So lautet die Kernaussage von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) aus Süd und Nord in ihrer Stellungnahme zum «Global Code of Ethics», der zur Zeit im Rahmen der Welttourismusorganisation (WTO) erarbeitet wird. Im Juli 1998 trafen sich rund 20 VertreterInnen von NGOs, die sich in Europa, Afrika, Asien und Lateinamerika kritisch mit Tourismus beschäftigen, um Chancen und Grenzen ethischer Richtlinien für den Tourismus auszuloten und gemeinsam eine Position im Erarbeitungsprozess des globalen Verhaltenskodexes der WTO einzunehmen.
Ethik im Tourismus – je nach Standpunkt des Betrachtenden eine Selbstverständlichkeit oder ein schlechter Scherz? Über alle kulturellen Diversitäten hinweg, so die Haltung der NGOs, gibt es universell gültige ethische Prinzipien wie der Respekt vor dem Leben und der Andersartigkeit, die gewaltlose Bewältigung von Konflikten, Toleranz und Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung, Freiheit, die nicht des Nächsten Freiheit beschneidet. Sie bilden die Grundlage internationaler Vereinbarungen wie der Erklärung der Menschenrechte, der UNO-Kinderrechtskonvention oder der auf dem Umweltgipfel in Rio getroffenen Abmachungen, und sie sollen auch das Verhalten sämtlicher Akteure im Tourismus leiten. Vor dem Hintergrund der aktuellen Globalisierung gewinnen klar vereinbarte ethische Richtlinien gerade auch für transnational operierende Unternehmen zunehmend an Bedeutung und müssen heute als wichtige Leitplanken der internationalen Instrumente erachtet werden, die zu einer ökologisch und sozial gerechteren Ausgestaltung des Tourismus beitragen können. Deshalb begrüssen die NGOs den Vorstoss der WTO zur Erarbeitung eines globalen Verhaltenskodexes im Tourismus, wie er 1997 in der Manila-Erklärung über die sozialen Auswirkungen des Tourismus verankert wurde (s. AkT&E-KUNA 3/97). Weil bei der WTO im Unterschied zu andern den Vereinten Nationen angegliederten Organisationen nicht nur Regierungen, sondern auch Unternehmen aus der Privatwirtschaft Mitglieder sind, erhält die Ausarbeitung eines griffigen Kodexes im Rahmen der WTO für den Wirtschaftszweig einen besonderen Stellenwert. Umso wichtiger war es denn auch für die NGOs, der Einladung der WTO zu folgen und im Erarbeitungsprozess des «Global Code of Ethics for Tourism» mitzuwirken.
In einer ersten Stellungnahme setzen die NGOs klar die durch Tourismus benachteiligten Bevölkerungsgruppen – insbesondere Frauen, Kinder und ethnische Minderheiten in den Urlaubsgebieten – als zentrales Anliegen und heben die vollumfängliche Mitbeteiligung der BewohnerInnen in den Zielregionen an Entscheiden und am Ertrag aus dem Tourismus als unabdingliche Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung hervor. Weiter werden von Seiten der NGOs die Forderungen nach mess-, überprüf- und einklagbaren Standards geltend gemacht. Das Positionspapier soll nun in verschiedenen Vernehmlassungen mit Beteiligten verfeinert, mit konkreten Forderungen ergänzt und im Sommer 1999 offiziell bei der WTO eingegeben werden. Derweil wird im kritischen Dialog mit den Verantwortlichen der WTO Stossrichtung und Ausgestaltung des globalen Verhaltenskodexes diskutiert. Der «Global Code of Ethics» soll im Herbst 1999 von der WTO verabschiedet werden; seine Implementierung wird von den NGOs mit grösster Aufmerksamkeit verfolgt werden.

Seminarunterlagen des AkT&E, Stuttgart 6.-9.7.1998; eigene Recherchen/cp