Brasilien: Feine Unterschiede

Von Zurückhaltung ist in Brasilien nichts zu spüren. Der Besitzer des Fruchtstandes, wo mein Mann und ich täglich unsere Früchte kaufen, behandelt uns schon am zweiten Tag wie Altbekannte. Wir besuchen die Kleinstadt São Lourenço, die vor allem wegen ihres eindrücklichen Wasserparks einen Besuch wert ist: Nicht weniger als neun Wasserquellen sprudeln hier auf engstem Raum, jede mit einer anderen Mineralienzusammensetzung. Therapie mit unterschiedlichem Trinkwasser ist etwas in Vergessenheit geraten, ist aber eigentlich hochspannend. Je nach gesundheitlichem Problem wird das Konsumieren eines bestimmten Wassers empfohlen. Natürlich war mir schon vorher klar, dass Wasser nicht gleich Wasser ist, aber hier in São Lourenço  lerne ich die unterschiedlichsten Wasserarten kennen. Wie bei einer Weindegustation bewegen wir uns von Quelle zu Quelle und trinken von stark eisenhaltigem Wasser (gut bei Anämie/Blutarmut), basischem Wasser (gut bei Magenproblemen) oder schwefelhaltigem Wasser (gut bei Diabetes oder Hautproblemen). Wie reichhaltig und kostbar Wasser ist, wird hier sehr deutlich. Umso stossender, dass der Schweizer Multi Nestlé die hiesigen Quellen aufgekauft und einen Zaun um das Naturwunder gelegt hat und seither Eintritt verlangt.
Im Wasserpark gibt es auch ein "Balneário", ein Kurzentrum, das Massagen anbietet. Hier treffe ich die Shiatsu-Masseurin Ivana. Ihre "Fingerdruckmassage" hat es in sich: Zielstrebig arbeitet sich Ivana entlang meines Rückens vor und findet wie schon der blinde kambodschanische Kollege die Triggerpunkte mit erstaunlicher Treffsicherheit. Im Unterschied zur kambodschanischen Variante berührt sie aber die Haut direkt und wechselt ab mit weichen Massagebewegungen. Ich merke, dass Massage, auch wenn sie sanft ausgeführt wird, eine erstaunliche Wirkung auf das Wohlbefinden hat. Nach einer Stunde entlässt mich Ivana aus der Kabine in die warme Sonne.
Ich bin beschwingt. Ist es das natürliche Mineralwasser? Die schöne Natur? Oder die Massage? Ich weiss es nicht, aber es spielt auch keine Rolle, denn ich bin ganz einfach happy. Leider vergesse ich ob meines Glücklichseins, dass die brasilianische Sonne meine schweizerische Haut stark herausfordert, und verweile zu lange ungeschützt im Wasserpark. So verwandelt sich meine edle Blässe in einen zartroten Hautton. Also heisst es Naturjoghurt kaufen – ein natürliches Mittel gegen Sonnenbrand. Unterwegs treffen wir unerwartet Ivana, die auch Einkäufe erledigt, uns herzliche begrüsst und ein paar Worte mit uns wechselt. Alles fühlt sich bereits ganz vertraut an. Umgeben von brasilianischer Lebensfreude und unter einer dicken, kühlen Schicht Naturjoghurt klingt der Tag aus.

Tipps für Massagen unterwegsLass dir von einer lokalen Person (am besten gleichen Geschlechts) einen Ort für Gesundheitsmassagen empfehlen. Nimm dir genügend Zeit, um anzukommen, Land und Leute zu erfahren, und lass dich nicht sofort massieren. Gehe am besten tagsüber in die Massage, denn oftmals liegen die authentischen Massageorte etwas abseits – bei Tageslicht kommst du stressfrei und sicherer dorthin. Gehe wenn möglich zu Fuss, lass die Umgebung auf dich wirken, und entscheide spontan, ob dir die Umgebung und Stimmung des Massageorts gefällt oder du dir doch einen anderen Ort suchen willst. Nimm den Massagedienst eines auf Touristen ausgerichteten Hotels in Anspruch, wenn du ausschliesslich deine Muskeln kneten lassen willst, und gehe nur in eine authentische Massage, wenn du in der Stimmung bist, dich darauf einzulassen. Eine Massage ist etwas sehr Persönliches, nicht nur für dich, sondern auch für die Masseurin, die sich auf dich einlässt. Lass dir erklären, wie die Behandlung abläuft. Erweise der Masseurin den Respekt, den sie als Massageprofi verdient. Sag immer, wenn dir etwas nicht behagt, aber lass es geschehen, wenn sie einfach anders massiert, als du es von zu Hause kennst, und freu dich an dieser nicht alltäglichen kulturellen Begegnung.

In der nächsten Woche bringen wir einen weiteren Beitrag zum Thema Massage in verschiedenen Ländern.
Dieser Beitrag erschien im Globetrotter Magazin Nr. 125, Frühling 2018. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.

Tipps für Massagen unterwegsLass dir von einer lokalen Person (am besten gleichen Geschlechts) einen Ort für Gesundheitsmassagen empfehlen. Nimm dir genügend Zeit, um anzukommen, Land und Leute zu erfahren, und lass dich nicht sofort massieren. Gehe am besten tagsüber in die Massage, denn oftmals liegen die authentischen Massageorte etwas abseits – bei Tageslicht kommst du stressfrei und sicherer dorthin. Gehe wenn möglich zu Fuss, lass die Umgebung auf dich wirken, und entscheide spontan, ob dir die Umgebung und Stimmung des Massageorts gefällt oder du dir doch einen anderen Ort suchen willst. Nimm den Massagedienst eines auf Touristen ausgerichteten Hotels in Anspruch, wenn du ausschliesslich deine Muskeln kneten lassen willst, und gehe nur in eine authentische Massage, wenn du in der Stimmung bist, dich darauf einzulassen. Eine Massage ist etwas sehr Persönliches, nicht nur für dich, sondern auch für die Masseurin, die sich auf dich einlässt. Lass dir erklären, wie die Behandlung abläuft. Erweise der Masseurin den Respekt, den sie als Massageprofi verdient. Sag immer, wenn dir etwas nicht behagt, aber lass es geschehen, wenn sie einfach anders massiert, als du es von zu Hause kennst, und freu dich an dieser nicht alltäglichen kulturellen Begegnung.

In der nächsten Woche bringen wir einen weiteren Beitrag zum Thema Massage in verschiedenen Ländern.
Dieser Beitrag erschien im Globetrotter Magazin Nr. 125, Frühling 2018. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.