«Wir müssen uns bewusst sein, dass Tourismus direkt oder indirekt den sexuellen Missbrauch von Kindern unterstützt. Wo dies geschieht, will Hotelplan nicht mehr wegsehen». Mit diesen Worten eröffnete im Juni 2004 der damalige CEO von Hotelplan Swiss Group, Walter Güntensberger, einen Aktionstag am Hauptsitz des Unternehmens in Zürich-Glattbrugg. Die Nachricht des Tages an Belegschaft, Medien und Partner: Inskünftig wird sich der Reiseveranstalter aktiv zum Schutz der Kinder vor kommerzieller sexueller Ausbeutung im Tourismus engagieren (siehe akte-Kurznachrichten 3/2004). Ein Versprechen, das Hotelplan bis heute auf beispielhafte Weise gehalten hat.
Den Verantwortlichen bringt ihr Einsatz auch auf dem internationalen Parkett grossen Respekt ein. «Hotelplan wurde immer wieder als Vorbild zitiert, vor allem was die Umsetzung und die Seriosität des Engagements anbelangt», berichtet Karolina Frischkopf, die neue Leiterin der Fachstelle ECPAT Switzerland im Kinderschutz Schweiz, von der Dritten Internationalen Tagung von ECPAT International, die Anfang September 2005 in Rio des Janeiro stattfand und 160 ECPAT-Delegierte aus 67 Ländern zusammenbrachte, um den weltweiten Einsatz gegen die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern zu diskutieren und koordinieren. Zur Umsetzung der Verpflichtungen, die Hotelplan AG 2003 mit der Ratifizierung des «Code of Conduct» eingegangenen ist, hat ECPAT Switzerland einen detaillierten Bericht erstellt, der die Aktivitäten des ersten Jahres des Pilotprojektes evaluiert. Auch darin wird das grosse Engagement gewürdigt, gleichzeitig aber auch festgehalten, dass ein Jahr nicht ausreiche, um sämtliche im Massnahmenkatalog geforderten Punkte seriös zu erfüllen. Umgesetzt wurde dennoch viel: Das Unternehmens-Leitbild wurde überarbeitet. Vertragspartnern, welche die sexuelle Ausbeutung von Kindern in ihren Anlagen und Hotels zulassen, droht die Kündigung des Vertrags. Über 600 Mitarbeitende der Deutschschweiz wurden bereits geschult. Mitte November 2005 steht der Verhaltenskodex auf dem Schulungsplan der Westschweizer Belegschaft. Auch in den Destinationen Dominikanische Republik und Kenya geht Hotelplan Schritte voran und versucht, mit Weiterbildungen und einem Pilotprojekt zur lokalen Vernetzung die Code-Forderungen umzusetzen. Für einen Reiseveranstalter allein scheint dies jedoch ein organisatorisch wie finanziell äusserst anspruchsvolles Unterfangen zu sein. Um bei Schulungen und anderen Aktivitäten in den Zielländern Synergien nutzen und effizient wirken zu können, braucht es nicht nur die Zusammenarbeit mit lokalen NGO-Partnern. Vielmehr müssten auch die Reiseveranstalter zusammenspannen, die sich gegen die sexuelle Ausbeutung von Kinder im Tourismus stark machen wollen. Gelegenheit für solche Kooperationen bietet sich im Rahmen der Branchenverbände wie etwa der Tour Operators´ Initiative, die den Verhaltenskodex zum Aufnahmekriterium für all ihre Mitglieder erhoben hat. Auch der Schweizerische Reisebüro-Verband hat bereits anfangs der 90er Jahre die Bekämpfung des Sextourismus in seinem Leitbild verankert. /cosa-plus

Quellen: Informationen Schweizerischen Reisebüro-Verbandes (SRV); Monitoringbericht zur Umsetzung des Code of Conduct bei der Hotelplan AG, 2004, zu beziehen bei ECPAT Switzerland, Hirschengraben 8, 3001 Bern