Die von einer Flutkatastrophe und von Hurrikans arg gebeutelte Dominikanische Republik ereilt neues Ungemach: Ein Drittel der Naturparks soll dem Massentourismus weichen.
Laut Simone Bandle-Enslin, Mitarbeiterin des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) soll in der Dominikanischen Republik ein neues Gesetz in Kraft treten, das die Naturparks um 3’125 km2, fast ein Drittel  der bisherigen Schutzgebiete, reduziert. Bislang sind 23 Prozent der dominikanischen Landfläche geschützt, unter anderem üppige Mangrovenwälder und Felszeichnungen aus vorspanischen Kulturen. Nun hat der Kongress der Dominikanischen Republik am 30. Juli 2004 ein Gesetz verabschiedet, das die „Filetstücke“ aus dem Schutzgebietsystem ausgliedert bzw. zu einer weniger „restriktiven Kategorie“ deklariert. Betroffen sind vor allem touristisch attraktive Küstenzonen in den Nationalparks Jaragua und El Este. Die Gegner des Gesetzes, rund 60 Institutionen, NGOs, Basisgruppen, Gemeinden und Organisationen aus der Privatwirtschaft, haben ein inter-institutionelles Komitee für die Verteidigung der Schutzgebiete einberufen. Sie sind besorgt um grosse Gebiete tropischen Waldes, um geschützte Fregattvogelkolonien und Dutzende weitere heimische Spezies, um das grösste karibische Korallenriff und Meeressäuger wie Delfine, Antillenseekühe und vier vom Aussterben bedrohte Schildkrötenarten. Mittlerweile haben sie eine Verfassungsklage eingereicht mit Begründung auf gravierende technische Mängel des Gesetzes. Der oberste Staatsanwalt unterstützt die Klage. Nun erhalten die Gegner auch Unterstützung von prominenter Stelle: Die seit Mitte August amtierende neue Regierung unter Präsident Leonel Fernandez hat sich gegen die Verabschiedung des Gesetzes ausgesprochen. Dies wird die Bergbauunternehmen, die in den Nationalparks Rohstoffe gewinnen möchten, genauso wenig freuen wie die Investoren, die seit längerem neue Hotelressorts für den Massentourismus errichten möchten, so zum Beispiel das spanische Unternehmen Globalia. Bereits haben Grundstückspekulationen die Angebote für Parkflächen in astronomische Höhen getrieben. Auch die UNESCO dürfte sich für das Gesetz interessieren: Die Region Jaragua-Bahoruco-Enriquillo wurde 2002 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt und der Nationalpark El Este soll demnächst von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt werden. /na

Quellen: Informationen von Simone Bandle-Enslin, Mitarbeiterin des DED in der Dominikanischen Republik; www.areasprotegidas.org.do; Tourism Watch, Nr. 35, Juni 2004, www.tourism-watch.de