Sizilien! Irgendwann dürfen wir wieder dahin (und auch anders-wohin reisen) – bis es soweit ist, können wir zum Glück wenigstens lesen und die Welt (in diesem Fall Sizilien) von einer anderen Seite kennen lernen! Zum Beispiel mit dieser kleinen, aber feinen Sammlung mit Texten des Lehrers und Chronisten Leonardo Sciascia (1921-1989).

Archaisch ist diese Welt, schön, verwirrend; und manchmal kann selbst das unglaublich gleissende Licht des tiefen Südens nicht bis in die dunklen Verflechtungen vordringen. Sein Leben lang hat Leonardo Sciascia immer wieder über seine Insel geschrieben: über brutale Gutsherren, ausgebeutete Arbeiter in den Schwefel- und Salzminen, über habgierigen Adel, Kinderarmut, über Honoratioren, die sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um die Bauern auszupressen, und deren einzige Hinterlassenschaft auf Erden die Mulde im Sessel des Clubs ist.

Die faschistische Vergangenheit hat dieses Leben ebenso geprägt wie die Machenschaften der Mafia. Präzise und schnörkellos schreibt der Schullehrer Sciascia seine Beobachtungen auf – und malt dabei ein faszinierendes Bild, das uns diese so tragische wie schöne Welt ein Stück näherbringt. 

Leonardo Sciascia: Einmal in Sizilien. Wagenbach Verlag, 2021, 144 Seiten. CHF. 26.50. ISBN 978-3-8031-1360-3