Ein völlig neues Skigebiet auf dem Grossboden zwischen Andermatt / Gütsch und dem Oberalp, die Erschliessung von St.–Annafirns und Felstals ab Hospental sowie eine Seilbahn von Göschenen auf den Gütsch als direkte Anbindung des neuen Skigebiets an den öffentlichen und privaten motorisierten Verkehr: das sind die Pläne für den Ausbau der touristischen Infrastruktur in Andermatt. Kommen hinzu: ein Bergrestaurant auf dem Nätschen und eins am Lutersee. Selbstredend sind Beschneiungsanlagen überall und der Ersatz der alten Anlagen. Um Kapazitäten und die Effizienz zu steigern und Andermatt den Sprung in die mittlere Liga der Skigebiete zu ermöglichen. Die Federführung hat der Kanton Uri gleich selbst übernommen. Es ist nicht von der Hand zu weisen: die Anlagen in Andermatt sind marode und bedürfen einer Erneuerung. Ebenso klar ist: mit dem Ja von Bund und Kanton Uri zum Resort war auch die Erweiterung der Anlagen gemeint. Mountain Wilderness hat deshalb frühzeitig vorgeschlagen, Gebiete die heute extensiv genutzt werden, wo Alpwirtschaft, Strahlen, Jagd oder der Alpinismus zu Hause sind, aus den touristischen Entwicklungsplänen auszusparen. Konkret sind dies: das Unteralptal, das Witenwasserental und die linke Talflanke von Furka–Lochberg–Bäzberg. Dieser Idee scheint der Kanton Uri grundsätzlich nicht abgeneigt. Positiv zu werten ist auch, dass er den Rückbau des konkursiten Skigebiets Winterhorn möglichst bald erreichen will.

Bedenklich dabei ist nur: dieser Rückbau ebenso wie andere Naturschutzmassnahmen, sind eigentlich per Gesetz vorgeschrieben. Nun aber werden sie als Ersatzmassnahmen verkauft. Die Kompensation für den Natur- und Landschaftsverbrauch durch die Skiliftanlagen ist völlig ungenügend.

Das Fazit: das Resort in Andermatt und die damit verbundene touristische Entwicklung fressen Natur und Landschaft über die Massen. Die Umweltschutzverbände ihrerseits haben wiederholt und gemeinsam zu einem nachhaltigen Ausbau der Anlagen gemahnt. Ohne Wirkung. Die Umweltorganisationen inklusive Mountain Wilderness verlangen:

  • Verbindlich festgelegte extensive Nutzungsregelungen für das Unteralptal, Witenwasserental, Gebiet Furka-Bäzberg.
  • Verzicht auf die Erschliessung des St. Anna-Gletschers als neues Skigebiets und der damit verbundenen Bahnanlagen.
  • Verzicht auf den Bau eines Restaurants am Lutersee.
  • Aufzeigen von Ausgleichsmassnahmen, die ihrem Namen auch gerecht werden und einen reellen Ersatz bezüglich Natur- und Landschaftswerte darstellen.
  • Aufzeigen von Alternativen oder wirklichen Kompensationen für den immensen Wasser- und Energieverschleiss für die Beschneiung der neuen Skipisten.

Aufgrund des massiven Protests der Umweltorganisationen hat sich der Kanton Uri bereit erklärt über die Bücher zu gehen. Fazit der Verhandlungen:

  • Alle Kompensationsmassnahmen sollen wirkliche und zusätzliche Leistungen für Natur und Landschaft sein und keine per Gesetz vorgeschriebene Musts.
  • Verzicht auf die Bahn von Hospental ins Felsental, hingegen nicht auf die Erschliessung des St.-Annagletschers.
  • Die Erschliessung der Fellilücke soll noch einmal überdacht werden. Als Minimallösung soll eine Lösung gesucht werden, damit der Konflikt zwischen Skitourengänger und Skifahrerinnen vermieden werden kann.

Der Kanton Uri hält hingegen an seinem scharf kritisierten, straffen Fahrplan fest. Die Umweltorganisationen kritisierten, dass die Unterlagen für die Beurteilung der Richtplananpassung wegen des grossen Zeitdrucks nicht vollständig vorhanden waren. Ob und in welchen Punkten sich die Umweltorganisationen nun zu den Planverfahren äussern werden, wird die Zukunft zeigen.
Das Beispiel Andermatt zeigt exemplarisch: das Resort hört nicht vor seinen Toren auf. Sein Einfluss auf Natur und Landschaft zieht weite Kreise. Es wäre schön, wenn in Zukunft diese Erfahrung bei der Planung weiterer Resorts von Beginn weg berücksichtigt würde.


mountain wilderness ist eine Alpenschutzorganisation, die für mehr Respekt gegenüber der Bergwelt kämpft. Sie tritt ein für den Schutz der ursprünglichen Bergnatur und für einen naturverträglichen Bergsport. mountain wilderness versteht sich als «die Partei der Berge». Weitere Informationen: www.mountainwilderness.ch


Dieser Beitrag wurde der Zeitschrift von mountain wilderness, «wildernews aktuell» Nr. 61, Sommer 2011 entnommen und am 13.07.2011von der Autorin aktualisiert. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.