Die ersten Fairen Reisen sind lanciert. Im Interview erklärt Matthias Leisinger, Head of Corporate Responsibility bei Kuoni, warum der grosse Reiseveranstalter sich auf die Entwicklung von Fairen Reisen nach Südafrika eingelassen hat.
Weshalb ist Kuoni in die Pilotentwicklung von Fair Trade-Reisen eingestiegen?
Kuoni setzt sich im Rahmen seines Corporate Responsibility-Engagements seit Jahren und im Rahmen von diversen Projekten weltweit für einen nachhaltigen Tourismus ein. Wir arbeiten hierfür auch gezielt mit unseren Leistungspartnern in den Destinationen zusammen, um dort die Einhaltung von Standards sicherzustellen. Im Projekt mit FTTSA (Fair Trade Tourism South Africa) sehen wir eine grosse Chance an der Entwicklung und Durchsetzung zukünftiger, transparenter Kriterien für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus mitzuarbeiten.
In unserem nachhaltigen Reiseprogramm „ananea“ wie auch in den Reise-Broschüren unseres Südafrika-Spezialisten „Rotunda“ haben wir schon seit längerem FTTSA-Lodges im Angebot. Wir sind überzeugt mit diesem Produkt für Mensch und Umwelt vor Ort, aber auch für unsere Kunden einen Mehrwert bieten zu können. Wir sehen die Pilotentwicklung auch als Chance auf ein steigendes Kundenbedürfnis eingehen zu können – immer mehr Schweizerinnen und Schweizern liegt ein bewusst soziales und ökologisches Handeln am Herzen, auch bei der Wahl ihres Ferienangebots. Wir sind überzeugt, dass motivierte und fair entlöhnte Mitarbeitende sowie eine aktiv gelebte soziale und ökologische Verantwortung sich langfristig für alle auszahlt.
Was erhofft Ihr Euch davon?
Die Produktentwicklung ist für einen Reiseveranstalter das Kerngeschäft. Für Kuoni ist es wichtig transparente und einheitliche Nachhaltigkeitsstandards in diese Produktentwicklung zu integrieren. Bis jetzt war das vor allem in der Zusammenarbeit mit Hotels und Kreuzfahrtschiffen der Fall. Nun wird in diesem Pilotprojekt zum ersten Mal die ganze Wertschöpfungskette durchleuchtet – Nachhaltigkeit hört nicht an einer Landesgrenze auf. Ein Reiseangebot beinhaltet diverse Akteure, welche sich an einheitlichen Kriterien orientieren sollten. Und das beginnt bei der Produktentwicklung, der Auswahl der einzelnen Leistungserbringer und geht bis zur transparenten Ausschreibung und verständlichen Erklärung dieser Kriterien für den Endkunden. Des Weiteren war die Arbeit mit den verschiedenen Projektpartnern sehr spannend und bereichernd – viele Gespräche und Workshops haben uns gemeinsam einen grossen Schritt weitergebracht.
Und wie seht Ihr die Zukunft der Fair Trade-Reiseentwicklung?
Wir sind überzeugt, dass sich hier viel Potential verbirgt. Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit, zu lokal produzierten Lebensmitteln und authentischen Erfahrungen beim Reisen zeigt, dass sich die Kundenbedürfnisse in einem Wandel befinden. Wichtig scheint mir, dass den Kunden der Mehrwert einer solchen Reise transparent kommuniziert wird. Was macht Fair Trade aus? Was rechtfertigt den höheren Preis einer solchen Reise? Wohin fliesst das Geld? Das ist die Grundvoraussetzung für den Erfolg solcher Produkte – auch im Tourismus. Ebenfalls wichtig ist die aktive Überprüfung und Sicherstellung der Einhaltung der Standards aller Akteure. Denn nur wenn die strengen Kriterien eingehalten und kontrolliert werden, kann das Label seine hohe Glaubwürdigkeit behalten und ausbauen.