Duccio Canestrini: Schiessen Sie nicht auf den Touristen!
Reisen war schon immer mit einem gewissen Sicherheitsrisiko verbunden. Mit dem Terrorismus ist dies verstärkt ins Bewusstsein gerückt und bringt den Touristen in zwiespältige Situationen: Auf der Suche nach Authentizität und Fremde gelangt er in eng abgesicherte Flughäfen, Touristenghettos, muss mitunter in militärischen Konvois reisen. Der Anthropologe und Dozent an der der Master Academy of Tourism Management in Trento lotet Beziehungen und Ängste zwischen TouristInnen und GastgeberInnen aus und bringt immer wieder andere Perspektiven in diese Rundsicht ein: "Es muss gesagt werden, dass der durchreisende Fremde immer eine unbequeme und bisweilen bedrohliche Figur war. Er ist kein Kind, doch seine Sprache ist undeutlich. Er gehört nicht der Gemeinschaft an, doch hat er offenkundig Bedürfnisse. Noch kann man ihn ignorieren, ihn buchstäblich draussen stehen lassen, ohne ein Gefühl gemeinschaftlicher Verpflichtung zu verspüren." Nach vielen inspirierenden antropologischen, soziologischen und philosophischen Betrachtungen und einigen etwas schöngeistig anmutenden Exkursen schliesst Canestrini den Bogen, der von der Frage ausgeht: Wie also soll der Reisende von morgen aussehen? Soll er, wie vom amerikanischen State Departement empfohlen, vom Fremden weder Speise noch Trank annehmen? Canestrini plädiert für einen "permeablen", einen offenen und ungeschützten Tourismus, dessen Sicherheit darauf beruht, dass die Bevölkerung im Gastland gerecht vom Tourismus profitiert.
Diaphanes Zürich-Berlin, 2006, 160 Seiten, SFr. 25.-, Euro 14.90, ISBN 3-935300-74-3