Eine Schweiz zum Verreisen: 6 Anregungen
Die Wette gilt: In diesem Sommer wird es auf dem Schreckhorn, am Lauenensee und im Bergell so viele Schweizer Gäste haben wie noch nie. Wer die touristischen Trampelpfade verlässt, kühlt die Hotspots, sieht Ungesehenes und trägt zur besseren regionalen Verteilung des Nationaleinkommens bei (welch hehre Aufgabe).
1. Fremde Kulturen
Gehen Sie dorthin, wo man Sie nicht versteht: z. B. in die Romandie. Nur gerade drei Prozent der DeutschschweizerInnen machen das, sagt eine Studie der Uni St. Gallen. Wenn Sie von Mauler (ausgesprochen: Moläär) Champagner und dem Greyerzer-See erzählen, werden Sie Ihre ArbeitskollegInnen verständnislos-bewundernd anschauen. Neues entdecken Sie auch, wenn Sie sich mit HEKS für geflüchtete Menschen in der Schweiz engagieren.
2. Unbekannte Städte
Die wertlosen Städte im Monopoly sind eine Reise wert: Chur, St. Gallen, Schaffhausen oder La Chaux-de-Fonds. La Chaux-de-Fonds zum Beispiel ist eine der zwölf Weltkulturerbestätte der Schweiz. Auf Ihren Stadtwanderungen können Sie sich von Einheimischen führen lassen, sogar kostenlos (respektive nur Trinkgeld). Oder Sie können Sie aus unterschiedlichen Perspektiven anschauen: von unten mit Surprise, von und mit MigrantInnen, aus Frauenperspektive oder zu gewissen Themen wie Kolonialgeschichte und Sklavenhandel, zum Beispiel die Basler Stadtsafari oder die Cooperaxion-Stadtrundgänge in Neuenburg, Bern und Winterthur. Und die Konsumglobal-Führungen durch Basel, Bern oder Zürich zeigen die globalen Zusammenhänge unseres Konsums auf.
3. Strandgefühl
Menschenleere Strände in der Schweiz im Sommer 2020? Noch ist unklar, wann und wo das Baden wieder erlaubt sein wird. Hier zum Einstimmen ein paar Tipps, die vor ihrer Veröffentlichung geheim waren:
Aus der Aargauer Zeitung, dem Blick, der Coopzeitung und dem Migrosmagazin und von Familienleben.ch, nachhaltigleben.ch, dem Wanderforum und der Lebensrettungsgesellschaft.
Falls das Baden im Brunnen verboten ist, kann man auf Schwimmteiche ausweichen. Sie haben sogar einen Verband.
4. Wandern
Die Schweiz ist ein Volk von Wanderern, sagte die NZZ. Wandern Sie mit und besuchen Sie Ihren Heimatort. Und gehen Sie in einen der 20 Naturpärke oder entwerfen Sie eine eigene Foxtrail-Schnitzeljagd für Ihre Bekannten (gegenseitig).
Inspirationen geben auch spezielle Wanderbücher wie die Reihe "Wandern wie gemalt" und viele Weitere.
5. Spartipps
Besuchen Sie Ihre Verwandten – vielleicht freuen sie sich – oder schlagen Sie auf Ihrem Balkon oder in Ihrem Garten ein Zelt auf. Sie haben weder ein Zelt, noch Zugang zu Garten oder Balkon? Wie wärs mit einem Wohnungstausch, z. B. unter Freunden? Der Beobachter weiss Rat.
Bett & Zmorge: B&Bs sind in der Schweiz zwar eher ungewohnt, aber eine meistens sympathische Art, Mensch und Ort günstig kennenzulernen. Ebenso Bauernhof-Ferien.
Und dann gibt’s natürlich noch die hippen Klassiker: reka.ch, sac.ch, youthhostel.ch.
6. Und sonst noch?
Was in Bombay gilt, gilt auch in Bümpliz:
- Achten Sie bei der Wahl Ihrer Unterkunft auf Labels oder buchen Sie über Portale wie bookdifferent.com. Alternative und Bio-Hotels haben mit "Der andere Hotelführer" und "Biohotels" ihre eigenen Plattformen entwickelt. Buchen Sie nicht über die grossen Plattformen, denn sie verlangen von den aufgeführten Tourismusanbietern 15 bis 30 Prozent Kommission. Das können sich kleinere Betriebe häufig nicht leisten.
- Lassen Sie sich nicht von Rabatte leiten: Gerade kleine Anbieterinnen und Anbieter können jetzt nicht noch eine Tiefpreisstrategie fahren und werden von den Kapitalkräftigen erdrückt. Und: Wer kein besseres Argument als einen tiefen Preis hat, hat keine Gäste verdient.
- Kaufen Sie lokal ein. Faire Angebote finden Sie zum Beispiel auf Arbolife.com (FR oder EN).
- Geben Sie Trinkgeld, auch in Hotels: Gerade nach Corona sind viele Mitarbeitende froh um den Zustupf.
- Lassen Sie sich durch gute Literatur zu neuen Genusserlebnissen verführen: Zum Beispiel durch Transhelvetica – das Schweizer Magazin für Reisekultur – es wird seinem Namen gerecht. Oder durch die Hotel- und Restaurantführer vom Schweizer Heimatschutz oder die Bücher von Martin Jenni im AT Verlag.
Und wer die Flughafen-Vibes vermisst findet hier eine Anregung.