Marokko: Frauen unter sich

Beim Eingang sitzt eine Gruppe von vier Frauen in viele Schichten Röcke und Kittel gekleidet inmitten eines Haufens von Taschen und Schuhen. Mir ist zuerst nicht klar, was sie da tun, dann verstehe ich, dass sie die Habseligkeiten der Hammam-Besucherinnen bewachen. Auch ich deponiere meine Sachen dort. Bei der Brille zögere ich, da ich stark kurzsichtig bin. Die Ladys sehen das pragmatisch: Sie nehmen mir die Brille einfach von der Nase, und eine der Frauen packt mich beherzt am Arm, um mich ins Innere des Hammams zu führen und auf dem Rundgang zu begleiten.
Wir kommen in einen grossen Raum – dampfgeschwängert, düster, Betonwände. Trotz dem unspektakulären Raum fühle ich mich sofort wohl hier – wie in einem Kokon. Eine Mutter ist mit ihrem fünfjährigen Kind da, eine Schwangere entspannt sich, zwei Freundinnen waschen sich gegenseitig den Rücken. Die Stimmung hat etwas Friedliches. Ein Raum für Frauen, den sie sich nehmen und wo sie sich treffen, ganz unter sich.
Mittendrin sitzt eine Frau mit Rubensfigur, nur im Höschen. Sie ist eine Hammam-Angestellte und seift die Besucherinnen ein. Was für Arbeitsbedingungen schiesst es mir durch den Kopf, tagein tagaus in diesem Dampf und stundenlang Leute waschen! Ehe ich mich versehe, bin ich dran und werde buchstäblich übers Knie gelegt. Sie schrubbt mich von Kopf bis Fuss, Arme hoch und runter. Ich werde an ihren nacken Busen gedrückt, Berührungsängste kennt hier keine. Sie schüttet mir – wenig zimperlich – einen Kübel warmes Wasser über den Kopf. Und schon geht das Ritual weiter. Meine Begleiterin bedeutet mir, mich auf den Betonboden zu legen. Jetzt kommt die Massage. Hart ist nicht nur der Boden, sondern auch, wie die Masseurin meinen Körper bearbeitet. Ich sorge mich kurz, ob meine Achillessehnen der Behandlung standhalten, denn sie verdreht mir, mit Zuhilfenahme ihres ganzen Körpergewichts, die Fussgelenke. Die Sorge ist jedoch unberechtigt, sie ist schliesslich ein Profi, also alles halb so wild. Zum Schluss bekomme ich wiederum einen Kübel Wasser über den Kopf. Dann ist der Hammam-Rundgang beendet. Beim Ausgang drücken mir die Aufpasserinnen meine Sachen inklusive Brille in die Hand, und schon stehe ich wieder, klar sehend, inmitten der belebten Strassen von Marrakesch.

Tipps für Massagen unterwegsLass dir von einer lokalen Person (am besten gleichen Geschlechts) einen Ort für Gesundheitsmassagen empfehlen. Nimm dir genügend Zeit, um anzukommen, Land und Leute zu erfahren, und lass dich nicht sofort massieren. Gehe am besten tagsüber in die Massage, denn oftmals liegen die authentischen Massageorte etwas abseits – bei Tageslicht kommst du stressfrei und sicherer dorthin. Gehe wenn möglich zu Fuss, lass die Umgebung auf dich wirken, und entscheide spontan, ob dir die Umgebung und Stimmung des Massageorts gefällt oder du dir doch einen anderen Ort suchen willst. Nimm den Massagedienst eines auf Touristen ausgerichteten Hotels in Anspruch, wenn du ausschliesslich deine Muskeln kneten lassen willst, und gehe nur in eine authentische Massage, wenn du in der Stimmung bist, dich darauf einzulassen. Eine Massage ist etwas sehr Persönliches, nicht nur für dich, sondern auch für die Masseurin, die sich auf dich einlässt. Lass dir erklären, wie die Behandlung abläuft. Erweise der Masseurin den Respekt, den sie als Massageprofi verdient. Sag immer, wenn dir etwas nicht behagt, aber lass es geschehen, wenn sie einfach anders massiert, als du es von zu Hause kennst, und freu dich an dieser nicht alltäglichen kulturellen Begegnung. 

In den nächsten Wochen bringen wir in lockerer Folge weitere 5 Beiträge über Massage in verschiedenen Ländern.
Dieser Beitrag erschien im Globetrotter Magazin Nr. 125, Frühling 2018. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
 

Tipps für Massagen unterwegsLass dir von einer lokalen Person (am besten gleichen Geschlechts) einen Ort für Gesundheitsmassagen empfehlen. Nimm dir genügend Zeit, um anzukommen, Land und Leute zu erfahren, und lass dich nicht sofort massieren. Gehe am besten tagsüber in die Massage, denn oftmals liegen die authentischen Massageorte etwas abseits – bei Tageslicht kommst du stressfrei und sicherer dorthin. Gehe wenn möglich zu Fuss, lass die Umgebung auf dich wirken, und entscheide spontan, ob dir die Umgebung und Stimmung des Massageorts gefällt oder du dir doch einen anderen Ort suchen willst. Nimm den Massagedienst eines auf Touristen ausgerichteten Hotels in Anspruch, wenn du ausschliesslich deine Muskeln kneten lassen willst, und gehe nur in eine authentische Massage, wenn du in der Stimmung bist, dich darauf einzulassen. Eine Massage ist etwas sehr Persönliches, nicht nur für dich, sondern auch für die Masseurin, die sich auf dich einlässt. Lass dir erklären, wie die Behandlung abläuft. Erweise der Masseurin den Respekt, den sie als Massageprofi verdient. Sag immer, wenn dir etwas nicht behagt, aber lass es geschehen, wenn sie einfach anders massiert, als du es von zu Hause kennst, und freu dich an dieser nicht alltäglichen kulturellen Begegnung. 

In den nächsten Wochen bringen wir in lockerer Folge weitere 5 Beiträge über Massage in verschiedenen Ländern.
Dieser Beitrag erschien im Globetrotter Magazin Nr. 125, Frühling 2018. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.