Erschreckendes Ausmass der sexuellen Ausbeutung von Kindern in Kenia: Schweizer Sextouristen im Visier
Basel, 04.01.07, akte/ Entlang der Küsten Kenias werden täglich mindestens 1’500 Kinder im Sexgewerbe ausgebeutet. Das belegt die neue Studie von UNICEF: „The Report on the Extent of Children on the Kenyan Coast“. 10’000 bis 15’000 Mädchen und Jungen zwischen 12 und 18 Jahren bieten gelegentlich oder regelmässig Sex gegen Geld oder Sachgüter an. 2’000 bis 3’000 minderjährige Mädchen und Jungen arbeiten rund ums Jahr im Sextourismus-Gewerbe, knapp die Hälfte von ihnen begann im Alter von weniger als 12 Jahren.
Italiener machen mit 18 Prozent, Deutsche mit 14 Prozent und Schweizer mit 12 Prozent den grössten Anteil an den Sextouristen aus, die auf Minderjährige ausgehen. Zumeist sind es allerdings Kenianer, nämlich 38 Prozent der Kundschaft, die Minderjährige sexuell ausbeuten, sei es in den Touristenzentren insbesondere während der Nebensaison, wenn die Jugendlichen ohnehin verzweifelt nach Einkommensquellen ausschauen, sei es als „Patrons“ von jungen Angestellten im Tourismus.
Weiter hält die Studie fest, dass Kenianer, Italiener und Deutsche am meisten ungeschützten Sex verlangen. So wurden bei weniger als einem Drittel der Sexualkontakte ein Kondom verwendet, für Analsex in etwas über 40 Prozent der Fälle. Mit 1’000 bis 5’000 kenyanischen Shilling pro Tag (ca. zwischen SFr. 16 bis 88.-) verdienen die Minderjährigen im Sexgewerbe ein Vielfaches dessen, was sie in anderen (informellen) Branchen erwirtschaften können.
Die UNICEF-Mitarbeitenden an der Studie waren nicht nur überrascht von der „shocking reality“, vom erschreckenden Ausmass der sexuellen Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen im Umfeld des Tourismus. Sie zeigten sich in ihren Kommentaren vor allem auch schockiert über die gesellschaftliche Akzeptanz dieser elementaren Menschenrechtsverletzung: So befand die überwiegende Mehrheit der Befragten in Kenia die sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen als „normal und tolerierbar“. Nur gerade 20 Prozent der Befragten verurteilten die Ausbeutung als unmoralisch.
Umso dringlicher sei jetzt – da sind sich Regierungsverantwortliche mit den VertreterInnen von UNICEF einig – die „Time for zero tolerance“ angesagt, das heisst auch die Umsetzung durch Regierung, Behörden sowie der privaten Tourismuswirtschaft dieser Massnahmen, die effektiv Kinder und Jugendliche vor Ausbeutung im Tourismus schützen. Die besagte „Null-Toleranz“ wird es auch von zivilgesellschaftlicher Seite, insbesondere durch die Nichtregierungsorganisationen, eng zu überprüfen gelten.
Quellen: Sextourism booming in Kenya, 20.12.06, www.travelindustryreview.com; Shame of Child Sex Tourism On Kenyan Coast, 20.12.06, Kenia: Schweizer Sextouristen, 20.12.06, www.20minuten.ch; www.travelwirenews.com; Kenya: Report reveals Kenyan child sex industriy of „horrific“ magnitude, 19.12.06, Kenya: Stop Violence campaign in Kenya leads to increased reporting of abuses, 16.10.06, www.unicef.org