Nacken. Putzfrau Lino sagt: "Sie kam oft zu mir ins Zimmer und rief: Bist du fertig? Schnell, schnell! Du hast keine Zeit, mit der Kollegin zu sprechen!"
Also wehrte sie sich. Zuerst kontaktierte sie die Unia. Diese nahm das Problem auf, recherchierte weiter und machte im vergangenen Sommer mit einem Report die Zustände öffentlich (work berichtete). Der "Blick" schrieb über den "Ekel-Alarm in Schweizer Hotels", Alexandra Lino stand mit Foto hin. Marriott musste sich erklären.
Für ihren Mut und ihren Einsatz hat Lino jetzt von der Unia den diesjährigen Prix Engagement bekommen, zusammen mit drei anderen starken Frauen. Der Preis wird seit 2018 vom Dienstleistungssektor der Unia vergeben und zeichnet Mitglieder aus, die sich besonders für die Rechte der Arbeitnehmenden einsetzen. An der Preisverleihung in Bern sagte Unia-Präsidentin Vania Alleva: "Mit dem Preis wollen wir zeigen, dass es ganz viele gibt, die sich einsetzen – gerade auch im Dienstleistungssektor." Dieser sei über weite Strecken nach wie vor eine "Gewerkschaftswüste", so die Unia-Chefin: "Es ist noch keine Selbstverständlichkeit zu kämpfen. Das wollen wir ändern."