Gute Beispiele für fairen Tourismus. Gibts die überhaupt? fairunterwegs ist überzeugt: Ja! Und deshalb testen wir einen Schweizer Pionier des Fairtrade-Reisens auf Herz und Fairness: Dreamtime Travel.  

fairunterwegs: Herr Eckert, es wird Herbst, ich will in die Sonne. In Afrika z. B. war ich noch nie. Können Sie das was für mich zusammenstellen?

Dominik Eckert: Ja, auf jeden Fall. Sonne gibt es in Afrika – aber der Kontinent bietet natürlich noch viel mehr.

Mal spezifischer: Ich würde auch so gerne eine Safari machen. Aber ist das nicht ein bisschen wie Zoo, nur grösser? Ist das heutzutage noch vertretbar?

DE: Eine Safari kann man in vielen Regionen Afrikas erleben. Tatsächlich gibt es sogenannte Tierreservate, die sich wie ein grosser Zoo anfühlen. Diese sollte man meiden. Die allermeisten Schutzgebiete und Nationalparks sind sehr engagiert und leisten einen ausserordentlich wichtigen Beitrag zum Schutz bedrohter Tiere und zum Erhalt der Artenvielfalt.

Kultur zu sehen, fände ich auch toll. Aber kann man auch die ärmeren Gegenden besuchen, ohne den Menschen das Gefühl zu geben, sie wären im Zoo gelandet? Und zwar hinter der Scheibe.

DE: Der Besuch bei Menschen und das Erleben der Kultur ist anspruchsvoll – das gilt für KwaZulu-Natal genauso wie fürs Muotathal. Der Grat zwischen kommerzieller Touristenfalle und einer authentischen Begegnung ist sehr schmal. Aus meiner Sicht braucht es für Begegnungen mit Menschen viel Zeit, ein möglichst persönliches Umfeld, ehrliches Interesse, Respekt und ein offenes Herz.

Wein aus Südafrika hat einen klingenden Namen. Aber kennen Sie auch einen Weinbauern, der etwas zur Apartheid sagen kann?

DE: Wir organisieren schon lange Reisen nach Südafrika und verfügen über viele persönliche Kontakte. Da gibt es immer die Möglichkeit, mit Leuten über die Vergangenheit, über die aktuellen Probleme und die Herausforderungen der Zukunft zu diskutieren. Allerdings lassen sich die Menschen in Südafrika – egal welcher Hautfarbe und Herkunft – nicht gerne auf das Thema Apartheid reduzieren. Aber das ist dann genau etwas, was man herausfindet, wenn man mit den Menschen spricht.

Super und kann ich das alles in meiner einen Woche Herbstferien machen?

DE: Nein, das reicht nicht. Wenn Sie zwei Tage im Flugzeug sitzen, um dann 5 Tage von Ort zu Ort zu hetzen, ergibt das keinen Sinn. Da bleiben Sie lieber in der Schweiz. Wir empfehlen für eine Reise nach Südafrika allermindestens einen Aufenthalt von 2, besser aber 3 bis 4 Wochen. Dann haben Sie Zeit für tolle Erlebnisse, interessante Begegnungen und kommen erst noch erholt nach Hause.

Test bestanden, Herr Eckert, Glückwunsch! Das waren jetzt doch mehr oder weniger heikle Themen, die ich da angesprochen habe und Sie konnten mir ausgewogenen Antworten liefern. Woran liegt das?

DE: Bei Dreamtime machen wir uns schon seit vielen Jahren Gedanken über die ökologischen und sozialen Auswirkungen des Tourismus in unseren Zielgebieten. Gerade in der aktuellen Krise wird gut sichtbar, wie viele Menschen dank des Tourismus ein Einkommen, aber auch Zugang zu Bildung und Fortschritt haben. Der globale Tourismus verursacht aber auch grosse Probleme und da verschliessen wir die Augen nicht. Die Förderung von nachhaltigen Tourismusprodukten ist Teil unserer Strategie und unserer Firmenkultur. Unsere Erfahrung zeigt, dass die Berücksichtigung von sozialen und ökologischen Aspekten nicht nur der Bevölkerung des Reiseziels Vorteile bringt, sondern auch die Reisen unserer Kundinnen und Kunden wertvoller macht.

