«Erklärung von Kreta»: Ein kleiner Schritt weiter
Mit einer Fachtagung über Umwelttechnologie im Hotelbereich stellt der Schweizerische Reisebüro-Verband (SRV) unter Beweis, dass sein Engagement für einen umweltverträglicheren Badetourismus mehr als ein Lippenbekenntnis ist. Weitere Schritte müssen allerdings folgen, soll die „Erklärung von Kreta“ nicht eine gut gemeinte Alibiübung bleiben.
Vor zwei Jahren verabschiedete der SRV die sogenannte „Erklärung von Kreta“. Darin verpflichtet sich der SRV und mit ihm die unterzeichnenden Schweizer Reiseveranstalter, die nötigen Schritte für die ökologische Verbesserung des Badetourismus zu ergreifen. Dieses Engagement sollte sich zur Hauptsache in zwei Bereichen konkretisieren: In der Einflussnahme auf die Manager der Vertragshotels bezüglich Umweltmassnahmen und in der Durchführung von Fachseminarien in den Badedestinationen zur Sensibilisierung über Umweltprobleme. Anfangs Dezember 2000 ist die praktische Umsetzung einen Schritt weiter gekommen: Als Pilotprojekt organisierte der SRV zusammen mit der zypriotischen Tourismusorganisation (Cyprus Tourism) eine Fachtagung für Umwelttechnologie im Hotelbereich. Dass gerade Zypern zu einer solchen Zusammenarbeit Hand geboten hat, ist kein Zufall. Denn die Mittelmeerinsel ist heute mit Umweltproblemen konfrontiert, welche die Zukunft des Landes und des Tourismus längerfristig in Frage stellen könnten. Ganz im Vordergrund steht dabei die Knappheit der Ressource Wasser: In Zypern herrscht heute eine eigentliche Wassernot. Zwar können die Hotels bis anhin jederzeit mit Trinkwasser versorgt werden. Doch den Preis dafür bezahlt die zypriotische Bevölkerung. Behörden und Hoteliers haben sich notgedrungen schon einiges einfallen lassen, um das Wasserproblem zumindest zu entschärfen. Auch im Energiebereich wurden beachtliche Anstrengungen unternommen; so hat sich etwa die Nutzung der Sonnenenergie schon erstaunlich gut durchgesetzt. In anderen Bereichen – etwa der Abfallentsorgung – steht man in Zypern hingegen noch ganz am Anfang. Die Fachtagung in Limassol hatte zum Ziel, die zypriotischen Hoteliers über den neusten Stand der Umwelttechnologie in verschiedenen Bereichen (Energie, Abfallentsorgung etc.) zu informieren. Zu diesem Zweck hatte der SRV eine Hand voll Schweizer Experten und Vertreter von Firmen im Umwelttechnologiebereich nach Zypern eingeladen. Die Bilanz der zweitägigen Veranstaltung fällt mehrheitlich positiv aus. Die Initiative des SRV wurde von zypriotischer Seite – so unser Eindruck – gut aufgenommen. Nicht immer ganz reibungslos verlief hingegen die Koordination zwischen dem SRV und Cyprus Tourism, und bei einigen Referaten stellte sich die Frage, ob ein Wissens- und Know-How-Transfer in diesem Bereich wirklich sinnvoll und nötig gewesen war. Der SRV hat aus diesen Erfahrungen die Lehren gezogen und will bei einem nächsten Fachseminar mehr auf die Bedürfnisse des Gastlandes eingehen.
Die grundlegende Idee der „Erklärung von Kreta“, im Dialog mit den Mittelmeerländern auf partnerschaftliche Weise einen nachhaltigen Tourismus in der Mittelmeerregion zu fördern, ist sicher unterstützenswert. Nun braucht es aber weitere, konkrete Schritte. Dazu gehört ein entsprechendes Budget, eine Fachstelle und besondere Kontrollmechanismen. Nur so wird das Umweltengagement des SRV und der Reiseveranstalter, welche die „Erklärung von Kreta“ ratifiziert haben, glaubwürdig bleiben.
Beat Stauffer, Journalist BR, e-mail: bestauffer@datacomm.ch