Erinnerung an Peter Holden
Basel, 18.11.2010, akte/ Der australische Theologe Peter Holden war der erste Generalsekretär der "Ecumenical Coalition on Third World Tourism" mit Sitz in Bangkok. Er war unser Mitstreiter, unser Freund und langjähriger Verbündeter in unseren Bemühungen, den Menschen hierzulande die Auswirkungen des Tourismus auf die Menschen in den armen Ländern zu erklären, den Widerstand lokaler Bevölkerungen gegen touristische Projekte zu stärken und Alternativen anzubieten. "Wir", das waren der Arbeitskreis "Tourismus und Entwicklung" (später Akte) in Basel, das "Zentrums für entwicklungsbezogene Bildung" ZEB (später "Tourism Watch") in Stuttgart und das TEN ("Tourism Ecumenical/European Net"). Peter Holden war unseren gemeinsamen Anliegen leidenschaftlich verpflichtet. Als Australier, der sich dem asiatischen Kontinent zugehörig fühlte, war er ein Brückenbauer zwischen Ost und West, zwischen Nord und Süd.
Zusammen mit dem neuseeländischen Theologen Ron O’Grady, dem ehemaligen Generalsekretär der „Christian Conference of Asia“ CCA, suchte er den Kontakt zum Papst und zum Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf. Er wollte die grossen Kirchen mit ins Boot nehmen im Kampf gegen die Ausbeutung der Armen durch den Tourismus.
Peter Holden erkannte im Dritte-Welt-Tourismus die gleichen Strukturen wie in allen Beziehungen der globalen Weltwirtschaft. Somit war dieser Tourismus für ihn ein eminent politisches Thema, das sowohl in den Ländern, woher die Touristen kamen, als auch in den Ländern, wohin sie reisten, zu untersuchen und zu diskutieren war. Als Generalsekretär der Coalition empfand er sich vor allem als Sprachrohr der "Opfer" des Tourismus und als unermüdlicher Förderer lokaler Initiativen, die sich gegen touristische Projekte wehrten, welche nicht mit der lokalen Bevölkerung abgestimmt waren. Überall und stets forderte er Partizipation aller Beteiligten ein.
Die 1982 gegründete Coalition und das TEN brauchten einander. Gegenseitig dienten wir einander als Legitimierung unserer Arbeit. Die gemeinsame Basis errichteten wir 1981 in Stockholm, an der ersten internationalen Konferenz zum Dritte-Welt-Tourismus ("Third World People and Tourism"). Unsere Zusammenarbeit wurde enger, als wir den Zusammenhang zwischen Prostitution, Tourismus und Entwicklung herstellten und im Bereich Sextourismus und Frauenhandel zu recherchieren begannen. 1983 fuhren wir nach Thailand. Peter Holden und seine thailändischen Kolleginnen und Kollegen öffneten die Türen, führten uns ein in die asiatische Mentalität und waren grossartige Gastgeber. Nächtelang unterhielten wir uns über Ursachen und Folgen des Sextourismus in Asien, über die Motive der Frauen in diesem Gewerbe, über unterschiedliche Mentalitäten, über Strategien und politische Forderungen. Wir streiften durch Bangkok by night, fuhren aufs Land, diskutierten mit Betroffenen und sahen die verheerenden Folgen des Tourismus in einem armen Land. Daraus entstand zusätzlich ein internationales Netzwerk gegen die Ausbeutung von Frauen und Kindern im Tourismus, die ECPAT-Kampagne.
Peter war gern unterwegs, Asien war die Heimat seines Herzens, in Australien hielt es ihn nie lange. Wir freuten uns immer, wenn er nach Europa kam zu unseren TEN-Treffen nach Stuttgart, Basel, London, Paris, Noorwijk, Wijgmaal oder wir ihn in Asien oder Afrika trafen. Bescheiden trat er auf, hartnäckig diskutierte er, meist freundlich lächelnd, und auf Konferenzen, die wir zusammen organisierten, hielt er in einem gewählten Englisch blendende Reden. Als sich unsere Wege gegen Ende der achtziger Jahre aus beruflichen Gründen trennten, blieben wir uns als Freunde verbunden.
Peter Holden wurde am 10.08.1935 in Sydney geboren. Er studierte Theologie und Religionspädagogik und engagierte sich ökumenisch und innerhalb der methodistischen Kirche. von 1977-1982 sass er in leitender Stellung im australischen Kirchenrat, von 1986-1993 war er Direktor von World Christian Action des australischen Kirchenrats. Er sprach Thai, Indonesisch, Französisch und Deutsch. Peter Holden war der erste Direktor von ECOT, von 1982-1986. Er lancierte auch die Zeitschrift von ECOT, Contours, und die Kampagne zum Schutz der Kinder vor kommerzieller Sexueller Ausbeutung im Tourismus ECPAT, heute eine internationale Organisation mit vielen Ländervertretungen.