Basel, 01.10.2009, akte/ Das Projekt Ecocity-Resort im brasilianischen Bundesstaat Piaui hat die Lizenz der Umweltbehörden nicht erhalten. „Für uns ist das keine Überraschung“, kommentiert René Schärer, Initiant des Schutzgebietes für nachhaltige Nutzung (Resex) Prainha do Canto Verde, „denn erstens befindet sich das Stück Land in einem Umweltschutzgebiet und zweitens konnten die selbsternannten Besitzer (die Familie der Elite eines der ärmsten Staaten Brasiliens) nicht beweisen, dass sie rechtlich Inhaber des Landes sind.“ Damit dürfte auch der zweite Traum des Spekulanten Juan Ripoll, gegen dessen Familie ein Verfahren wegen Geldwäscherei hängig ist, ausgeträumt sein.
Das erste Projekt, Nova Atlantida, stiess auf den Widerstand der dort seit Jahrhunderten ansässigen Tremembé-Indianer. Das Recht auf ihr Stammesland wurde ihnen streitig gemacht mit dem Argument, es seien keine richtigen Indigenen, sondern Zugewanderte. Die Indianerbehörde FUNAI intervenierte, und ist inzwischen dabei, die Stammesgebiete von Indigenen zu kartografieren, damit solche Argumente künftig schneller widerlegt sind und die zuständigen Behörden bei neuen Anträgen auf Land für touristische Entwicklungen eine Entscheidungsgrundlagen haben.

Spekulationsgeschäfte spanischer Immobilienfirmen

Hinter beiden Projekten standen Berater wie die spanische IAC-Arquitectura von Juan Ripoll. Letztes Jahr wurde Juan Ripoll von der Leitung des Projektes Nova Atlantida abgezogen. Die Leitung übernahm die Afirma Grupo Inmobiliario, S.A. mit Sitz im spanischen Valencia. Afirma ist vor zwei Jahren aus einer Fusion von Astroc und 18 weiteren Gesellschaften hervorgegangen und betätigt sich in der Entwicklung und der Verwaltung von Grundstücken. Als eine der ersten Massnahmen wurde die Investorengruppe Nova Atlantida umbenannt in „Brasil Real Estate New Project Participations“. 55 Prozent des Kapitals ist gemäss der spanischen Finanzzeitung el Economista in den Händen der Afirma, der Rest in den Händen von Juan Ripoll. Obwohl die für den Baubeginn notwendigen Bewilligungen nicht vorlagen und verschiedene Gerichtsfälle hängig waren, warb Brasil Real Estate um weitere Investoren. Auch eine Schweizer Firma war involviert: Die schweizerische AG SOARBAU begleitete das Unternehmen Ecocity zu Handen eines Kunden. In der brasilianischen Presse wird vermutet, es gehe bei den Megaprojekten um Geldwäscherei. Inzwischen schreibt Afirma rote Zahlen. Im August unterzeichnete sie ein Schuldenrefinanzierungsabkommen von über zwei Milliarden Franken und erkämpfte sich damit nochmals eine Lebensfrist von rund drei Jahren. „Seit es aufgrund verstärkter Umweltauflagen schwieriger geworden ist, an den spanischen Küsten zu bauen, suchen Immobilienfirmen nach neuen Horizonten und entdecken Amerika neu“, schrieb René Schärer dieses Jahr in einem Kommentar zur TO DO-Preisverleihung. Die spanischen Firmen litten unter dem Zusammenbruch des spanischen Immobilienmarktes und suchten die Verluste an den amerikanischen Küsten wettzumachen. Gemeinden und Gemeinschaften in Mexiko, Nicaragua, Costa Rica, Jamaika und weiteren Ländern mobilisierten gegen die Invasion aus Europa. Ähnliche Projekte bestünden im Bundesstaat Ceará: Doch zurzeit seien sämtliche der acht geplanten Resorts blockiert – sei es durch lokale Fischervereinigungen, durch die einheimische Bevölkerung/Ureinwohner, durch NGOs oder eben, weil sie den brasilianischen Umweltanforderungen nicht genügten.

Tourismusausbau mit Regierungshilfe

Am diesjährigen Weltsozialforum in Belém waren die spekulativen Investitionen in touristische Grossprojekte ein Thema. Die brasilianische Delegation zeigte auf, dass allein im Nordosten Brasiliens 33 solche Megaprojekte geplant seien. Diese erhalten massive Unterstützung der Regierung in Form von direkten Subventionen, Infrastrukturleistungen (Strassen, Strom- und Wasserzufuhr) sowie Steuerermässigungen. Der wichtigste Grund für die Investoren seien aber die Immobilien an sich: Denn kaum geplant, geht der Verkauf der künftigen Residenzen, Ferienwohnungen und Eigneranteile los, und die Anzahlungen dafür spülen flüssige Mittel in die leeren Kassen, die in nächste spekulative Operationen geleitet werden können.