Ein Teil Ihrer Reisen sind Fairtrade zertifiziert. Warum? Ist das wie bei der Fairtrade Schokolade? Dass ich sicher sein kann, dass die Mitarbeitenden mehr verdienen? Oder gibt es noch andere Aspekte? 

DE: Im Grundsatz funktioniert Fairtrade bei Reisen gleich wie bei der Schokolade oder den Bananen. Nach Fairtrade zertifizierte Unterkünfte verpflichten sich, faire Gehälter zu bezahlen, garantieren verbindliche Arbeitsbedingungen sowie Schulung und Förderung der Mitarbeitenden. Hinzu kommen auch noch Kriterien bezüglich verantwortungsvoller Unternehmensführung und der Einhaltung von Umweltstandards.
Als Reiseveranstalter berücksichtigen wir bei der Auswahl unserer Unterkünfte nicht nur Kriterien wie Lage des Hotels, Grösse des Pools oder Qualität des Frühstücksbuffets, sondern eben auch die faire Bezahlung der Mitarbeitenden. Die meisten Kundinnen und Kunden schätzen das.

Es gibt einen interessanten Unterschied zwischen den Fairtrade Bananen und Fairtrade Reisen. Während man bei den Bananen im Grossverteiler einfach darauf vertrauen muss, dass die Standards eingehalten werden, ist man bei den Unterkünften direkt vor Ort und kann auch mit den Mitarbeitenden sprechen.

Warum ist das gerade bei Reisen nach Afrika wichtig? Was ist der Unterschied zu den Reisen nach Südamerika?

DE: Die Berücksichtigung von ökologischen und sozialen Aspekten ist immer wichtig – unabhängig vom Reiseziel. Für Reisen nach Afrika und Lateinamerika stehen die sozialen Kriterien im Vordergrund, weil es kaum staatliche Standards gibt. Für Reisen nach Australien oder Neuseeland ist das etwas anders, weil es dort ein ausgebautes Sozialsystem und fortschrittliches Arbeitsrecht gibt.

Was kostet mich jetzt meine dreiwöchige Südafrika-Tour? Was bleibt davon vor Ort? Und was hat die Umwelt davon?

DE: Das kann ich so pauschal nicht sagen – das hängt stark davon ab, mit welchem Verkehrsmittel Sie unterwegs sind, welchen Unterkunftsstandard Sie wählen und ob Sie auf eigene Faust oder mit einem Reiseleiter bzw. einer Reiseleiterin reisen. Von 2‘000 bis 10‘000 Franken ist alles möglich. Da wir in erster Linie mit kleinen und lokalen Unterkünften arbeiten und lokale Reiseleiter:innen berücksichtigen, ist die Wertschöpfung im Land sichergestellt.

Sind die fairtrade Reisen auch ökologisch korrekt?

DE: Nicht zwingend. Die Fairtrade Unterkünfte halten sich zwar an die geltenden Umweltstandards – aber das reicht noch nicht. Wichtig ist auch, dass die Reise möglichst lange dauert, dass die Flüge kompensiert werden und dass man sich generell achtsam verhält.

Grundsätzlich ist es aber so, dass eine Fernreise aus ökologischen Aspekten nie problemlos ist. In Abwägung der positiven und negativen Aspekte einer solchen Reise scheint es mir aber vertretbar, dass man Fernreisen unternimmt.

fairunterwegs zeigt, wie Tourismus auch sein kann: fair, umweltfreundlich und mit berührenden Begegnungen. Deswegen geben wir Unternehmen, die wir für glaubwürdig halten, den Platz, ihre Arbeit vorzustellen. Diesmal: Ein Pionier des Fairtrade Reisens. Der Reiseveranstalter Dreamtime mit Filialen in Bern, Baden und St. Gallen. Warum Pionier? Dreamtime Travel ist weltweit einer der ersten Veranstalter von Fair Trade Tourism zertifizierten Reiseangeboten und war massgeblich an deren Entwicklung beteiligt. Weiterhin ist Dreamtime Travel TourCert zertifiziert. Dieses Siegel steht für Nachhaltigkeit und Unternehmens-Verantwortung im Tourismus.