Türkei: Honig À Discretion

Der Hammam-Besuch in Marokko hat mir gefallen, und so suche ich auch auf meiner nächsten Reise in die Altstadt von Istanbul einen Hammam auf. Am Eingang schlagen mir dampfende Wärme und der typische Bädergeruch entgegen. Ich kann zwischen verschiedenen Massagen auswählen und entscheide mich für diejenige mit Honig. Im Innern des Hammams bin ich erstaunt über die Grösse des Raums. Es ist fast so, als würde man in eine scheinbar vertraute Welt eintauchen und staunen, welche Tiefen es da zu entdecken gibt. Im gekachelten Raum sind ringförmige kleine Nischen mit Waschbecken angebracht. Schalen, um sich zu waschen, stehen bereit. In der Mitte gibt es einen warmen Stein, dort finden die Massagen statt. Im Einsatz ist wiederum eine beleibte Frau, nur in Unterwäsche. Sie nimmt sich nach einer ersten Katzenwäsche meiner an. Der warme Stein ist angenehm zum Draufliegen. Wie in Marokko staune ich, dass es keinerlei Berühungsängste gibt. Die Masseurin rückt mit einem Honigtöpfchen an und steckt mir kurzerhand ihren in Honig getauchten Finger in den Mund, um mir zu signalisieren, dass jetzt gleich die Honigmassage beginnt. Ich hätte es ihr auch so geglaubt, fremde Finger im Mund finde ich doch etwas gar viel.
Die Massage ist dann aber ein gutes Erlebnis, auf jeden Fall weniger klebrig als vermutet und weniger handfest als befürchtet. Die Masseurin gibt zwar vollen Körpereinsatz, aber etwas mehr Zurückhaltung als in Marokko lässt sie doch walten. Wiederum wundere ich mich, wie diese Arbeitsbedingungen körperlich aushält, frage mich, was sie bei dieser so anstrengenden Tätigkeit wohl verdient und ob sie sich jemals selber massieren lässt. Leider fehlt mir das nötige Türkisch für ein Gespräch – das wäre wohl sowieso nicht angebracht, denn es herrscht eine andächtige Stille. Alle, die plaudern, tun dies in gedämpften Flüsterton. Nach der Honigmassage muss ich mich natürlich waschen. Also packt mich eine Mitarbeiterin, führt mich an der Hand eine Treppe hoch zu einem riesigen Holzzuber und heisst mich einzusteigen. Das mache ich brav. Dann taucht sie mich unvermittelt unter Wasser. Nachdem ich unter ihren prüfenden Augen noch ein paar mal selber untergetaucht bin, darf ich wieder raus. Dann nochmals kurzes Waschen am Becken und zurück in die Umkleidekabine. Jetzt bin ich total entspannt und mache mich auf ins Hotel.
In der Nacht bekomme ich starke Halsschmerzen und Fieber, werde ziemlich krank. Massage ist eben manchmal kein Honigschlecken, sie kann durch die Ankurbelung der Durchblutung durchaus auch sich anbahnende Erkältungen ausbrechen lassen. Die nächsten Tage in Istanbul bin ich daher etwas langsamer unterwegs und gönne mir reichlich Vitamine in der Form von frischem Orangen-Granatapfel-Saft und einen Spaziergang durch Beyoğlu.

Tipps für Massagen unterwegsLass dir von einer lokalen Person (am besten gleichen Geschlechts) einen Ort für Gesundheitsmassagen empfehlen. Nimm dir genügend Zeit, um anzukommen, Land und Leute zu erfahren, und lass dich nicht sofort massieren. Gehe am besten tagsüber in die Massage, denn oftmals liegen die authentischen Massageorte etwas abseits – bei Tageslicht kommst du stressfrei und sicherer dorthin. Gehe wenn möglich zu Fuss, lass die Umgebung auf dich wirken, und entscheide spontan, ob dir die Umgebung und Stimmung des Massageorts gefällt oder du dir doch einen anderen Ort suchen willst. Nimm den Massagedienst eines auf Touristen ausgerichteten Hotels in Anspruch, wenn du ausschliesslich deine Muskeln kneten lassen willst, und gehe nur in eine authentische Massage, wenn du in der Stimmung bist, dich darauf einzulassen. Eine Massage ist etwas sehr Persönliches, nicht nur für dich, sondern auch für die Masseurin, die sich auf dich einlässt. Lass dir erklären, wie die Behandlung abläuft. Erweise der Masseurin den Respekt, den sie als Massageprofi verdient. Sag immer, wenn dir etwas nicht behagt, aber lass es geschehen, wenn sie einfach anders massiert, als du es von zu Hause kennst, und freu dich an dieser nicht alltäglichen kulturellen Begegnung.  

In den nächsten Wochen bringen wir in lockerer Folge weitere 4 Beiträge über Massage in verschiedenen Ländern. 
Dieser Beitrag erschien im Globetrotter Magazin Nr. 125, Frühling 2018. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung. 

Tipps für Massagen unterwegsLass dir von einer lokalen Person (am besten gleichen Geschlechts) einen Ort für Gesundheitsmassagen empfehlen. Nimm dir genügend Zeit, um anzukommen, Land und Leute zu erfahren, und lass dich nicht sofort massieren. Gehe am besten tagsüber in die Massage, denn oftmals liegen die authentischen Massageorte etwas abseits – bei Tageslicht kommst du stressfrei und sicherer dorthin. Gehe wenn möglich zu Fuss, lass die Umgebung auf dich wirken, und entscheide spontan, ob dir die Umgebung und Stimmung des Massageorts gefällt oder du dir doch einen anderen Ort suchen willst. Nimm den Massagedienst eines auf Touristen ausgerichteten Hotels in Anspruch, wenn du ausschliesslich deine Muskeln kneten lassen willst, und gehe nur in eine authentische Massage, wenn du in der Stimmung bist, dich darauf einzulassen. Eine Massage ist etwas sehr Persönliches, nicht nur für dich, sondern auch für die Masseurin, die sich auf dich einlässt. Lass dir erklären, wie die Behandlung abläuft. Erweise der Masseurin den Respekt, den sie als Massageprofi verdient. Sag immer, wenn dir etwas nicht behagt, aber lass es geschehen, wenn sie einfach anders massiert, als du es von zu Hause kennst, und freu dich an dieser nicht alltäglichen kulturellen Begegnung.  

In den nächsten Wochen bringen wir in lockerer Folge weitere 4 Beiträge über Massage in verschiedenen Ländern. 
Dieser Beitrag erschien im Globetrotter Magazin Nr. 125, Frühling 2018. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.